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Schweizer Zucker «In der Krise ist man froh um jede Kalorie»

Zucker hat ein Imageproblem und der Anbau in der Schweiz ist aufwendig. Andreas Blank, Verwaltungsratspräsident der Schweizer Zucker AG, wehrt sich gegen einseitige Kritik und erklärt, warum die heimische Produktion wichtig ist.

Andreas Blank

Verwaltungspräsident Schweizer Zucker AG

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Andreas Blank ist der Verwaltungspräsident der Schweizer Zucker AG.

SRF: Andreas Blank, Zucker gilt als ungesund. Er wird mit Diabetes, Adipositas und sogar Alzheimer in Verbindung gebracht. Wie fühlt es sich an, ein so umstrittenes Produkt zu vertreten?

Andreas Blank: Das ist eine Herausforderung. Die Diskussion ist emotional aufgeheizt und oft nicht sachlich.

Ich kann folgende Fakten nennen: In den letzten 30 Jahren ist der Zuckerkonsum in der Schweiz um 30 Prozent gesunken, das Übergewicht aber im gleichen Zeitraum um 30 Prozent gestiegen. Man kann also nicht behaupten, Zucker sei der Haupttreiber. Es geht um die gesamte Kalorienbilanz.

Die WHO empfiehlt maximal 50 Gramm Zucker pro Tag, in der Schweiz werden aber rund 100 Gramm konsumiert.

Diese Zahlen sind irreführend. Die WHO-Empfehlung bezieht sich auf freien Zucker. Davon konsumieren die Schweizerinnen und Schweizer nach unseren Berechnungen 60 bis 70 Gramm pro Tag, nicht 100. Kurz und gut: es ist hochkomplex und wir wünschen uns einfach mehr Sachlichkeit in der Diskussion.

Jeder Zucker, den wir nicht selbst produzieren, muss importiert werden – und dieser ist deutlich weniger nachhaltig.

Der Zuckerrübenanbau wird so hoch subventioniert wie kein anderes Agrarprodukt. Kritiker sagen, es rechne sich nicht, Zucker in der Schweiz zu produzieren.

Die hohen Einzelkulturbeiträge rechtfertigen sich aufgrund der Nachhaltigkeit. Jeder Zucker, den wir nicht selbst produzieren, muss importiert werden – und dieser ist deutlich weniger nachhaltig. Eine ETH-Studie zeigt, dass unsere Ökobilanz besser ist als die von Rohrzucker aus Brasilien. Wir betreiben zum Beispiel das grösste Altholzkraftwerk in Aarberg und produzieren damit 80 Gigawatt klimaneutralen Strom und 50 Gigawatt Dampf für unsere Fabriken.

Ist Ihnen die Nachhaltigkeit als Argument wichtiger als die Selbstversorgung?

Die Selbstversorgung ist genauso wichtig wie die Nachhaltigkeit. Dank der guten Ernte werden wir dieses Jahr wieder über 50 Prozent erreichen. Und denken Sie an einen Krisenfall: Wenn die Grenzen schliessen, ist Zucker ein wertvoller und lagerfähiger Energielieferant. Bei Ernährungsknappheit haben wir Kalorienknappheit. Dann kümmert es niemanden mehr, ob Zucker gesund ist, dann will man Kalorien haben.

Der Anbau ist aber schwierig. Die Rüben sind anfällig für Krankheiten, die Anbaufläche ist stark zurückgegangen.

Das war vor drei Jahren, da ging es um alles oder nichts. Aber dank Massnahmen des Bundes wie dem Grenzschutz und Einzelkulturbeiträgen ist der Abwärtstrend gestoppt.

Wir forschen intensiv an resistenten Sorten und alternativen Pflanzenschutzmethoden.

Die Anbaufläche nimmt wieder zu. Wir forschen intensiv an resistenten Sorten und alternativen Pflanzenschutzmethoden. Der politische Wille, die Schweizer Zuckerwirtschaft zu erhalten, ist da.

Wie sieht die Zukunft aus? Werden wir auch in fünf Jahren noch Schweizer Zuckerrübentransporte auf der Strasse sehen?

Grundsätzlich sind wir zuversichtlich. Das Damoklesschwert ist der tiefe europäische Zuckerpreis. Wenn dieser lange so tief bleibt, bekommen wir wieder ernsthafte Probleme. Aber ich bin hoffnungsvoll, dass sich die Lage bessert, da auch die europäische Zuckerindustrie unter diesen Preisen leidet. Ich gehe davon aus, dass Sie auch in fünf Jahren noch Zuckerrübentransporte sehen werden.

Das Gespräch führte Karoline Arn.

 

Tagesgespräch, 21.11.2025, 13 Uhr ; 

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