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Shoppen, Hypotheken, Banking Startschuss für Open Banking in der Schweiz

UBS, ZKB, Postfinance und diverse weitere Institute starten ab sofort mit Open Banking für Privatkunden. Damit können Nutzer die Konten verschiedener Banken und Drittanbieter in einer einzigen Banking-App bündeln. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Was ist Open Banking? Open Banking erlaubt Bankkundinnen und -kunden, bestimmten Apps oder Onlinediensten sicheren Zugriff auf ihre Kontodaten zu gewähren oder Zahlungen auszulösen. So können sie etwa Ausgaben automatisch analysieren, Rechnungen leichter begleichen oder mehrere Konten von verschiedenen Banken in einer App bündeln. Wichtig: Die Nutzerinnen entscheiden selbst – ohne ihre Zustimmung geschieht nichts.

Nahaufnahme von mehreren Apps, im Fokus die UBS-Banking-App. Davor verschwommen ein Finger.
Legende: Open Banking gilt als sicher, da der Zugriff auf Kontodaten streng geregelt ist. Nur geprüfte und zugelassene Anbieter dürfen diese Dienste nutzen. Die Bank bestätigt jeden Zugriff direkt, zeitlich und inhaltlich begrenzt. Keystone / CHRISTIAN BEUTLER

Wie funktioniert Open Banking? Eine App darf ausgewählte Kontoinformationen abrufen oder Zahlungen ausführen. Nutzer bestätigen die Zustimmung einmal direkt im Onlinebanking. Danach greift die App auf die freigegebenen Daten zu. Die Shopping-App kommuniziert also mit der Banken-App und umgekehrt. Ein Beispiel: Mit einer Shopping-App lassen sich Preise verschiedener Anbieter vergleichen. Nach der Freigabe erkennt die App verfügbare Zahlungsarten, schlägt die günstigste oder schnellste Option vor und ermöglicht eine bequeme Bezahlung. Oder: Eine Bank bietet eine Hypothek an. Mit Zustimmung der Kundin oder des Kunden prüft das System Konten bei anderen Banken – etwa das Lohnkonto, Sparkonto oder das gemeinsame Haushaltskonto.

Wie sicher ist die Plattform? Open Banking gilt als sicher, da der Zugriff auf Kontodaten streng geregelt ist. Nur geprüfte und zugelassene Anbieter dürfen diese Dienste nutzen. Die Bank bestätigt jeden Zugriff direkt, zeitlich und inhaltlich begrenzt. Ohne ausdrückliche Zustimmung fliessen keine Daten. Sensible Informationen werden verschlüsselt übertragen, und Nutzer können ihre Freigabe jederzeit widerrufen.

Wer steht hinter dem Projekt?

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Die Börsenbetreiberin SIX liefert die technische Basis und stellt die Open-Banking-Plattform namens bLink bereit. Diese ermöglicht laut SIX einen «standardisierten» und «sicheren» Datenaustausch zwischen Finanzinstituten und Drittanbietern. Bisher beteiligen sich die UBS, die ZKB, Postfinance, die Banque Cantonale Vaudoise und die Hypo Lenzburg am Open Banking. Am Ende sollen 30 Finanzinstitute und 2 Fintechs über die Plattform vernetzt sein.

Gibt es klare Regeln? In der Schweiz fehlt ein Gesetz für Open Banking. Stattdessen treibt die Branche die Umsetzung selbst voran, unter anderem die Schweizerischen Bankiervereinigung. Wichtige Schritte sind die Entwicklung standardisierter Schnittstellen über die SIX-Plattform bLink und ein Memorandum of Understanding, das viele Institute unterzeichnet haben, um Kontodaten sicher und kontrolliert zu öffnen. In Europa regeln klare Vorgaben, wie Banken Daten sicher mit geprüften Anbietern teilen. Der Zugriff ist streng begrenzt und nur mit Zustimmung der Kundinnen und Kunden erlaubt. Weitere Regeln sollen den Datenaustausch künftig auf mehr Finanzbereiche ausdehnen.

Das sagt der Experte

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«Ich gehe davon aus, dass sich die Entwicklung des Multi Bankings in der Schweiz nicht sprunghaft und schnell, sondern – ähnlich wie in Deutschland oder Grossbritannien – schrittweise vollziehen wird», sagt Bankenexperte Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern. Es werde Zeit brauchen, bis das Angebot breiter bekannt sei und von Kundinnen und Kunden aktiv genutzt werde. «Ich gehe auch davon aus, dass sich die Akzeptanz für Multi-Banking-Dienste vor allem dann einstellen wird, wenn diese direkt von etablierten Banken angeboten werden.»

Ist Open Banking neu? Keineswegs. Grossbritannien gehört zu den Vorreitern: Millionen nutzen dort bereits Apps für Kontodaten, digitale Zahlungsdienste und Finanzübersichten. Ähnlich sieht es in Asien aus: In Indien, Singapur und Hongkong erleichtert Open Banking schnelle Zahlungen, Identitätsdienste und digitale Finanzangebote. In China fehlt ein offizielles Open-Banking-Regelwerk wie in Europa – dennoch ist der Markt de facto sehr «offen», allerdings plattformgesteuert statt bankenzentriert. Hauptakteure sind Tech-Riesen wie Alipay (Ant Group) und WeChat Pay (Tencent).

SRF3, 25.11.2025, 11:40 Uhr ; 

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