Immer am vierten Freitag im November ist Black Friday – dieses Jahr am 28. November. Auch am darauffolgenden Cyber Monday locken Onlineshops und Läden mit vermeintlich unschlagbaren Angeboten. Wie entlarvt man falsche Rabatte und Fake-Shops? Welche Fallen lauern? Sara Stalder vom Konsumentenschutz gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
SRF: Ihr erster Tipp im Online-Ratgeber des Konsumentenschutzes ist: «Kaufen Sie nichts.» Was spricht dagegen, seine Weihnachtsgeschenke etwas günstiger einzukaufen?
Sara Stalder: Man gerät schnell in einen Kaufrausch und schafft Dinge an, die man normalerweise nicht gekauft hätte und eigentlich auch nicht braucht. Wir fordern schon lange, dass der Schweizer Detailhandel die Preise ganz generell senkt – an Stelle solcher Schnäppchentage. Das wäre fairer für alle.
Sie warnen vor Etikettenschwindel und vorgetäuschten Rabatten. Können Sie das belegen – haben Sie konkrete Beispiele?
Ja. Wir haben Fälle dokumentiert, in denen Preise vor einer Rabattaktion künstlich erhöht wurden, um später einen besonders grossen Preisnachlass vorzutäuschen. Oft werden auch Höchstpreise angegeben, die in Wirklichkeit nie verlangt wurden. Anbieter nutzen solche psychologischen Effekte ganz bewusst, um bei Konsumentinnen und Konsumenten einen Jagdinstinkt auszulösen.
Künstliche Verknappung, Countdown-Timer oder suggerierter Zeitdruck sollen die Leute dazu bringen, den Kopf auszuschalten.
Hinzu kommen weitere Tricks: Künstliche Verknappung oder suggerierter Zeitdruck – alles Elemente, die Leute dazu bringen sollen, den Kopf auszuschalten und unüberlegt zuzugreifen.
Online ist diese Manipulation oft noch perfider als im stationären Handel. Welche Tricks beobachten Sie dort?
Im Internet kommen zusätzliche manipulative Design-Elemente zum Einsatz – sogenannte «Dark Patterns». Sie sind darauf ausgelegt, Nutzerinnen und Nutzer zu schnellen, unüberlegten Käufen zu verleiten. Deshalb gilt: Ruhe bewahren, auch wenn ein Countdown-Timer läuft oder angeblich nur noch wenige Produkte verfügbar sind. Solche Hinweise sollen einzig dazu bewegen, möglichst rasch zu kaufen.
Ihre Empfehlung: Vorher eine Einkaufsliste erstellen, ein Budget festlegen und Preise vergleichen. 2021 hat der Konsumentenschutz untersucht, wie häufig es am Black Friday tatsächlich gute Deals gibt. Und?
Es ist sehr unterschiedlich. Man kann durchaus echte Schnäppchen machen, aber längst nicht jedes beworbene Angebot ist tatsächlich günstig. Entscheidend ist, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Wir haben etwa beobachtet, dass bestimmte Produkte nach den Festtagen teilweise günstiger waren, als an den offiziellen Schnäppchentagen. Eine zuverlässige Regel gibt es aber leider nicht.
Sie warnen: Auch Gauner nutzen den Black Friday. Tatsächlich steigt die Zahl gefälschter Shops in dieser Zeit. Es gilt: Augen auf, wo man kauft?
Ein «zu guter» oder extrem tiefer Preis ist fast immer ein Alarmzeichen. Wir raten dringend zur Vorsicht, wenn ein Angebot unrealistisch günstig wirkt. Ebenso, wenn nur Vorauskasse oder ausschliesslich Kreditkartenzahlung akzeptiert wird – das sind klare Warnsignale. Und bei neuen, unbekannten Shops sollte man auf keinen Fall mit einem grossen Kauf zuschlagen, auch wenn die Rabatte noch so verlockend sind.
Das Gespräch führte Yvonne Hafner.