Der grösste Schweizer Energiekonzern, Axpo, hat im letzten Geschäftsjahr deutlich weniger Gewinn gemacht als im Vorjahr. Schuld sind laut Axpo die flaue Nachfrage nach Energie in den Nachbarländern, tiefere Erträge auf Finanzanlagen und der ungeplante Ausfall der Kernkraftwerke Gösgen und Beznau.
Floriert aber hat das Geschäft mit Flüssiggas, kurz LNG, vor allem aus den USA. Es löst zunehmend das Geschäft der Axpo mit Erdgas ab, das wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine immer seltener nach Westeuropa fliesst. Das verflüssigte Erdgas LNG wird mit Schiffen nach Europa transportiert.
In der Schweiz gibt es immer noch viele Gasheizungen.
Ohne Gas – inzwischen also ohne LNG – käme die Schweiz nicht aus, ist Axpo-Chef Christoph Brand überzeugt. «Viele Industrieprozesse funktionieren nicht ohne Gas, ausserdem gibt es immer noch viele Gasheizungen in der Schweiz.»
Allerdings: Flüssiggas ist wegen seiner schlechten Klimabilanz umstritten. «Gas ist nicht grundsätzlich besser als andere fossile Energien», sagt Léonore Hälg, die Leiterin erneuerbare Energien und Klima bei der Schweizerischen Energiestiftung.
Schlechte Ökobilanz in der Gesamtbetrachtung
Problematisch seien vor allem mögliche Lecks und Verluste an Gas bei der Förderung und beim Transport. «Beim Verbrennen ist Gas effizienter als etwa Kohle, ausserdem entsteht kein Feinstaub», so Hälg weiter.
Flüssiggas ist eine Übergangstechnologie.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Flüssiggas, das in den USA mit der sogenannten Fracking-Technologie gewonnen wird, übers Ganze gesehen mehr CO₂-Emissionen verursacht als Kohle. Denn im ganzen Prozess entschwindet immer wieder Gas in die Atmosphäre durch Lecks. Ausserdem benötigen Transport und Verflüssigung viel Energie.
Ziel ist Klimaneutralität. Bloss: Wann?
Axpo-Chef Christoph Brand betont, dass es bei dem Thema sehr unterschiedliche Aussagen gebe. Allerdings: «LNG ist eine Übergangstechnologie», ist auch ihm bewusst.
Das Ziel sei klar: Energieformen, die CO₂-neutral seien. Doch für Brand ist es besser, für eine Übergangszeit das weniger klimaschädliche Gas zu benutzen, als die noch viel schädlicheren Kohle und Erdöl.
Axpo hat sich zum Ziel gesetzt, über die ganzen Lieferketten bis 2050 klimaneutral zu sein. Will Axpo dieses Ziel erreichen, so muss Erdgas – ob flüssig oder nicht – früher oder später aus dem Geschäft verschwinden.
Auf die Frage, wann das geschehen wird, weiss Christoph Brand heute aber noch keine Antwort.