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True Talk «Ich will Kriegsopfern eine Stimme geben»

...sagt Kurt Pelda, 52 Jahre alt und seit über 30 Jahren Kriegsreporter. Wie er seinen Job bewältigt und warum viele Menschen gegenüber Kriegsreportern voreingenommen sind, erzählt er in unserer Webserie «True Talk».

«True Talk»

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In unserer Webserie «True Talk» werden Menschen, die aufgrund von bestimmten Merkmalen, Eigenschaften oder Vorlieben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen haben, mit ebendiesen konfrontiert.

Jung Pelda

Seine erste Kriegsreise führte Pelda nach Afghanistan. Damals, in den 1980er Jahren, war das Land am Hindukusch besetzt von der Sowjetunion und die Mudschaheddin (nicht zu verwechseln mit den späteren Taliban) kämpften um die Befreiung des Landes.

Pelda war zu dieser Zeit Anfang zwanzig und wollte eigentlich aktiv am Kampfgeschehen teilnehmen, sprich die Mudschaheddin bei ihrem Befreiungskampf unterstützen.

«Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass sich der Freiheitsbegriff dieser Menschen extrem stark unterscheidet von meiner Definition von Freiheit.»

Trotzdem fand ich das Anliegen, die Besatzungsmacht aus dem Land zu vertreiben, sehr legitim. Anstatt jemals eine Waffe abzufeuern oder zum Islam zu konvertieren, habe ich mich darum entschieden, die Geschehnisse in Afghanistan nach aussen, in den Rest der Welt, zu tragen. So wurde ich Kriegsreporter».

Kriegsreporter sind parteiisch

Ein sehr emotionaler (Kritiker könnten sagen: nicht-objektiver) Einstieg in eine Berufsgilde, die sich auch heute noch gerne selbst den Anstrich scheinbarer Objektivität verleiht. Daran – also an objektivem Kriegsjournalismus – hat Kurt Pelda übrigens noch nie geglaubt. Auch heute nicht.

Man ist immer parteiisch. Das ist menschlich und fängt ja schon bei der Auswahl des Landes oder des Themas an.

Trotzdem müsse man fair sein mit den Fakten – also korrekt berichten. Wie man diese Fakten aber interpretiere, das sei von Journalist zu Journalist unterschiedlich und somit eben nicht objektiv, sondern subjektiv: «Dazu stehe ich!»

Der Beruf ist kein Zuckerschlecken

Andere Vorurteile gegenüber dem Beruf des Kriegsreporters lehnt Pelda demgegenüber rundheraus ab. Reich werde er mit seinen Machenschaften zum Beispiel ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil: «Mein Konto ist im Minus», so Pelda.

Und auch den Vorwurf, dass Kriegsreporter notgedrungenermassen gewaltgeil sein müssen, hält er für Blödsinn. «Wenn man so viel Gewalt gesehen hat wie ich, dann weiss man, was Gewalt anrichtet mit den Menschen, die sie erfahren müssen.»

Wenn man Kinder gesehen hat, deren Arme mit Macheten abgetrennt wurden, dann kann man Gewalt nicht mehr geil finden.

Wieso tut man sich das an?

Bleibt nur noch die Frage, warum sich ein Mensch solche Bilder freiwillig antut? Was motiviert einen Menschen wie Kurt Pelda dazu, sich in die Krisenregionen dieser Welt vorzuwagen und dort das Elend einzufangen, in der Absicht, es uns Friedenskindern zugänglich zu machen?

«Das ist einfach», sagt Pelda. «Irgendeiner muss es tun – und nur wenige Menschen sind dazu in der Lage. Man braucht starke Nerven, ein gutes Netzwerk in den unterschiedlichsten Kriegsgebieten und einen starken Überlebenswillen.»

«Ausserdem müssen Kriegsreporter über die Bereitschaft verfügen, vieles zu opfern: Persönliche Beziehungen, Familie, Sicherheit, die eigene seelische und körperliche Unversehrtheit. Aus irgendeinem Grund kann ich das alles, als einer der wenigen im deutschsprachigen Raum. Kriegsreporter sein ist für mich darum nicht Beruf, sondern Berufung.»

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