Reis, Mais und Weizen – diese drei Nutzpflanzen liefern die Hälfte aller pflanzenbasierten Kalorien für die menschliche Ernährung. Doch was, wenn einer dieser Pfeiler für die globale Nahrungssicherheit ausfällt? Die Internationale Saatgut-Konvention will diese gefährliche Abhängigkeit von wenigen Nutzpflanzen abmildern.
Ohne internationale Zusammenarbeit geht es nicht
«Ziel der Konvention ist ein vielfältigeres Landwirtschafts- und Ernährungssystem», sagt Alwin Kopse vom Bundesamt für Landwirtschaft. Kopse leitet das Führungsgremium der Internationalen Konvention.
«Kein Land könnte für sich allein die nötige Vielfalt sichern. Denn um das Saatgut weiterzuentwickeln, müssen Züchter und Hersteller auf eine möglichst grosse Vielfalt an Saatgut zurückgreifen können», betont er.
Deshalb habe man einen Mechanismus entwickelt, der die Lagerung von Saatgut in nationalen oder regionalen Genbanken und den Zugriff auf dieses Saatgut vereinfache und regle.
Regional optimal angepasste Pflanzen
Seit Jahrhunderten entwickeln und züchten Bäuerinnen und Bauern weltweit Nutzpflanzensorten, die optimal auf die jeweiligen Gegebenheiten angepasst sind: wärmeres oder kälteres Klima, trockene oder feuchte Standorte, unterschiedliche Höhenlagen und Bodenqualität.
«Peru allein kennt fast 4000 Kartoffelsorten. Seit 8000 Jahren werden im Hochland von Peru und Bolivien Kartoffeln angepflanzt», sagt Jorge Ganosa vom peruanischen Institut für Nutzpflanzenforschung.
Eindrücke aus Longyearbyen auf Spitzbergen
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Bild 1 von 5. Der Schweizer Honorarkonsul auf Spitzbergen, Marcel Schütz (Mitte), übergibt eine Box mit Schweizer Saatgut von lokalen Gemüsesorten, Buchweizen, Dinkel und Ackerbohnen. Links im Bild: Asmund Asdal vom Global Seed Vault, rechts: Grethje Evjen vom norwegischen Landwirtschaftsministerium. Bildquelle: SRF/Klaus Bonanomi.
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Bild 2 von 5. Der Svalbard Global Seed Vault wird auch als «botanische Arche Noah» bezeichnet, weil dort 1.5 Millionen Saatgut-Kopien von Nutzpflanzen aus aller Welt sicher gelagert sind. Dies für den Fall, dass Kriege oder Naturkatastrophen das Original-Saatgut beschädigen sollten. Bildquelle: SRF/Klaus Bonanomi.
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Bild 3 von 5. In Peru gibt es 3900 Sorten Kartoffeln. Ein paar Proben davon hat Jorge Ganosa (rechts im Bild) vom peruanischen Institut für Nutzpflanzenforschung im Oktober in den Seed Vault eingeliefert. Links im Bild: Alvaro Toledo von der UNO-Welternährungsorganisation FAO. Bildquelle: SRF/Klaus Bonanomi.
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Bild 4 von 5. In Longyearbyen auf Spitzbergen befindet sich das nördlichste Universitätszentrum der Welt. Hier erforschen Experten und Studierende aus aller Welt das Polarmeer und die karge Flora und Fauna der Insel. Bildquelle: SRF/Klaus Bonanomi.
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Bild 5 von 5. Ein Plakat auf dem Flughafen weist darauf hin, dass Longyearbyen eine Zone mit Drohnen-Flugverbot ist. Ob dies wohl auf die ungeklärten Drohnenflüge bei skandinavischen und europäischen Flughäfen zurückzuführen ist? Bildquelle: SRF/Klaus Bonanomi.
Von Weizen gibt es weltweit Hunderttausende unterschiedliche Sorten. Aber auch Gemüsearten und Früchte, die zum Teil nur in einigen wenigen Gegenden vorkommen, sind wichtig für die menschliche Ernährung.
Dieses lokal angepasste und vielfältige Saatgut wird in vielen nationalen und regionalen Genbanken gelagert. Zudem gibt es auf Spitzbergen einen internationalen Saatgut-Schutzbunker, den «Svalbard Global Seed Vault».
Wie viel soll der Zugriff auf die Gen-Ressourcen kosten?
An der kommenden Sitzung des Führungsgremiums der Saatgut-Konvention vom 24. bis 29. November soll das Abkommen nun angepasst werden. «Neu sollen Züchter gegen Entgelt ein Abonnement für den unbeschränkten Zugriff auf die Ressourcen in allen Genbanken lösen können», sagt Leiter Kopse.
Freilich ist umstritten, wie hoch dieses Entgelt sein soll. Die Einnahmen aus den Saatgut-Abonnementen sollen den Staaten und Bauerngemeinschaften, die dieses Saatgut entwickelt haben, zugutekommen.
Der Internationalen Saatgut-Konvention gehören 150 Länder an, darunter auch die Schweiz, die USA und die meisten europäischen Länder, aber auch 50 afrikanische Staaten. Dagegen sind China, Russland oder die Ukraine nicht Mitglied.