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Zusätzlich zu 39 Prozent Viele Schweizer Firmen leiden unter doppelten US-Zöllen

Auf Stahl- und Aluminiumexporte in die USA fällt ein Sonderzoll von 50 Prozent an. Darunter leidet etwa Kuhn Rikon.

Der Dampfkochtopf, den die Firma Kuhn Rikon heute verkauft, sieht dem Dampfkochtopf ähnlich, den die Firma 1949 erstmals lancierte. Doch die Welt, in der dieser Topf produziert und verkauft wird, ist heute eine ganz andere.

So stellen auch die US-Zölle Kuhn Rikon vor Herausforderungen. Die USA sind der zweitwichtigste Markt der Firma. Es sei sehr anspruchsvoll, die geltenden und sich ständig verändernden Regulierungen zu verstehen, sagt Ver­waltungs­rats­präsidentin Dorothee Auwärter.

Das ist sehr viel Aufwand für eigentlich nichts.
Autor: Dorothee Auwärter Verwaltungsratspräsidentin Kuhn Rikon AG

«Wenn ich nur denke, wie viele Male unser amerikanisches Team die Preise für unsere Produkte neu berechnet hat, weil mit jeder Zollveränderung wieder über die Bücher gegangen werden muss. Das ist sehr viel Aufwand für eigentlich nichts», so Auwärter.

Nicht nur die Zölle, aber auch der administrative Aufwand schlägt sich auf den Preis nieder. Insgesamt habe man die Preise dieses Jahr in den USA um 20 Prozent erhöht, sagt Auwärter.

Familienunternehmen Kuhn Rikon

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Im 19. Jahrhundert als Spinnerei im Tösstal entstanden, beginnt das Unternehmen um 1899 mit der Verarbeitung von Metall, vor allem für Kochgeschirr und Pfannen, diesem Markt ist es bis heute treu. In der Schweiz ist das Unternehmen laut eigenen Angaben heute Marktführerin bei Pfannen und Töpfen. Es beschäftigt weltweit 260 Personen, 190 davon in der Schweiz.

47 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Firma in der Schweiz, ihrem wichtigsten Absatzmarkt. 19 Prozent des Umsatzes erzielt Kuhn Rikon in den USA, 12 Prozent in Spanien, neun Prozent ins Vereinigte Königreich.

Kuhn Rikon produziert zwar auch noch in der Schweiz, doch der wichtigste Produktionsstandort ist China, wo rund 60 Prozent des Küchengeschirrs hergestellt wird.

Kuhn Rikon exportiert von verschiedenen Produktionsstandorten aus in die USA: Rund 85 Prozent kommen aus China, zehn Prozent aus der Schweiz.

Je nachdem, wo die Töpfe und Pfannen hergestellt werden, fallen unterschiedliche Zollsätze an. Für Töpfe und Pfannen aus der Schweiz gilt der Zollsatz von 39 Prozent. Und unabhängig vom Produktionsstandort fällt auf Stahl und Aluminium, wie etwa in Pfannen und Töpfen, ein US-Sonderzoll von 50 Prozent an. Das macht die Produkte noch teurer.

Viele Firmen sind doppelt getroffen

Kuhn Rikon ist nicht der einzige Schweizer Exporteur, der doppelt von US-Zöllen betroffen ist. Laut dem Branchenverband Swissmem werden 17 Prozent der Exporte in die USA neben dem Zollsatz von 39 Prozent zusätzlich mit 50 Prozent Sonderzöllen belastet.

Auch auf Pfannen fallen US-Sonderzölle an.
Legende: Keystone / GAETAN BALLY

Für Industrie-Unternehmen bedeuten die unterschiedlichen Zölle einen enormen Administrationsaufwand. Betroffene Schweizer Firmen wenden sich mit Fragen oft an die Exportförderorganisation Switzerland Global Enterprise (SGE).

Aufwändig und teuer

«Man muss wirklich ganz im Detail schauen: Wie ist man betroffen? Kann man das Produkt anpassen, um hier auszuweichen?», empfiehlt SGE-Geschäftsleiterin Simone Wyss-Fedele den betroffenen Firmen. Produkte anzupassen sei häufig auf rasche Sicht aber nicht möglich. «Und man muss es dann vielleicht einfach akzeptieren und versuchen, irgendwo sonst effektiver zu werden», so Wyss-Fedele.

Weil Pfannen und Töpfe per Definition heute aus Stahl und Aluminium seien, komme für Kuhn Rikon keine Anpassung des Materials in Frage, so Dorothee Auwärter von Kuhn Rikon.

Verschiedene Wettbewerber betroffen

Von den Sonderzöllen auf Stahl und Aluminium ist Kuhn Rikon zudem nicht allein betroffen. «Das Gute am Ganzen ist, dass wenige lokale Hersteller in den USA selbst vorhanden sind. Deshalb sind verschiedene Wettbewerber von dem Dilemma betroffen», so Auwärter.

«Ein bisschen schmerzt es, dass wir mit der Schweiz die 39 Prozent haben im Vergleich zu anderen. Aber die 50 Prozent für die Zusatzzölle sind ja dann die gleichen. Und da messen alle mit den gleichen Spiessen.»

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Tagesschau, 03.11.2025, 19:25 Uhr ; 

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