Mehr als 8500 Menschen in der Schweiz waren laut Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im August in Kurzarbeit. Das sind 3.5 Prozent mehr als einen Monat zuvor.
Der grösste Teil davon entfällt auf die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). «Wir sind seit zehn Quartalen in einer Industriekrise», sagt der Präsident des Branchenverbandes Swissmem, Stefan Brupbacher, «und jetzt ist noch der Zollhammer dazugekommen. Beides hat uns enorm viele Probleme geschaffen.»
MEM-Branche beschäftigt in der Schweiz 320'000 Menschen
Die MEM-Branche ist als Arbeitsgeberin wichtig in der Schweiz. Laut Swissmem beschäftigt sie 320'000 Menschen in der Schweiz, plus 560'000 weltweit. Getragen wird sie vor allem von klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU).
Die Situation ist vergleichbar mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Jahr 2015. Aber die Schweizer Industrie hat noch deutlich schwierigere Zeiten hinter sich. Während der Finanzkrise 2008 oder nach Ausbruch der Covid-Pandemie waren die Kurzarbeitszahlen um ein Vielfaches höher. Im April 2020, während der Pandemie, waren mehr als 1.3 Millionen Menschen in der Schweiz in Kurzarbeit.
Michael Siegenthaler leitet den Bereich Arbeitsmarkt der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Er ist leicht optimistisch für die kommenden Monate: «Wir rechnen mit einer Aufhellung am Arbeitsmarkt, gerade auch für die in den stark von Kurzarbeit betroffenen MEM-Branchen.» Das liege am wichtigen Abnehmerland Deutschland, wo es besser laufen dürfte. «Gleichzeitig ist die Zollsituation mit den USA ein Stück weit geklärt, und das dürfte der betroffenen MEM-Branche auch helfen, wieder mehr Nachfrage zu haben.»
Stefan Brupbacher von Swissmem ist vorsichtiger. Seine deutschen Kollegen seien deutlich pessimistischer, sagt er. Und was die sinkenden US-Zölle angeht: «Das ist ein ein wichtiges Zeichen, aber ob die Firmen die Kurzarbeit bereits zurücknehmen können, hängt davon ab, wie viel sie in die USA exportieren und wie viele zusätzliche Aufträge dann effektiv kommen.»
Derzeit hätten in der MEM-Branche 800 Unternehmen Voranmeldungen auf Kurzarbeit getätigt. Bei Swissmem geht man davon aus, dass 80 Prozent davon in Anspruch genommen werden. Das wäre ein deutlicher Anstieg zu den 535 Betrieben im August.
Zunächst gelten weiterhin 39 Prozent Zölle auf Schweizer Produkte. Wann die 15 Prozent in Kraft treten, ist bisher noch von keiner Seite bestätigt worden. Stefan Brupbacher: «Wir schauen jeden Tag in die Zeitung und hoffen, dass sie dann endlich kommen.»