SRF: Wie haben Sie sich auf diese neue Debatte vorbereitet?
Susanne Wille: Es ist eine Premiere. Darum galt es zuerst, für die Debatte auch ein Screendesign zu entwerfen und viele technische Details zu klären. Inhaltlich ist die Vorbereitung ähnlich wie für die «Rundschau»-Theke: Ich muss mich ins Thema einlesen und die spannendsten Punkte herausschälen. Mit einem Unterschied: Bei der «Rundschau» rede ich im Vorfeld direkt mit den Gästen. Hier ist das schwieriger. Die Präsidenten von Mali und Zypern lassen das Briefinggespräch natürlich von ihrem Stab machen. Ich treffe die beiden Herren erst kurz vor der Debatte.
Exklusiv: «SRF Live Debate» am WEF
Erstmals gibt es am WEF eine SRF Live Debate zum Thema «Escaping from Poverty» (Flucht aus der Armut). Sie wird am Donnerstag, den 22.01.2015, 13:00-14:00, auf SRF1 ausgestrahlt. Eine Rekordzahl von Menschen hofft auf eine bessere Zukunft in Europa und Nordamerika. Was ist die richtige Antwort auf diese Wirtschaftsmigration? Susanne Wille diskutiert diese Fragen in der SRF Live Debate mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Ibrahim Boubacar Keïta (Präsident von Mali, Nikos Anastasiadis (Präsident Zypern), William Lacy Swing (Generaldirektor Internationale Organisation für Migration) und Hikmet Ersek (Präsident Western Union). |
Haben Sie spezielle Auflagen seitens der Gäste oder deren Medienstellen bekommen?
Überhaupt nicht. Das war von Anfang an unsere Bedingung. Wir brachten uns ein, hatten Mitspracherecht, tauschten uns in Konferenzen mit dem Büro vom WEF in Genf aus und sind absolut frei in der Gestaltung der Diskussion.
War es schwierig, an die hochkarätigen Gäste zu kommen?
Das Weltwirschaftsforum Davos ist hier an der Quelle, wir haben gut zusammengearbeitet. Wer das WEF kennt, weiss: Hier muss man immer mit Wechseln bis zur letzten Minute rechnen. Die Terminkalender der Gäste sind übervoll. Erst am Dienstag mussten wir einen Ersatz für die Königin von Jordanien finden. Zuvor luden wir anstelle des italienischen Aussenministers, der plötzlich nicht mehr teilnehmen konnte, den Präsidenten von Mali ein. Ich bin gespannt, was sich bis Donnerstagmittag noch ergibt. Wir sind flexibel.
Ist es für dich eine spezielle Herausforderung, die Gespräche in Englisch zu führen?
Englisch ist nicht meine Muttersprache. Natürlich brauche ich Fremdsprachen auch regelmässig in meiner Arbeit als Reporterin. Aber eine stündige Debatte ist neues Terrain. Für mich wird das Tempo sicher die grösste Umstellung sein. Eine «Rundschau»-Theke ist ein schnelles, kontroverses 1:1-Ping-Pong, am WEF verlaufen die Diskussionen traditionellerweise langsamer. Die Gäste sind sich gewohnt, ausholen zu können. Sicher ist es auch nicht leicht, die unterschiedlichen Aspekte der Migration zu bündeln. Aber gerade weil so vieles ungewohnt ist und hier der globale Aspekt im Vordergrund steht, reizt mich die Aufgabe.
Welche Aspekte interessieren dich bei wem besonders und weshalb?
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga muss die Masseneinwanderungsintiative umsetzen. Sie soll hier am WEF angeblich zum ersten Mal Martin Schulz treffen, den Präsidenten des Europäischen Parlaments. Ich bin gespannt. Mich interessiert, welche Signale sie bekommen hat. Zudem möchte ich gerne wissen, was der Präsident von Mali tut, um zu verhindern, dass Tausende sein Land verlassen. Ebenso, wie er ein 40 Millionen Franken teures Präsidentenflugzeug kaufen konnte, während die internationale Gemeinschaft Geld für den Wiederaufbau von Mali sammelte.
Spannend sind sicher auch die Beobachtungen hinter der Bühne – vor und nach der Diskussion. Wenn keine Fernsehkameras laufen, ist es für so einflussreiche Menschen oft einfacher. Der Berater des Präsidenten von Zypern sagte zum Beispiel, Nikos Anastasiadis müsse in der Öffentlichkeit jedes Wort zum Thema geteiltes Zypern auf die Goldwaage legen. On verra.