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SRF DOK Bei den Deubers in Dallas

Die Chance, es weiter zu bringen als seine Eltern, ist in Europa grösser als in den USA. Trotzdem hält sich der Mythos vom «amerikanischen Traum» hartnäckig. Ein Grund dafür sind Menschen wie Mark und Cary Deuber.

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Simon Christen ist seit 2011 Redaktor bei «DOK» und «Reporter». Seine Filme widmen sich gesellschaftlichen und politischen Themen.

Kein Tag ohne Aufrufe zu mehr «Gerechtigkeit». Oder zu mehr «sozialer Gerechtigkeit». Klingt noch besser. Aber was genau ist damit gemeint? Die Wissenschaftler der renommierten Bertelsmann Stiftung beantworten diese Frage mit einem «Social Justice Index», der sich aus sechs Dimensionen zusammensetzt: Armutsvermeidung, Zugang zu Bildung, Zugang zum Arbeitsmarkt, soziale Kohäsion und Nicht-Diskriminierung, Gesundheit und Generationengerechtigkeit.

«Der amerikanische Traum»

Die Bertelsmann Stiftung untersuchte alle OECD-Länder auf ebendiese sechs Dimensionen und errechnete daraus deren «Social Justice Index». Am besten schnitt Island ab mit 8,54 von 10 möglichen Punkten. Am ungerechtesten ist, zumindest gemäss dieser Studie, das Leben in der Türkei: 3,85 Punkte. Und die Schweiz? Sie liegt – mit 7,33 Punkten – auf Platz 7 unter 31 bewerteten Ländern. Einzig in den nordeuropäischen Ländern geht es offenbar noch gerechter zu und her, während Staaten wie die USA oder Japan weit abgeschlagen sind.

Und trotzdem gelten die USA weiterhin als Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo es jeder, der fleissig ist, weiter bringen kann als seine Eltern. Jedes Kind weiss, dass es einen «amerikanischen Traum» gibt – von einem «isländischen Traum» hat indes noch keiner was gehört. Wieso?

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«Wir haben immer eine schöne Zeit in der Schweiz»
Aus DOK vom 30.10.2016.
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Deuber ist «Heimweh-Schweizer»

Vermutlich weil es in einem Land wie den USA aufgrund seiner Grösse in absoluten Zahlen mehr Erfolgsgeschichten gibt als in Island. Vermutlich auch, weil man in den USA ein entspannteres Verhältnis zu Erfolg hat und seinen Reichtum gerne zeigt. Es hat vermutlich etwas mit Leuten wie Mark und Cary Deuber zu tun. Sie sagen von sich: «Wir leben den amerikanischen Traum». Und sie lassen alle, die interessiert sind, daran teilhaben.

Mark Deubers Sehnsuchtsort ist und bleibt jedoch die Schweiz. Jedes Jahr verbringt er hier seine Sommerferien – eine Tradition, die begann, als er noch ein Kind war. Damals wohnte er bei seinen Verwandten in Eiken/AG. Heute besucht er Arosa und St. Moritz – und am Schluss jeweils Zürich. Als «Heimweh-Schweizer» kommt ihm das Gras hier ein bisschen grüner vor als in den USA. Und seine Frau Cary hat ihm zuliebe sogar versucht, mithilfe eines Privatlehrers ein wenig Schweizerdeutsch zu lernen.

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«Schwiizerdütsch»
Aus DOK vom 30.10.2016.
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Neue Geschäftsfelder

Seine Eltern haben die Schweiz als Mittelklasse-Familie verlassen, Mark Deuber kehrt heute als Millionär zurück. Mit diesem materiellen Aufstieg hat er einen grossen Teil von dem, was als amerikanischer Traum bekannt ist, realisiert. Den Rest hat seine Frau Cary nun besorgt. Dank ihr sind die Deubers nämlich – ein bisschen – berühmt geworden. Cary Deuber ist Teil einer Reality-TV-Serie namens «The Real Housewives of Dallas». Eine amerikanische Touristin erkannte sie prompt bei einem Spaziergang nahe dem Zürcher Bellevue.

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Ein Schwatz am Bellevue in Zürich
Aus DOK vom 30.10.2016.
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«Reporter»

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«Der amerikanische Traum», 30. Oktober 2016, 21.40 Uhr, SRF 1

Auch das ist heute zentraler Bestandteil des amerikanischen Traums: bekannt werden. Im Fernsehen vorkommen. Möglichst viele Follower haben in sozialen Netzwerken wie Twitter und Instagram. Einerseits schmeichelt es dem Ego, wenn man prominent ist: Man wird erkannt und erhält Einladungen zu wichtigen Veranstaltungen. Gleichzeitig eröffnen sich hier ganz neue Geschäftsfelder. Wenn Cary Deuber beispielsweise ein Foto von sich in einem Kleid online stellt und ihren Followern via Link die Möglichkeit gibt, das gleiche Kleid zu kaufen, dann bekommt sie eine Provision für jedes verkaufte Kleid – und die Deubers werden noch ein bisschen reicher. Einfach traumhaft, oder?

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