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Musik-Blog Terror in Europa: Muss die Show weitergehen?

Die Angst vor weiteren Terroranschlägen in Europa ist gross. Bands wie die Foo Fighters, U2 oder Motörhead haben Konzerte abgesagt. Die Gründe dafür sind mehr als verständlich. Aber: Ist es auch das richtige Zeichen, das hier gesetzt wird?

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

An einem ganz normalen Tag, geht ein ganz normaler Junge seinen Weg zur Schule. Als er das Pausenhoftor passiert, trifft ihn blitzartig, aus dem Nichts, eine Faust mitten ins Gesicht. Der Junge torkelt, fällt zu Boden und erwacht zu Hause aus seiner Ohnmacht. So etwas kannte er bislang nur vom Hörensagen. Sein Brummschädel und das angeschwollene Auge versichern ihm aber, dass er es nun selbst erlebt hat. Was nun? Fragt er sich beim Gedanken an den nächsten Schultag. Einfach wieder hingehen, als wäre nichts passiert? Sich auf dem Schulweg vom grossen Bruder beschützen lassen? Oder gar nicht mehr hingehen?

Die Lage und die Frage

Dieser Junge bin nicht ich. Und ich bin froh, dass ich nicht dieser Junge bin. Ebenso wenig bin ich eine Band, die gerade in Europa auf Tour ist und entscheiden muss, ob sie nach dem Anschlag im Pariser Bataclan ihren Tourplan einhalten soll oder nicht. Wäre das die Szene eines Buches, hätte ich als Leser keine Mühe zu entscheiden, ob ich Konzertabsagen von Bands unter diesen Umständen richtig oder falsch finde. Doch es ist die Realität. Trotzdem wage ich zu fragen, ob man mit Konzertabsagen das richtige Zeichen setzt.

Die fehlende Antwort

Dass man Freiheit nicht durch Kontrolle verteidigt ist klar. Dass man wirkliche Gerechtigkeit und Frieden nicht erkriegt auch. Wie auf politischer Ebene mit dem Thema Terror umgegangen wird, sehen wir tagtäglich in den Nachrichten. Auf welche Art sich viele Künstlerinnen und Künstler dazu äussern, ist uns ebenfalls bekannt. Mit dem Attentat im Bataclan wurden jedoch neue (für uns neue) Massstäbe gesetzt. Die westliche Musikszene ist, verständlicherweise, ratlos. Es wird eine Weile brauchen, um zu realisieren, was hier auf dem Spiel steht und wie wir damit umgehen. Im Moment herrschen Gefühle wie Hilflosigkeit, Angst und Trauer vor. Weiter sind wir nicht. Und es wird schwierig sein, uns wichtige Werte zu verteidigen ohne diese zu verletzten.

Und da ist noch ein Gefühl: Hoffnung. Ich hoffe, und ich wünsche mir, dass im Bataclan sehr bald wieder Bands auf der Bühne stehen. Und zwar vor vollen Rängen. Voll mit Menschen, die nicht vergessen haben, was hier geschehen ist und dadurch umso mehr spüren, dass wir uns das nicht und nie nehmen lassen dürfen.

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