«Kommt, Weiber, kommt!» Wer zusieht, wie Christoph Luder seine Hirsche füttert, spürt sofort: Zwischen dem Hirschzüchter und seinen Tieren besteht ein besonderes Verhältnis. «Es sind wirklich schöne und stolze Tiere», sagt er. «Manchmal sitze ich nur so da und schaue ihnen zu.»
Hirsche prägen seinen Alltag seit fast dreissig Jahren – auf Luders 4.5 Hektar-grossen Grundstück im bernischen Grasswil hält er 45 Rothirsche.
Ökologischer geht es kaum, Hirsche vor Ort zu erlegen.
Luder lebt nicht von der Hirschzucht allein; Ackerbau gehört ebenfalls zu seinem Betrieb. Doch 16 Hirsche konnte er dieses Jahr verkaufen. Geschossen werden sie aus dem Hochsitz auf dem Hirschgehege. Die Tiere werden per Kopfschuss betäubt und werden danach innert Minuten zur Metzgerei gebracht. «Ökologischer geht es kaum», sagt er – und meint damit sowohl Transportweg als auch Haltung.
Dennoch stammen nur gut ein Drittel des hierzulande konsumierten Wildfleisches aus Schweizer Jagd oder Zucht. Der Grossteil wird importiert, vor allem aus Osteuropa und Neuseeland, wo Fleisch ein Nebenprodukt der lukrativen Geweihproduktion ist.
Strenge Kontrollen in der Schweiz
Wer in der Schweiz einsteigen will, braucht Durchhaltewillen: Gehege sind teurer als für die Viehzucht, es gibt strenge Auflagen, und die 1.5-jährige Ausbildung zur Hirschhaltung ist obligatorisch.
Flavio Spielmann aus Muhen AG hat sie gerade abgeschlossen. Für ihn geht damit ein Kindheitstraum in Erfüllung.
Reich wird man damit sicher nicht.
Rentieren? Das werde sich erst zeigen, sagt der gelernte Malermeister. Reich werde man sicher nicht – aber hoffentlich reiche es «für zwei, drei Nachtessen mit Kollegen».
Bei Christoph Luder bringt der Verkauf von Hirschfleisch dieses Jahr rund 30'000 Franken. Seine Frau packt das Fleisch in der Kundenmetzgerei im Ort ab, verkauft wird vor allem an Private.
Der Stundenlohn bleibe bescheiden, sagt Luder, der auch Co-Präsident der Schweizerischen Vereinigung der Hirschhalter ist. Doch jammern wolle er nicht. Die Hirschzucht sei ein wertvoller Beitrag zu seinem Betrieb – und bei ihm sie hat Zukunft: Sein Sohn will sie weiterführen und sogar ausbauen.