Der weltweite Boom rund um künstliche Intelligenz macht auch vor der Schweiz nicht halt. Derzeit werden auf Schweizer Boden mehr als fünfzehn neue Rechenzentren gebaut, auch mit dem Ziel, KI-Anwendungen zu speisen. Mit über 120 Serverfarmen weist die Schweiz in Europa inzwischen eine der höchsten Dichten an Rechenzentren pro Kopf auf. Experten schätzen, dass Rechenzentren aktuell rund sieben Prozent des Schweizer Stromverbrauchs verursachen. Bis im Jahr 2030 könnte der Verbrauch auf bis zu fünfzehn Prozent steigen.
Skepsis in der Bevölkerung
Die Schweizer Bevölkerung zeigt sich darüber zunehmend besorgt, wie eine neue, repräsentative Umfrage im Auftrag der NGO Algorithmwatch Schweiz zeigt. Insbesondere die Nachhaltigkeit des Betriebs von Rechenzentren sowie die mangelnde Transparenz ihrer Betreiber sorgen für Skepsis.
Gemäss Umfrage sind fast drei Viertel der Befragten der Auffassung, dass neue Rechenzentren nur dann gebaut werden sollten, wenn sie ihren Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Gleichzeitig zeigt sich über die Hälfte damit einverstanden, dass dafür neue Energiequellen erschlossen werden – seien es erneuerbare oder nicht erneuerbare, einschliesslich neuer Kernkraftwerke.
Allerdings hängt es davon ab, wofür die Serverfarmen eingesetzt werden. So unterstützen fast neunzig Prozent der Befragten einen Ausbau von Rechenzentren für Gesundheitsdienstleistungen, aber nur ein Drittel für KI-Chatbots.
Auch der teilweise hohe Wasserverbrauch von Rechenzentren, die damit ihre Server kühlen, wird kritisch gesehen. Sieben von zehn befragten Personen befürchten, dass der Wasserverbrauch von neu gebauten Rechenzentren das Ökosystem der Umgebung beeinträchtigen könnte.
Für Angela Müller, Geschäftsführerin der NGO Algorithmwatch Schweiz, die diese Umfrage in Auftrag gegeben hat, zeigen die Zahlen klar: «Die Bevölkerung will wissen, wie viel Energie und Wasser hinter den dicken grauen Mauern von Rechenzentren und KI-Unternehmen verbraucht werden. Und sie will sicherstellen, dass Rechenzentren mit erneuerbaren Energiequellen betrieben werden.»
Dies unterstütze die Forderungen von Algorithmwatch Schweiz an die Politik: «Technologie und Klimaschutz müssen Hand in Hand gehen. Der Bundesrat darf nicht mehr beide Augen zudrücken und diesen Aspekt bei der geplanten Regulierung rund um KI einfach ausblenden.»
Mehr Transparenz gefordert
Ein Grund für die derzeit grosse Skepsis gegenüber Rechenzentren könnte der Mangel an Transparenz sein. Viele Betreiber in der Schweiz legen derzeit nicht offen, wie viel Strom und Wasser sie aktuell und künftig verbrauchen – und aus welchen Quellen diese stammen.
So befürworten acht von zehn Befragten eine Pflicht für Rechenzenter-Betreiber, diese Informationen und Umweltverträglichkeitsberichte zu veröffentlichen. Ausserdem sollen diese Betreiber einen grösseren Beitrag leisten, um die Investitionen ins Energienetz zu finanzieren, die erforderlich sind, um den steigenden Strombedarf zu decken.