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Wohnungssuchende in Schweizer Städten brauchen viel Geduld
Aus Kassensturz vom 09.04.2024.
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Wohnungsmarkt Zürich Das Spiel mit der Wohnungsnot

Umziehen ist stressig genug. Die Wohnungsnot in Zürich und anderen Städten wird für immer mehr Menschen zur Belastung.

Menschenschlangen, unverschämte Vermittlungsangebote, betrügerische Abzockermethoden – Wohnungssuchende in Schweizer Städten müssen ein dickes Fell und viel Geduld mitbringen.

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Nicole Schweizer, Mieterverband Zürich «Es ist für Homegate eine weitere Möglichkeit Geld zu verdienen»
Aus Kassensturz vom 09.04.2024.
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Die Wohnungsnot ist jedoch nicht zu jedermanns Nachteil: Die Online-Plattform Homegate bietet das Premium-Abo «Mieter Plus» für 39.95 Franken pro Monat an, mit einer Vertragsverbindung von drei Monaten. Damit können Wohnungssuchende drei Tage vor gewöhnlichen Nutzern und Nutzerinnen Inserierende kontaktieren. Hinzu kommen Inserate, die nur für Abonnenten und Abonnentinnen zugänglich sind.

Kritik am Homegate-Abo

Kritik erntet das Abo «Mieter Plus» vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich. Nicole Schweizer, Co-Leiterin der Rechtsberatung, sagt: «Das Angebot nutzt direkt eine Notlage von Mieterinnen und Mietern aus, die auf der Suche nach einer Wohnung sind. Und ja, es entwickelt sich eine Zweiklassengesellschaft: Es gibt Leute, die sich das leisten können. Andere nicht.»

Stellungnahme von Homegate

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  • Das Mieter-Plus-Abo benachteilige Geringverdienende bei der Wohnungssuche: «Die Nutzung von Homegate ist und bleibt für alle Nutzerinnen und Nutzer weiterhin kostenlos. Dies beinhaltet sowohl die Suche nach der neuen Wohnung und das Einrichten von entsprechenden Suchabos, als auch das kostenlose Inserieren während der ersten Woche bei der Nachmietersuche.
    Mieter Plus gibt grundsätzlich allen Wohnungssuchenden eine Zusatzoption an die Hand, um die Chancen bei der Suche nach dem passenden Mietobjekt zu erhöhen, insbesondere in Regionen mit einer überdurchschnittlich hohen Nachfrage.»
  • Der Mieterinnen- und Mieterverband kritisiert, Homegate nutze die Notlage der Wohnungssuchenden aus, um Geld zu verdienen:
    «Dieser Vorwurf entspricht nicht den Tatsachen. Als Online-Marktplatz macht Homegate als Gegenspieler zum Graumarkt das verfügbare Angebot im Schweizer Immobilienmarkt überhaupt erst für alle sichtbar. Die Nutzung von Homegate – diese ist und bleibt für alle Nutzerinnen und Nutzer weiterhin kostenlos – bietet eine der effizientesten Methoden, damit Suchende ihr neues Zuhause respektive eine passende Nachmieterschaft finden. Je schneller sich eine freigewordene Wohnung mit neuem Leben füllt, desto besser für beide Seiten.»

Die Swiss Marketplace Group, zu der Homegate gehört, dementiert den Vorwurf: «Mieter Plus gibt grundsätzlich allen Wohnungssuchenden eine Zusatzoption an die Hand, um die Chancen bei der Suche nach dem passenden Mietobjekt zu erhöhen, insbesondere in Regionen mit einer überdurchschnittlich hohen Nachfrage.»

Vorsicht walten lassen

Gute Wohnungsangebote sind rar. Bei verlockenden Inseraten gilt: Aufgepasst! Das zeigt das Beispiel einer hellen 3-Zimmerwohnung in Zürich für 1940 Franken.

Auf den ersten Blick sieht das Inserat normal aus. Auf die Kontaktanfrage schreibt die Wohnungsbesitzerin: Da sie nach Spanien ausgewandert sei, könne sie die Wohnung nicht persönlich zeigen. Stattdessen erhalte man im Gegenzug für 3880 Franken die Wohnung. Bedenkzeit: lediglich zwei Tage.

Ein Betrugsversuch, vor dem auch die Stadt Zürich offiziell warnt. Man solle niemals Geld zahlen, ohne das Objekt besichtigt und einen gültigen Mietvertrag erhalten zu haben. Zudem soll man die Betreiber informieren.

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Im Fall unseres Beispiels reagiert der Betreiber Homegate auf wiederholtes Melden nicht. Das Inserat bleibt online. Homegate schreibt auf Nachfrage: «Das Inserat wurde umfassend überprüft. Im konkreten Fall erfolgte die Deaktivierung jedoch nicht wie im Prozess vorgesehen. Wir bedauern den Fehler.» Das Inserat ist nun nicht mehr online.

Vormieter stellen stossende Forderungen

Einer Wohnung können auch unnötige finanzielle Hürden im Weg stehen. Vormieterinnen stellen häufig Bedingungen an Wohnungssuchende: Im Gegenzug für die Vermittlung an den Vermieter oder die Vermieterin verlangen sie etwa den Kauf von Möbeln oder die Übernahme von gestrichenen Wänden.

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Nicole Schweizer, Mieterverband Zürich «Der Vormieter nutzt direkt eine Notlage aus»
Aus Kassensturz vom 09.04.2024.
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So beispielsweise ein Vormieter in Dübendorf: Dieser verlangt den Kauf von zwei Kleiderschränken und sämtlicher Vorhänge in der Wohnung, für 1000 Franken. Bei einer Weigerung leite er die Kontaktdaten der Interessenten nicht an die Verwaltung weiter, schrieb er in einem Mail.

Laut Mieterverband sei ein solches Vorgehen äusserst stossend, da der Vormieter eine Notlage ausnütze. Am besten mache man dann selbst die Verwaltung oder die Liegenschaftsbesitzerin ausfindig und wende sich direkt an diese, so der Mieterinnenverband.

Erzwungener Kauf: Tipps vom Mieterinnen- und Mieterverband

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Um einem Kauf zu umgehen, rät der Mieterverband dazu, direkt die Wohnungsverwaltung zu kontaktieren. Sei diese unbekannt, könne man die Nachbarn fragen. Eine weitere Option sei es, im Onlinegrundbuchon «GIS-Browser» nach dem Eigentümer oder der Eigentümerin zu suchen.

Hänge ein Vermieter oder eine Vermieterin Bedingungen wie ein Möbelkauf an die Abschliessung eines Mietvertrages, handle es sich um ein Koppelungsgeschäft. Das ist nicht legal.

Kassensturz, 09.04.24, 21:05 Uhr

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