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Kopf voller Ideen Ein Glarner Tausendsassa und sein stinkender Bestseller

Roger Rhyner liebt es, die Komfortzone zu verlassen, Neues auszuprobieren und aus dem vermeintlichen Scheitern zu lernen. Sein Leben ist ein Plädoyer für Neugier und unkonventionelle Wege.

Roger Rhyner ist ein Tausendsassa, der das Leben als Abenteuer begreift. Der Glarner ist Buchautor, Theatermensch, Moderator, Musiker und Erfinder.

Der Tausendsassa aus dem Zigerschlitz

Schon in seiner Jugend im Glarnerland machte sich Roger Rhyners Vielseitigkeit bemerkbar. Ein braver, anständiger und wohlerzogener Schüler sei er gewesen – aber einer, der seine Lehrer gerne mit provokativen Fragen herausforderte. Im Sektionsturnen des Turnvereins Glarus wurde er dreimal Schweizer Meister, bis er aus gesundheitlichen Gründen den Sport aufgeben musste. Neue Türen öffneten sich zur Musik und zum Theater – Leidenschaften, die den Abenteurer und zweifachen Vater bis heute begleiten.

Roger Rhyner ist überzeugt: «Man muss aus der Komfortzone herauskommen. Dort findet das Leben statt.»

Für ihn ist das Leben mannigfaltig, voller Möglichkeiten, die es zu ergreifen gilt. Sein Rezept? «Man sollte mehr als etwas probieren.» Funktioniert etwas nicht, sollte man nicht aufgeben, sondern das Nächste versuchen. «Scheitern ist immer mit Lernen verbunden.»

Vom Geissbockduft zum Bestseller

Eine seiner erfolgreichsten und ungewöhnlichsten Ideen ist ein Kinderbuch, das nach Geissbock riecht. Die Inspiration dazu kam ihm, als er mit heruntergelassener Autoscheibe an einem Stall vorbeifuhr und der Geruch eines Geissbocks in sein Auto drang. Wie das riecht, wollte er Stadtkindern, die noch nie einen Geissbock gerochen haben, mit einem Duftbuch vermitteln.

Roger Rhyners Duftbücher

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Geissbock Charly im Offsetdruck.
Legende: SRF Screen

Der Weg von der Idee zum duftenden Buch war holprig.

Eine Firma, die Düfte herstellt, konnte zunächst nur nach «Exkrementen» riechende Proben liefern. Nach weiteren Versuchen, bei denen Noten von Heu hinzugefügt wurden, entstand dann der gewünschte Duft.

Die nächste Hürde war, einen Verlag zu finden. An der Buchmesse in Frankfurt winkten alle grossen Verlage ab. Ihre Begründung: viel zu teuer. Schlussendlich wagte ein kleiner Verlag im Glarnerland das Experiment. Das Buch wurde zum ersten Bestseller in der 160-jährigen Verlagsgeschichte.

«Der stinkende Geissbock» hielt sich 98 Wochen lang in den Kinder- und Jugendbuch-Charts. «Das Schöne ist eigentlich nicht das Finanzielle, sondern dass alle, die gesagt haben ‹Nein, das geht nicht›, in der Hitparade hinter uns sind», freut sich Rhyner.

Ein Duftbuch entsteht, indem ein Duftlack mit mikroskopisch kleinen Duftstoffkapseln wie eine fünfte Farbe auf ein bereits bedrucktes Buch gedruckt wird.

Wenn ein Leser oder eine Leserin über diese Schicht reibt, platzen die Kapseln und setzen den Duft frei.

Damit das erst bei Reibung geschieht und die Kapseln nicht schon beim Auftragen des Lacks in der Druckmaschine platzen, gestaltet sich die Herstellung aufwändig.

Mittlerweile hat Roger Rhyner sieben Bücher, die auch schwierigere Themen wie Permakultur oder Überbevölkerung kindgerecht thematisieren, herausgebracht. Seine Vision ist, Kinder und Jugendliche fürs Lesen zu begeistern.

Zehn Tage im Wald – eine Grenzerfahrung

Rhyner ist ein nicht zu bremsender Abenteurer. Die prägendste Erfahrung war für ihn ein Experiment in der Heimat: Zehn Tage im Wald überleben, nur mit einem Messer ausgerüstet. «Mich hat kein grosses Abenteuer so verändert, wie die zehn Tage im Wald», resümiert Rhyner.

Beim Waldexperiment von Radio Zürisee lernte er, welche Pflanzen essbar sind. Er verlor zehn Kilo und erlebte, wie sich der menschliche Rhythmus an die Natur anpasst. «Man müsste ins Bett, wenn es dunkel wird, und aufstehen, wenn es hell wird. Dann gäbe es kein Burnout.» Die Zeit im Wald hat auch seine Beziehung zur Natur geschärft. Heute hat er einen Permakulturgarten, der einem «Dschungel» gleicht.

Die Liebe zum Theater

Einmal im Jahr schreibt Roger Rhyner mit einem Kollegen eine Komödie, mit dem Ziel: «Dass Menschen zwei Stunden lang den Alltag vergessen und lachen.» Die Theatergruppe selber hatte in den vergangenen Jahren wenig zu lachen – sie war verfolgt vom Pech: Proben wurden durch Covid unterbrochen, das Restaurant, in dem sie spielten, brannte ab, und ein Murgang bedrohte den neuen Theaterort. Doch aufgeben ist für Rhyner und sein Team keine Option.

Mann liegt mit einer Ukulele auf einem Sitzkissen voller Schwanenhälse
Legende: Roger Ryners Kopf ist voller Ideen. zVg Roger Rhyner

Denn, was Roger am besten kann: Seine Fähigkeit, das Leben als fortwährendes Abenteuer zu sehen und seine Leidenschaften mit anderen zu teilen.

Radio SRF 1, 2.11.2025, 10:00 Uhr ; 

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