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Songs & Alben GoldLink: Klingt wie Nelly 15 Jahre zu spät. Und in gut.

Im Kosmos der Rapmusik, die schon lange Pop-dominierend ist, in diesem Haibecken in dem sich jetzt halb-geschorene EDM Hipsters tümmeln, Taylor Swifts mit Kendricks kollaborieren, Autotune-Helden arbeitslosen HipHop-Polizisten gegenüberstehen, nur in dieser Suppe konnte einer wie GoldLink entstehen.

Als Kendrick dieses Jahr die grössten Eier seit dem Pterodaktylus an den Tag legte, priesen wir vor allem seine Wiedererkennbarkeit und Einzigartigkeit. Der Satz «alle paar Jahre taucht ein Rapper auf, der nach niemandem ausser sich selbst klingt» fiel (Zitat Vögtli).

Gut, Wiederholung: GoldLink. Der hat das auch. Zwar zeigt der 22-Jährige aus Washington DC musikalisch nicht dieses Kendrick’sche Fick-geben auf Trends. Er setzt bei den Beats auf Kaytranada, Louie Lastic und andere über-aktuelle Hip Hop & EDM Produzenten. Trotzdem klingt sein Debütalbum «And After That, We Didn't Talk» keinen Deut weniger überraschend und neu-klingend als Kendrick.

Das macht GoldLink einzigartig

Stimme. In permanentem Halbgesang, mit metallischer Färbung kratzt GoldLinks Stimme keine Sekunde übers Ohr und schon man hat sie intus. Ob der Beat nun clubbig, elektroid und uptempo ist, oder eher schleppender Soultrap, GoldLink ist eingängig und bleibt bei und in dir hängen, ob du magst oder nicht.

Flow: Der Mensch biegt Wörter bis sie wie aus einem Guss (Achtung Kitschvergleich) gegossenem Edelmetall gleichen und ist mit (fast) niemandem zu vergleichen. Der grösste Musiknerdkollege meines Vertrauens, Flavio Leone, behauptete in einem frühmorgendlichen Taumel-SMS direkt vom Ausgang in London «hahaha bis nur ich oder tönt dä wie de Nelly in 15 Jahr zspät und guet». Hat was. GoldLink kann zu allem dazu noch dope singen, und fast jedes Lied ist tanzbar as f***.

Einen kleinen Shot Wermut: die patentierte GoldLink-Nastiness (der Typ rappt NUR über Sex. «Dance on Me» könnte grad so gut «Ride my D***» heissen) ist nicht sooo ausgeprägt wie auf seinem Mixtape «God Complex».

Auf Songs wie «New Black» sagt er dafür jetzt auch - Achtung Reizwort - Gehaltvolles: «… daddy was a street n***a / but a fucking loser for not teaching his kids better»

Und die Nastiness ist ja schon da, einfach ganz leicht verbravt, weil jetzt Release mit Label, mit Sony Vertrieb und Rick Rubin hat co-produziert. Ist ok! Massentauglich heisst ja seit geraumer Zeit, auch in meinem, teils militant traditionalistischen Musiknerd-Universum, ja nicht mehr zwingend «schlecht».

Lieblingslieder: Spectrum (Flowgöttisch UND tanzbar, mach das mal), See I Miss (kein Rap, nur Gesang, Vergleiche zu den Jill Scotts dieser Welt können nicht ausbleiben), New Black (ich will dringend ein Auto kaufen nur um den Song darin zu hören).

8.5 (sehr subjektive) Punkte von 10!

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