Gartenjournalistin Sarah Fasolin war ein halbes Jahr lang in der ganzen Schweiz unterwegs. Ihr Ziel: die eindrücklichsten Gärten der Schweiz finden. Die 330 schönsten und speziellsten Exemplare hat sie im Buch Gartenführer Schweiz festgehalten, das kürzlich erschienen ist.
Der vergessene Garten
Beeindruckend findet Sarah Fasolin die Geschichte von einem jungen Paar aus Basel. Lea Külling und Linus Müller suchten lange nach einem Stück Land für eine Spezialitätengärtnerei. Fündig wurden sie endlich im Kanton Jura in St. Ursanne. «Der Jura gehört in Sachen Garten nicht unbedingt zu den Vorzeigeregionen», sagt Gartenexpertin Fasolin. Doch davon liessen sie sich die beiden nicht abhalten.
Sie kauften eine komplett verwilderte Liegenschaft mit einem charmanten, alten Haus und einem Stück Land. Weil sich Jahrzehnte lang niemand mehr um das Grundstück gekümmert hatte, verwahrloste es. Pflanzen wuchsen kreuz und quer und deckten sogar den Schuppen im Garten fast komplett zu.
Fünf Jahre lang verbrachten Külling und Müller damit, das Stück Land zu roden und ihre Gärtnerei aufzubauen. So stiessen sie auf Perlen der Vergangenheit: eine beheizbare Grotte, wo einst Vögel gezüchtet wurden, alte Spazierwege, eine kleine Brücke, ein Erdkeller und sie legten sogar ein Chalet aus dem 18. Jahrhundert frei.
Die beiden brachten den Garten wieder in Schwung. «Es ist unglaublich, was die beiden in so kurzer Zeit geschafft haben», sagt Fasolin. Sie ist beeindruckt von der Leidenschaft für das aufwändige Projekt: «Hier sieht man, wie in einem Garten viel Schönheit vergraben liegen und wieder hervorkommen kann, wenn man sich darum kümmert.»
Keine Schuhe erlaubt
Ein Garten, der Sarah Fasolin besonders in Erinnerung blieb, ist der Garten von Fred Perritaz. Wer seinen Garten betreten will, muss erst die Schuhe ausziehen. «Der pensionierte Förster ist überzeugt, dass man den Garten viel intensiver wahrnehmen kann, wenn man barfuss ist», sagt Fasolin.
Der Garten im freiburgischen Villarimboud hat es in sich. Zwei Stunden braucht man, um Perritaz' ganzen Garten anzuschauen. So spaziert man über Waldboden, Sand, Wiese und durch einen kleinen Bach. Der Garten umfasst einen kleinen Wald, einen Duftgarten mit über 50 Duftpflanzen, einen Hexengarten mit halluzinogenen und giftigen Pflanzen und einen Blütengarten. Dazwischen sieht man immer einmal wieder exotische Pflanzen, die Perritaz' von seinen Reisen mitgenommen hat.
Orchester der Natur
Relativ spontan besuchte Sarah Fasolin Melchior Ulrich, einen Musiker aus Schwyz. Vor seinem Haus hat er einen eindrücklichen Naturgarten angelegt, ein Paradies für alle Arten von Insekten. Er setzte sich intensiv damit auseinander, was Insekten brauchen: was sie als Unterschlupf oder als Brutstelle nutzen oder welche Pflanzen sie als Futterquellen benötigen.
Die Gartenjournalistin wollte von ihm wissen, wieso ihm Insekten so wichtig sind. Er erzählte, dass, als er ein Kind war, er auf den Wiesen ständig das Summen und Zirpen von Insekten gehört habe. Mit der Zeit und dem Rückgang der Biodiversität seien diese Geräusche verschwunden.
Als Musiker, der sich von seinem Gehör leiten lässt, fehlten ihm diese Töne und Melodien. Darum legte er sein eigenes Insektenparadies an und holte sich so sein privates Orchester wieder zurück.