Der Basler Pharmakonzern Sandoz hat in Slowenien Grosses vor. Neben dem Flughafen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana entsteht für 400 Millionen Franken eine Produktion für biotechnische Nachahmer-Medikamente, sogenannte Biosimilars, die etwa gegen Krebs eingesetzt werden. Aber auch direkt in der Stadt Ljubljana und im Osten des Landes baut Sandoz derzeit.
Erstens haben wir hier viel Wissen und Erfahrung. Zweitens haben wir viele junge Talente für all die offenen Jobs.
Total investiert Sandoz rund eine Milliarde Franken – und schafft so im Balkanland auch viele Stellen. «Diese drei Investitionen bringen 800 neue Leute zu uns, zusätzlich zu den rund 3500, die wir schon haben», sagt der Sandoz-Länderchef Gregor Markuc.
Neben Sandoz investiert auch deren ehemalige Mutter Novartis in Slowenien und zwar rund eine halbe Milliarde Franken. Novartis hat allein im letzten Jahr 560 neue Jobs geschaffen und beschäftigt 4000 Leute im Land.
Slowenien sei aus mehreren Gründen attraktiv, sagt Gregor Makuc. «Erstens haben wir hier viel Wissen und Erfahrung. Zweitens haben wir viele junge Talente für all die offenen Jobs. Drittens fördert auch die Regierung die Pharmaindustrie.» Zudem seien die Löhne mit durchschnittlich 1500 Euro vergleichsweise tief.
Slowenien ist Exportpartner Nr. 4
In den letzten fünf Jahren ist der Handel mit der Schweiz explodiert. Die Schweiz exportierte 2020 Waren für rund 500 Millionen Franken nach Slowenien – 2024 waren es bereits 26 Milliarden Franken. Slowenien ist so der viertwichtigste Exportpartner für die Schweiz, direkt hinter den USA, Deutschland und China. Und beim Import ist Slowenien auf Platz fünf.
Allerdings ist die Handelsstatistik mit Slowenien aufgebläht. Denn bei den Produktionsschritten von Medikamenten werden die Wirkstoffe zwischen den Ländern hin- und hergeschoben, sodass es Doppelzählungen gibt.
Der Hauptsitz von Sandoz ist in Basel. In der Schweiz Medikamente zu produzieren, wäre aber zu teuer, sagt Sandoz-CEO Richard Saynor. Slowenien hingegen werde in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Sandoz sei einer der wichtigsten Arbeitgeber dort. Darum habe die Firma einen guten Draht zur Regierung.
Am Ende würden die Medikamente aber von der Schweiz aus verkauft, unabhängig vom Produktionsort, fügt Saynor an. Die grossen Gewinne werden so im steuergünstigen Basel erzielt. Diese Steueroptimierung sei aber legal, sagt der Sandoz-Chef. Jede andere Pharmafirma, die er kenne, mache das ähnlich.
Dass die grossen Gewinne in der Schweiz und nicht in Slowenien anfallen, scheint dort niemanden zu stören. Das dürfte damit zusammenhängen, dass die Schweizer Pharmafirmen dort nicht nur in die Produktion investieren, sondern etwa auch in die Forschung. So will Sandoz künftig ihre Biosimilars vollständig in Slowenien herstellen, von der Entwicklung bis zur Abpackung.
Slowenien hat die Schweiz immer als eine Art Vorbild betrachtet. Dass wir jetzt so eng miteinander verbunden sind, finden wir sehr attraktiv.
Der slowenische Ministerpräsident Robert Golob zeigt sich im Interview mit SRF sehr erfreut über das Engagement von Sandoz in seinem Land. Pharma sei der Sektor mit der höchsten Wertschöpfung im Land, weshalb die Regierung diese Industrie fördert. Denn diese basiert auf Bildung und Wissen.
Nur so könnten kleine Volkswirtschaften wie Slowenien – oder auch die Schweiz – vorankommen, sagt Robert Golob. «Slowenien hat die Schweiz immer als eine Art Vorbild betrachtet. Dass wir jetzt so eng miteinander verbunden sind, finden wir sehr attraktiv.»
