«Mit Sagen versucht man Unerklärliches zu erklären», meint Josef Hess. So hätten bestimmte Namen, eigenartige Grenzverläufe oder besondere Naturerscheinungen zu Sagen geführt. Diese hätten ein wenig geschichtlichen Hintergrund, seien aber hauptsächlich Legende. So wie «D’Saag vom Stierebach» oder «D’Saag vo dr Dohläkönigin»: Zwei von vier Sagen, die Josef Hess zum Auftakt von «schuurig-schöni Schwiizer Sage» auf SRF Musikwelle erzählt.
Spannende Geschichten von früher
Beruflich ist Josef Hess Vizedirektor des Bundesamts für Umwelt. Privat beschäftigt sich der Obwaldner seit jeher mit der Engelberger Lokalgeschichte. «Das grosse Interesse für Lokalgeschichte verdanke ich meinem Vater», so Hess.
«Ja, früener hemmer alig no», habe dieser jeweils gesagt, wenn er eine von vielen spannenden Geschichten erzählte. «Das fand ich spannend. Ich wollte noch mehr darüber erfahren, wie das Leben früher war», erinnert sich Josef Hess.
Die überlieferten Geschichten seines Grossvaters hätten ihn noch weiter in die Vergangenheit geführt und ein vielschichtiges Bild aus alten Zeiten gezeichnet. Das habe ihn demütig gemacht: «Ich habe grossen Respekt vor meinen Vorfahren und ziehe den Hut vor ihren Leistungen.»
Zur Person
Aufgewachsen ist Josef Hess in einem abgelegen Tal auf dem Bergbauernhof Hinter-Horbis. Auf die Matura an der Klosterschule Engelberg folgte ein Studium zum Forstingenieur an der ETH Zürich. Seine Ausbildung ergänzte er mit einem Doktoratsstudium in Verwaltungsrecht und einer Dissertation über «Schutzziele im Umgang mit Naturrisiken».
Als Vizedirektor des Bundesamts für Umwelt leitet Josef Hess die Abteilungen Gefahrenprävention, Wald, Lärm und NIS sowie Luftreinhaltung und Chemikalien.
Vier Sagen, erzählt von Josef Hess
«D'Saag vom Stierebach»
Wer von Engelberg über den Surenenpass Richtung Urnerland unterwegs ist, wundert sich, dass man die Grenze zum Kanton Uri weit unterhalb der Passhöhe überschreitet. Auf dem Weg geniesst man beim Stierenbachfall ein gewaltiges Naturschauspiel. Wie der Bach zu seinem Namen kam, erzählt «D'Saag vom Stierebach».
«D'Saag vo dr Dohläkönigin»
Auf der Alp Laub hütete einst der arme Hirtenbub Geni die Schafe der Engelberger. Von Zeit zu Zeit stieg er hinunter ins Tal, um frischen Proviant zu besorgen und für die Schafe Salz. Sein grosses Herz für Mensch und Tier brachte ihm sowohl Glück als auch Schmerzen. Davon erzählt «D'Saag vo dr Dohläkönigin».
«D'Saag vo dr Pfaffäwand»
Wer von Engelberg Richtung Jochpass wandert, kommt nach dem Aufstieg durch den Gerschniwald auf die weite Fläche der Gerschnialp. Zwischen Pfaffenwand und Gerschniberg führt der steile Weg hoch zu einer grossen Alp mit einem wunderschönen blauen See. Sie ist Schauplatz für «D'Saag vo dr Pfaffäwand».
«Dr Tuifelsschtey»
Hoch über Engelberg liegt die grosse grüne Alp Ruckhubel. Auf dem Weg dorthin passiert man den sogenannten Teufelsstein. Ein riesiger Felsbrocken mit der Zeichnung eines Teufels in den Farben Rot und Schwarz. Wie der Teufelsstein zu seinem Namen kam, erzählt die Sage «Dr Tuifelsschtey».