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Zürcher Firma wird liquidiert
Aus Espresso vom 29.11.2023. Bild: SRF
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Invalidenversicherung Gutachter-Firma PMEDA geht nach jahrelanger Kritik zu

Nachdem der Bund wegen «gravierender» Mängel die Zusammenarbeit gestoppt hat, folgt nun die Schliessung.

Wer nach einem Unfall, wegen einer schweren Erkrankung oder aufgrund eines psychischen Leidens nicht arbeiten kann, erhält Unterstützung durch die Invalidenversicherung (IV). Doch ob es eine IV-Rente gibt oder nicht, ist abhängig von einem medizinischen Gutachten, das zuhanden der IV erstellt wird.

Auch die Zürcher Firma PMEDA hatte jahrelang solche Gutachten erstellt und war dafür immer wieder scharf kritisiert worden: Betroffene, Fachleute sowie Stimmen aus der Bundespolitik hatten PMEDA vorgeworfen, die Gutachten seien schludrig und fehlerhaft. Nachweislich kranke Personen seien als voll arbeitsfähig eingestuft worden. Der «Kassensturz» hatte 2018 erstmals darüber berichtet. Seither gab es immer wieder Kritik an den Methoden von PMEDA. Es laufen auch mehrere Strafanzeigen gegen Ärzte, die für die Firma Gutachten erstellt hatten.

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Gutachten mit «gravierenden» Mängeln

Ungeachtet der Kritik hatten das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) und die IV an der Zusammenarbeit mit PMEDA festgehalten. Bis im Oktober 2023. Dann teilte das BSV mit, künftig keine Aufträge mehr an die Firma zu vergeben.

Grund: Die im Jahr 2022 gegründete, unabhängige Kommission für die Qualität bei der medizinischen Begutachtung (EKQMB) hatte Gutachten von PMEDA geprüft und dabei «gravierende formale und inhaltliche Mängel» gefunden. Die EKQMB hatte dem BSV daher einstimmig empfohlen, die Zusammenarbeit mit PMEDA zu beenden.

PMEDA ist in Liquidation

Nun folgt das nächste Kapitel: Dem Handelsregister des Kantons Zürich ist zu entnehmen, dass PMEDA schliesst – die Firma ist in Liquidation. Zu den Gründen schweigt das Unternehmen. Eine Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» blieb unbeantwortet. SRF-Redaktor Peter Basler, der sich seit Jahren mit dem Fall PMEDA befasst, geht davon aus, dass die Schliessung im Zusammenhang mit dem schlechten Ruf der Firma steht: «Der Name PMEDA soll wohl verschwinden.»

Gutachter machen weiter

PMEDA streicht also die Segel. Wobei: Ärztinnen und Ärzte, die in den letzten Jahren mutmasslich für die fehlerhaften Gutachten der Firma verantwortlich waren, machen weiter. Laut dem «Sonntagsblick» gibt es mehrere Medizinerinnen und Mediziner, welche jahrelang für PMEDA gearbeitet hatten, die nun weiterhin in sogenannten Sachverständigen-Zweierteams für die IV tätig sind.

Ein Sprecher des Bundes sagte dazu: «Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass Ärztinnen und Ärzte, welche die qualitativen und formellen Anforderungen erfüllen, und die für die PMEDA AG als Sachverständige tätig waren beziehungsweise noch sind, auch im Rahmen von Sachverständigen-Zweierteams oder in anderen Gutachterstellen Gutachten für die IV erstellen können.»

Espresso, 29.11.23, 8:10 Uhr

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