Ausbreitung in Europa: Die Vogelgrippe breitet sich im laufenden Jahr früher aus als sonst, vor allem in Deutschland und Frankreich. Betroffen sind nicht nur Wildtiere, sondern auch die Tiere in den Ställen. Rund eine halbe Million Geflügeltiere mussten bereits vergast werden. Die Ausbreitung der Seuche kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Zugvögel tragen die Krankheit weiter und es ist wohl eine Frage der Zeit, bis auch in der Schweiz Wildvögel erkranken. Letztmals wurde die Seuche in der Schweiz im Februar bei einzelnen Vögeln nachgewiesen.
Situation in der Schweiz: «Die Vogelgrippe ist zu unserem ständigen Begleiter geworden», sagt Daniel Würgler, Präsident von Gallosuisse, der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten. Fast jedes Jahr gebe es bei den Wildvögeln kranke Tiere. Man habe gelernt, damit umzugehen. «Wir haben keine Angst, aber Respekt», sagt er. In den vergangenen Jahren sei ein Konzept erarbeitet worden. Im Gegensatz zum Ausland gebe es in der Schweiz viele kleinere Betriebe, das sei ein Vorteil. «Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, welche eine Höchstgrenze für den Tierbestand haben», sagt Daniel Würgler. Im Biobereich könne man maximal 2000 Tiere halten, in einem konventionellen Betrieb 18'000 Hühner. Im Ausland gebe es Betriebe mit mehreren Hunderttausend oder sogar Standorte mit ein oder zwei Millionen Legehennen.
Konzept liegt in der Schublade: Für den Fall, dass sich die Vogelgrippe in der Schweiz ausbreitet, liegt ein Konzept vor. Falls bei einem Wildvogel das Virus festgestellt werden sollte, dann müsste in der entsprechenden Region der Auslauf der Hühner eingeschränkt werden, um den Kontakt zu Wildvögeln zu verhindern. Wenn sich das Virus weiter ausbreiten würde, müssten weitere Massnahmen umgesetzt werden, zum Beispiel ein Verbot von Geflügelmärkten. Geregelt sind auch die Zahlungen. Beiträge für Eier der Bezeichnung «Freilandhaltung» und aus anderen Programmen würden weiter ausbezahlt, selbst wenn die Tiere vorübergehend weniger Freiräume hätten.
Schlimmste Ausbreitung im Jahr 2015: Die schlimmste Vogelgrippe-Situation gab es vor zehn Jahren in den USA. Das Beispiel zeigt, welche verheerenden Ausmasse die Seuche haben kann. 2015 mussten in den USA rund 50 Millionen Hühner und Truthähne gekeult werden, jede zehnte Legehenne des Landes wurde getötet. Damit wollten die Behörden und Farmer die Ausbreitung der Vogelgrippe stoppen. Durch die Zugvögel entlang des Mississippi breitete sich die Vogelgrippe unkontrolliert aus, bis ein Wetterumschwung, der höhere Temperaturen brachte, das Virus stoppte.
Vogelgrippe in den USA zurück: Von der Öffentlichkeit in Europa kaum beachtet, breitete sich im vergangenen Jahr die Krankheit in den USA wieder aus. In den Monaten Oktober, November und Dezember mussten erneut 20 Millionen Legehennen getötet werden. Die Folge: Es gab einen Mangel an Eiern und die Preise stiegen.
Massnahmen in den USA: Die Behörden in den USA reagierten auf die letzte Welle mit neuen Vorschriften und Massnahmen. So mussten sich die Betriebe zertifizieren lassen. Mehr als 1200 Hühnerfarmen wurden finanziell unterstützt. Im Februar kündigte die amerikanische Regierung eine Investition von einer Milliarde Dollar an, um die Vogelgrippe zu bekämpfen, die Produzenten zu unterstützen und die Eierpreise zu senken. Die Beispiele zeigen, welche Folgen so ein kleines Virus haben kann.