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Problematische Klimabilanz Axpo setzt auf umstrittenes Flüssiggas

Umsatz und Gewinn der Axpo gehen zurück – wegen AKW-Ausfällen. Dafür floriert der Handel mit Flüssiggas.

Der grösste Schweizer Energiekonzern, Axpo, hat im letzten Geschäftsjahr deutlich weniger Gewinn gemacht als im Vorjahr. Schuld sind laut Axpo die flaue Nachfrage nach Energie in den Nachbarländern, tiefere Erträge auf Finanzanlagen und der ungeplante Ausfall der Kernkraftwerke Gösgen und Beznau.

Axpo: Gewinn von 879 Millionen Franken

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Kernkraftwerk hinter Häusern und Bäumen.
Legende: Das Kernkraftwerk Gösgen soll nach einer monatelangen Reparatur Ende Februar 2026 wieder ans Netz. Keystone/Gaetan Bally

Der Umsatz der Axpo ist im vergangenen Geschäftsjahr 2024/2025 um 3.1 Prozent auf 7.4 Milliarden Franken gesunken. Der Gewinn erreichte unter dem Strich noch 879 Millionen Franken, minus 42 Prozent. Die Stromproduktion ging um rund 10 Prozent auf 32.4 Terawattstunden zurück.

Der Verwaltungsrat beantragt den Aktionärinnen und Aktionären die Ausschüttung einer ordentlichen Dividende von 100 Millionen Franken und einer zusätzlichen Sonderdividende von 100 Millionen, hiess es. Die Axpo gehört den Nordostschweizer Kantonen und Kantonswerken.

Im Geschäftsbericht wird für CEO Christoph Brand ein Jahresgehalt für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr von 1.65 Millionen Franken ausgewiesen – inklusive Sachleistungen und Beiträge an die Pensionskasse und Sozialversicherungen. Im Vorjahr waren es 1.82 Millionen gewesen. (sda)

Floriert aber hat das Geschäft mit Flüssiggas, kurz LNG, vor allem aus den USA. Es löst zunehmend das Geschäft der Axpo mit Erdgas ab, das wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine immer seltener nach Westeuropa fliesst. Das verflüssigte Erdgas LNG wird mit Schiffen nach Europa transportiert.

In der Schweiz gibt es immer noch viele Gasheizungen.
Autor: Christoph Brand Geschäftsführer der Axpo

Ohne Gas – inzwischen also ohne LNG – käme die Schweiz nicht aus, ist Axpo-Chef Christoph Brand überzeugt. «Viele Industrieprozesse funktionieren nicht ohne Gas, ausserdem gibt es immer noch viele Gasheizungen in der Schweiz.»

Schiff am Pier auf offenem Meer.
Legende: Ganz Europa ist abhängig von Flüssiggas, seit praktisch kein Pipeline-Gas mehr aus Russland nach Europa gelangt. Hier wird ein LNG-Transportschiff in Norddeutschland entladen. Reuters/Fabian Bimmer

Allerdings: Flüssiggas ist wegen seiner schlechten Klimabilanz umstritten. «Gas ist nicht grundsätzlich besser als andere fossile Energien», sagt Léonore Hälg, die Leiterin erneuerbare Energien und Klima bei der Schweizerischen Energiestiftung.

Schlechte Ökobilanz in der Gesamtbetrachtung

Problematisch seien vor allem mögliche Lecks und Verluste an Gas bei der Förderung und beim Transport. «Beim Verbrennen ist Gas effizienter als etwa Kohle, ausserdem entsteht kein Feinstaub», so Hälg weiter.

Flüssiggas ist eine Übergangstechnologie.
Autor: Christoph Brand Geschäftsführer der Axpo

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Flüssiggas, das in den USA mit der sogenannten Fracking-Technologie gewonnen wird, übers Ganze gesehen mehr CO₂-Emissionen verursacht als Kohle. Denn im ganzen Prozess entschwindet immer wieder Gas in die Atmosphäre durch Lecks. Ausserdem benötigen Transport und Verflüssigung viel Energie.

Ziel ist Klimaneutralität. Bloss: Wann?

Axpo-Chef Christoph Brand betont, dass es bei dem Thema sehr unterschiedliche Aussagen gebe. Allerdings: «LNG ist eine Übergangstechnologie», ist auch ihm bewusst.

Das Ziel sei klar: Energieformen, die CO₂-neutral seien. Doch für Brand ist es besser, für eine Übergangszeit das weniger klimaschädliche Gas zu benutzen, als die noch viel schädlicheren Kohle und Erdöl.

Axpo hat sich zum Ziel gesetzt, über die ganzen Lieferketten bis 2050 klimaneutral zu sein. Will Axpo dieses Ziel erreichen, so muss Erdgas – ob flüssig oder nicht – früher oder später aus dem Geschäft verschwinden.

Auf die Frage, wann das geschehen wird, weiss Christoph Brand heute aber noch keine Antwort.

 

Echo der Zeit, 11.12.2025, 18 Uhr; noes

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