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Strom durch Atomfusion Absurd oder realistisch? Trump Media plant Atom-Fusionskraftwerk

Die von der Präsidentenfamilie kontrollierte Trump Media beteiligt sich an Atom-Fusionskraftwerk. Ein Beispiel von Filz?

Trump Media und TAE: Die Ankündigung lässt aufhorchen: Die von US-Präsident Donald Trump kontrollierte Firma Trump Media schliesst sich mit TAE Technologies zusammen, einer auf Fusionsenergie spezialisierten Firma. Die Idee: TAE Technologies bringt die Technik und Trump Media das Geld und den Schub bei der Umsetzung und dem Bau des ersten kommerziellen Kraftwerks, bei welchem Atomkerne miteinander verschmolzen werden. Das Werk soll in sechs Jahren ans Netz. Die Nähe zum Präsidenten könnte die Bewilligungsverfahren beschleunigen.

Frau in Schutzanzug arbeitet mit Werkzeug.
Legende: Ingenieurin von TAE Technologies arbeitet an einem Fusionsreaktor. TAE Technologies

Präsident profitiert von Kursanstieg: Dass ein Medienhaus und eine Hightechfirma fusionieren, ist aussergewöhnlich. Trump Media ist zwar ein börsenkotiertes Unternehmen, wird aber nach wie vor von Donald Trump kontrolliert, der über einen Trust einen Anteil von 40 Prozent hält. Nach Ankündigung des Zusammenschlusses kletterte der Aktienkurs von Trump Media um 41 Prozent in die Höhe. Vom Kursanstieg profitiert die Präsidentenfamilie.

Trump Media: Wichtigstes Geschäft des Unternehmens ist die Plattform Truth Social, ein soziales Netzwerk, über welches Donald Trump seine Meinungen verbreitet. Hinzu kommt das Streaming von befreundeten Fernsehstationen. Diese Geschäfte generieren kaum Einnahmen und bringen rote Zahlen, im letzten Quartal resultierte ein Verlust von 55 Millionen Dollar. Operativ läuft das Geschäft harzig, und dennoch verfügt Trump Media über flüssige Mittel von gut drei Milliarden Dollar. Diese Gelder stammen vor allem aus Zuwendungen und aus dem Handel mit Kryptowährungen.

Kernfusion: Wie das geht

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Bei der Kernfusion verschmelzen zwei leichte Atomkerne zu einem schwereren Kern und geben dabei Energie ab. Nach diesem Prinzip funktioniert auch die Sonne. Um auf der Erde mit Kernfusion Strom produzieren zu können, muss ein mehr als 100 Millionen Grad heisses Plasma hergestellt werden, in dem die Wasserstoffatome fusionieren. Dafür braucht es einen Fusionsreaktor.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Kernspaltung entsteht bei der Verschmelzung kein langlebiger radioaktiver Abfall. Die Technik gilt als vielversprechend, allerdings sind weltweit noch keine solchen Kraftwerke im kommerziellen Betrieb.  

Das ist der Plan: Zusammen mit Trump Media will TAE Technologies erstmals Fusionskraftwerke bauen und 2031 in Betrieb nehmen. Das Unternehmen hat erste Prototypen entwickelt. Der Bau soll bereits im kommenden Jahr beginnen, wobei der Standort noch nicht bekannt ist. Für den Bau braucht es Bewilligungen der Behörden und der Regierung. Hier ergibt sich eine Doppelrolle. Trump ist einerseits beim Bau involviert und kann andererseits Einfluss nehmen auf die Bewilligungsverfahren.    

TAE: Das Unternehmen arbeitet mit führenden Ingenieuren und Technikern zusammen. Insgesamt sind es mehr als 400 Beschäftigte, darunter auch vier Nobelpreisträger, die an der Technik geforscht haben. Finanziert wird die Entwicklung von verschiedenen Geldgebern, so zum Beispiel Google, sowie Chevron, Enel, Goldman Sachs und anderen. Diese Firmen haben in die jüngste Finanzierungsrunde 1.3 Milliarden Dollar eingebracht.

Sie stehen an der Spitze: Nach dem Zusammenschluss der beiden Firmen nimmt Donald Trump Jr. Einsitz in den Verwaltungsrat. Dadurch werden die Familieninteressen gewahrt, und Donald Trump Senior erhält direkte Informationen über den Verlauf des Projektes. Die Führung des fusionierten Unternehmens wird geteilt. Co-Chefs werden Michl Binderbauer, ein Physiker aus Österreich, der TAE Technologies aufgebaut hat, sowie Devin Nunes, ein Trump-Vertrauter, der derzeit Trump Media führt.

Zweifel an Machbarkeit: Über die rasche Umsetzung der Fusionstechnologie gibt es Zweifel. Laut Fachexperten braucht die Umsetzung viel mehr Zeit. Verschiedene Länder forschen an der Entwicklung, wie zum Beispiel Grossbritannien, Frankreich, China und Japan. In Deutschland investiert die Regierung mehr als zwei Milliarden Euro in die Fusionsforschung. Geplant sind ein Bau und die Inbetriebnahme in Deutschland in 20 Jahren.

SRF 4 News, 19.12.2025, 16:12 Uhr; herb

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