Je günstiger, desto besser. Für Leute, die wenig Geld zur Verfügung haben, zählt beim Einkaufen jeder Rappen.
«Wenn Güter des täglichen Bedarfs günstiger werden, ist das für Personen mit geringem Budget grundsätzlich eine gute Nachricht», sagt Simon Bucher, Sprecher bei der Hilfsorganisation Heilsarmee. «Preisvergleiche und Rabatte spielen für sie eine grosse Rolle.»
Rund 700'000 Personen (rund acht Prozent der Bevölkerung) sind in der Schweiz von Armut betroffen. Etwa 14 Prozent leben nur knapp über der Armutsgrenze. Günstige Lebensmittel sind gerade für diese Gruppen wichtig.
Grosse Unterschiede je nach Einkommen
Die Statistiken des Bundes zeigen denn auch: Familien mit tieferen Einkommen konsumieren mehr günstige Lebensmittel wie Reis, Weizenmehl und Zucker als der Durchschnitt, dafür weniger teure Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Käse.
Während ein Haushalt durchschnittlich 6.8 Prozent des Budgets für Lebensmittel (ohne Alkohol) aufwendet, ist der Anteil bei tiefsten Einkommen fast doppelt so hoch (13.3 Prozent).
Dass die Tiefpreispolitik der Detailhändler Armut effektiv bekämpft, glauben Fachpersonen indes nicht. Bedeutsamer seien die grösseren Haushaltsposten wie Krankenkassenprämien und Mietzinsen.
Spareffekte im Detailhandel verpuffen rasch, wenn Kosten im Gegenzug in anderen Bereichen wie Mieten und Krankenkassen steigen.
Die Kosten für Wohnen und Gesundheit fressen bei Menschen mit kleinen Budgets rund die Hälfte weg. Mit steigenden Prämien und Mieten wird der Anteil noch grösser. «Spareffekte im Detailhandel verpuffen rasch, wenn diese Kosten im Gegenzug steigen», sagt Simon Bucher.
Aber auch Tiefstpreise «um jeden Preis» rechneten sich gesellschaftlich kaum, gibt Bucher zu bedenken. «Es ist wichtig, dass alle in der Lieferkette eine faire Entschädigung erhalten», sagt er.
Gemeint ist die Bäckerei-Branche, die unter Dumping-Preisen leidet. So jedenfalls haben sich Bäckereien im «Blick» sowie in der Sendung «10 vor 10» geäussert.
Die Margen im Lebensmittel-Handel sind generell dünn. Die Detailhändler machen das Geschäft mit einem Mix: mit Kunden, die Rabatte jagen, und mit jenen, die nicht strickt nach Einkaufszetteln einkaufen müssen. Einer der Marketing-Tricks: mit Qualität und tiefen Preisen locken, und daraufsetzen, dass das eine oder andere Produkt zusätzlich im Warenkorb landet.
Genau darum empfiehlt beispielsweise die Heilsarmee Menschen mit kleinen Budgets, Wocheneinkäufe zu machen, um eben nicht in diese Falle zu tappen.