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Notrufzentralen sind zum Umrüsten gezwungen
Aus Espresso vom 15.12.2023. Bild: Imago / Geisser
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Notruf per Handy «Warum konnte mich die Notrufzentrale nicht orten?»

Ein Velofahrer wählt unterwegs den Notruf. Er ist erstaunt, dass die Zentrale seinen Standort nicht automatisch sieht.

Es geschah im September auf einer Velotour von Jona SG nach Wil SG. Ein Velofahrer bricht unterwegs zusammen, sein Kollege aktiviert auf dem Smartphone die automatische Notruffunktion.

Zunächst landet er bei der Notrufzentrale des Kantons Thurgau. Diese leitet ihn zur St. Galler Zentrale weiter. Doch diese kann den Velofahrer nicht orten. Er muss seinen Standort auf einer Karten-App bestimmen und durchgeben. Dabei hat er gemeint, dass man in der Schweiz bei einem Notruf mit dem Handy inzwischen automatisch geortet wird.

St. Galler Notrufzentrale inzwischen umgerüstet

Tatsächlich läuft in der Schweiz seit Sommer 2022 die Umrüstung der Notrufzentralen auf die sogenannte Advanced Mobile Location (AML). Die Kantone haben dafür jedoch bis Ende 2023 Zeit.

Und Pascal Häderli, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, bestätigt im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Wir mussten auf ein Software-Update warten, welches wir am 25. Oktober installieren konnten. Seither ist die genaue Standortidentifikation bei allen Notrufnummern möglich, welche die St. Galler Zentrale empfangen kann.» Das sind die Nummern 112, 117, 118 und 144. Wäre der Notfall der beiden Velofahrer also einen Monat später passiert, hätte die Zentrale den Anrufer orten können.

Und weshalb gelangte der Notruf aus dem Kanton St. Gallen zur Thurgauer Zentrale? Das kann im Grenzgebiet zweier Kantone vorkommen. Es hat damit zu tun, dass das Handysignal in der Regel von der nächstgelegenen Providerantenne aufgefangen wird, unabhängig vom Kanton.

Eine Umleitung von einer Notrufzentrale zu einer im Nachbarkanton ist für AML aber kein Problem. Die Daten werden gemäss dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) an eine zentrale nationale Empfangsstelle übermittelt, wo sie von den Notrufzentralen abgerufen werden können.

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Standort wird auch bei gesperrten Ortungsdiensten gesendet

AML funktioniert bei Android-Smartphones ab Version 4 und iPhones ab iOS 13.3. Nur sehr alte Handys sind also noch nicht AML-fähig. Das Besondere an diesem System: Das Smartphone sendet bei einem Notruf auch dann automatisch Standortdaten, wenn die Besitzerin oder der Besitzer die Ortungsdienste gesperrt hat: «Die Standortmeldung erfolgt automatisch und muss nicht vorgängig durch die Nutzerinnen und Nutzer aktiviert werden», schreibt dazu das Bakom.

Die flächendeckende Umsetzung von AML sei auf Kurs, heisst es weiter. Ab 2024 soll das System schweizweit funktionieren. Es könne aber Fälle geben, wo der Standort technisch nicht ermittelt oder übertragen werden kann. Die Zustellkette vom Smartphone zu den Notrufzentralen sei komplex, schreibt das Bakom. Je nach Netzkonfiguration und verfügbaren Netzen würden sich die Geräte unterschiedlich verhalten.

Espresso, 15.12.2023, 8:10 Uhr

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