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UBS im Fokus Der Kampf um eine strengere Bankenregulierung

Die UBS bezeichnet die strengeren Eigenmittelvorschriften als «extrem». Aber stimmt das und welche Rolle spielt die Politik? Eine Übersicht über eine Debatte, in der oft Birnen mit Äpfeln verglichen werden.

Die Ausgangslage: Der Bundesrat und die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) haben eine Schwachstelle in der Bankenregulierung entdeckt. Sie betrifft die ausländischen Tochtergesellschaften systemrelevanter Banken, konkret die der UBS. Ein zentraler Punkt der neuen Regulierung ist die vollständige Unterlegung der ausländischen UBS-Töchter mit hartem Kernkapital. Bisher reichten 45 Prozent. Künftig soll die Bank im Stammhaus, der UBS in der Schweiz, die Beteiligungen an ihren Töchtern zu 100 Prozent unterlegen. Ziel: Kommt die Tochter in die Krise, soll das nicht das Stammhaus und damit den gesamten Konzern gefährden. Die UBS mit ihren vielen Auslandstöchtern ist hier besonders verwundbar.

UBS-Filiale
Legende: Kommt die bundesrätliche Vorlage durch, zählt die UBS zu den bestkapitalisierten Finanzinstituten der Welt. Keystone / MARTIAL TREZZINI

Die Konsequenzen: Die Schweizerische Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht unterstützen den Plan des Bundesrates. Die Folge: Die UBS muss nach Berechnungen des Bundes bis zu 23 Milliarden Dollar zusätzliches Eigenkapital beschaffen. Analysten von Morgan Stanley und Autonomous Research schätzen aber, dass die Bank den Betrag auf bis zu zehn Milliarden Dollar senken könnte. Der Gesetzesentwurf räumt eine Übergangsfrist von bis zu acht Jahren ein, damit die UBS die neuen Vorgaben schrittweise umsetzen kann. Die Vorschriften sollen ab dem 1. Januar 2028 gelten – es sei denn, das Parlament verzögert den Prozess.

Grosses Risiko für die Schweiz

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Die UBS-Führung sagt: Unter einer solch strengen Regulierung könne eine Grossbank nicht profitabel wirtschaften. Sie spricht von «Maximalforderungen».

Ökonomen hingegen reden von einem Kompromiss, da es vor allem darum gehe, Eigenmittel dort zu erhöhen, wo die Risiken am grössten seien – bei den Auslandstöchtern. Eine «Maximalforderung» wäre gewesen, das Eigenkapital für systemrelevante Banken generell zu erhöhen. Doch darauf hat der Bundesrat verzichtet.

Zur Erinnerung: Kein anderes Land hat im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eine solch grosse, systemrelevante Bank wie die Schweiz. Die Bilanz der UBS beläuft sich auf rund 1.6 Billionen Franken – etwa doppelt so viel wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Gerät dieser Finanzriese ins Wanken, hätte eine staatliche Rettung gravierende Folgen für die Schweizer Staatshaushalt.

Der Kapitalbedarf: Darüber tobt ein Streit. Die UBS erklärt, sie müsse im Zuge der CS-Übernahme bereits 18 Milliarden Dollar mehr Eigenkapital halten. Hinzu kämen 24 Milliarden (der Bund spricht von 23 Milliarden) für die ausländischen Töchter. Insgesamt wären es laut UBS also 42 Milliarden Dollar. Die Rechnung der UBS: Weil die CS beim Eigenkapital Erleichterungen genoss, müsse die Bank dieses nun wieder aufstocken – um neun Milliarden Dollar. Weitere neun Milliarden (Too-Big-Too-Fail-Zuschlag) kämen hinzu, da die UBS als grössere Bank mit höherer Bilanzsumme und grösserem Marktanteil in der Schweiz künftig mehr Eigenkapital benötige. Ob diese Summe wirklich so hoch ausfällt, ist noch unklar, da dieser Zuschlag Gegenstand der politischen Debatte ist. Die 18 Milliarden stehen also nicht im Zusammenhang mit den strengeren Vorschriften für die ausländischen Töchter. Sie sind eine Folge der CS-Übernahme – und der geltenden Regeln. Kommt hinzu: Die UBS hat vom Verkauf einzelner Geschäftseinheiten der CS profitiert. Mit diesem Geld könnte sie Kapital aufbauen. Unter dem Strich geht es vorderhand also um 23 Milliarden Dollar – und nicht um 42 Milliarden (siehe Box).

Kompromiss hinter den Kulissen

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Wie viel Eigenkapital die UBS letztlich aufbauen muss, ist schwierig abzuschätzen. Ob 23, 20 oder 10 Milliarden USD – vieles hängt davon ab, wie das Parlament die Vorschläge des Bundesrates umsetzt und wieweit die UBS den Vorschlägen der Analysten folgt. Und hier gibt es grossen Spielraum.

Hinter den Kulissen wird offenbar bereits an einem Kompromiss gefeilt. Die «Schweiz am Wochenende» machte erst kürzlich publik, dass bürgerliche Parlamentarier an Vorschlägen arbeiten würden. Eine mögliche Lösung aus Sicht der UBS könnte beinhalten, dass die Bank rund 10 Milliarden US-Dollar weniger Eigenmittel bereitstellen muss, als vom Bundesrat vorgesehen.

In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF erklärte Thomas Aeschi (SVP), der die Wirtschaftskommission (WAK) präsidiert, dass er einen Kompromiss in der Eigenmittelfrage für wünschenswert halte.

Die Rechnung: Eine Studie von Pascal Böni (Uni Tilburg) und Heinz Zimmermann (Uni Basel) hat kürzlich Aufmerksamkeit erregt. Die beiden Finanzprofessoren zeigen, dass höhere Eigenkapitalpuffer das Risiko eines Ausfalls der UBS verringern und gleichzeitig namentlich die Fremdkapitalkosten senken. Anders gesagt: Sie stellen die Behauptung der UBS infrage, zusätzliches Eigenkapital erhöhe die Kapitalkosten und mindere den Firmenwert erheblich. Böni und Zimmermann beziffern die Mehrkosten auf 124 Millionen Dollar pro Jahr. Die UBS hingegen kritisiert die Studie und spricht von fragwürdigen Ergebnissen: Sie rechne mit jährlichen Zusatzkosten von über zwei Milliarden Dollar. Es handelt sich dabei um Analystenprognosen. Eine Studie, die diese Sicht belegt, führt die UBS nicht an.

UBS im Wettbewerbsnachteil?

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Kommt die bundesrätliche Vorlage durch, zählt die UBS zu den bestkapitalisierten Finanzinstituten der Welt. Die Bank selbst sieht darin einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der direkten Konkurrenz. Die Eigenmittelanforderungen wären höher als bei Mitbewerbern wie Morgan Stanley oder der Deutschen Bank.

Besonders im Investmentbanking hätte die UBS Nachteile: Höhere Eigenkapitalquoten würde es ihr erschweren, in bestimmten Geschäften mit Konkurrenten wie JPMorgan mitzuhalten. Anders sieht es im Kerngeschäft aus: Im Wealth Management für vermögende Kunden könnte die Bank ihre starke Kapitalbasis sogar als Trumpf ausspielen.

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Rendez-vous, 14.10.2025, 12:30 Uhr; noes ; 

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