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«Mein Pass hat sich selbständig gemacht»
Aus Espresso vom 10.11.2023. Bild: IMAGO / imagebroker
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Gefälschte Wohnungsinserate Ein Opfer von Identitätsmissbrauch erzählt

Seit gut einem Jahr werden der Name und die Passkopie einer Frau für Inseratebetrug missbraucht. Wie es dazu kam.

Angefangen hat es damit, dass die Frau aus Zürich einer guten Bekannten aus Ungarn bei der Wohnungssuche helfen wollte. Sie schaute sich Wohnungsinserate an, die diese ihr schickte und ging auch mal an einer Adresse vorbei, um zu schauen, ob die Angaben im Inserat stimmten.

Bei einem Inserat schien anfänglich alles in Ordnung zu sein. Die Ungarin war interessiert und mailte mit der angeblichen Wohnungsbesitzerin. Diese schrieb, dass sie die Wohnung nicht persönlich zeigen und die Schlüssel übergeben könne, da sie in Deutschland die Enkel beaufsichtigen müsse. Nach Zahlung einer ersten Rate würde sie die Schlüssel jedoch nach Ungarn schicken.

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Die Zürcherin anerbot sich, die Schlüssel in Empfang zu nehmen und wollte ihre Seriosität mit einer Passkopie unterstreichen. «Ich habe dann, etwas voreilig, die Passkopie an meine Bekannte nach Budapest geschickt. Diese leitete die Kopie postwendend diesen angeblichen Wohnungsvermietern weiter», erzählt die Frau im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Und so sei ihr Pass in die Hände der Betrüger gelangt. «Mein Pass hat sich selbständig gemacht. Ich komme aus dieser Geschichte nicht mehr heraus.»

Seither werden im Namen der Frau regelmässig betrügerische Wohnungsinserate auf Plattformen wie Homegate und Comparis geschaltet. Als Identitätsnachweis verwenden die Betrüger dabei die Passkopie. Auf Anraten der Cybercrimepolice der Kantonspolizei Zürich hat die Zürcherin einen neuen Pass machen lassen, der alte wurde gesperrt. Zudem hat sie Anzeige erstattet und meldet aktuelle betrügerische Inserate, die in ihrem Namen aufgegeben werden, jeweils den Inserateplattformen.

So schützen Sie sich vor Betrug mit gefälschten Wohnungsinseraten

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  • Überweisen Sie nie Geld (Mietvorschuss oder Kaution/Schlüsseldepot), bevor Sie die Wohnung besichtigt und einen gültigen Mietvertrag erhalten haben. Überweisen Sie kein Geld via Transferdienste an einen Vermieter.
  • Suchen Sie den persönlichen Kontakt (nicht nur per Mail) mit der Vermieterin. Überprüfen Sie die Adresse und weitere Angaben des Vermieters, bzw. der Verwaltung.
  • Es ist üblich, dass Sie die Vermieterin persönlich kontaktieren und treffen sowie das Mietobjekt kostenlos besichtigen können.
  • Ignorieren Sie Anzeigen und Angebot, wenn der Besitzer im Ausland ist und ein Depot für den Schlüssel verlangt, den sie für die Besichtigung der Wohnung erhalten sollen.
  • Gesunder Menschenverstand: Seien Sie skeptisch, wenn ein Wohnungsangebot zu schön klingt, um wahr zu sein, oder wenn das Inserat voller Sprachfehler ist.
  • Überprüfen Sie, ob Sie nicht auf eine gefälschte Website geraten sind oder vom angeblichen Vermieter auf eine solche umgeleitet werden.
  • Wenn Sie einen Betrugsversuch entdecken oder betrogen worden sind, gehen Sie zur Polizei.

Von diesen erfährt sie, weil sie regelmässig Telefonanrufe von skeptischen Wohnungssuchenden erhält. Diese kläre sie jeweils über die Betrugsversuche auf und sage ihnen, dass sie auf keinen Fall Geld überweisen sollen.

Glücklicherweise sei ihr persönlich bisher nur ein Fall bekannt, in welchem ein tschechischer Student den Betrügern 3700 Euro überwiesen habe. Auch ihre ungarische Bekannte, die inzwischen in Zürich lebt und arbeitet, habe den Betrug rechtzeitig erkannt.

Doch für die Passkopie war es leider zu spät. Dieser Pass sei zwar gesperrt und inzwischen abgelaufen, doch die Betrüger haben das Gültigkeitsdatum gefälscht. Es existieren auch angebliche Mietverträge auf einer Mustervorlage des Hauseigentümerverbands Zürich mit gefälschten Unterschriften der Zürcherin und eines Vorstandsmitglieds des HEV. Der Verband hat ebenfalls die Polizei eingeschaltet und auf seiner Homepage eine Warnung veröffentlicht.

So schützen Sie sich vor Identitätsmissbrauch

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  • Versenden Sie möglichst keine Ausweiskopien an Drittpersonen. «Tun Sie dies nur, wenn es eine offizielle Stelle, ein Amt verlangt», sagt Marc Besson von der Kantonspolizei Zürich.
  • Geben Sie Drittpersonen und Firmen auch sonst nicht unnötig persönliche Daten und Informationen preis.
  • Wird Ihre Identität missbraucht, gehen Sie zur Polizei und erstatten Anzeige. Geben Sie der Polizei so viele Informationen zum Fall wie möglich.
  • Sollte eine Ausweiskopie in falsche Hände geraten sein, gehen Sie baldmöglichst aufs Passbüro und lassen sich einen neuen Ausweis ausstellen und den alten als ungültig erklären.
  • Sollten Bank- oder Kreditkartendaten in falsche Hände geraten sein, informieren Sie das Geldinstitut oder den Herausgeber und lassen Sie die Karten sperren.

Espresso, 10.11.2023, 8:10 Uhr

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