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Test Reinigungstabs als Öko-Putzmittel – die grosse Enttäuschung
Aus Kassensturz vom 03.10.2023.
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Öko-Tablettenreiniger im Test Tabreiniger ziehen den Kürzeren

Im Kampf gegen Fett, Kalk und Dreck ziehen Tabreiniger den Kürzeren. Die ökologischen Versprechen halten sie aber ein.

Die Idee ist bestechend: Sprühflasche auf, Tab rein, Wasser drauf, Flasche zu, schütteln, fertig. Und das Ganze erst noch ökologisch: ohne Mikroplastik, ohne Erdöl, nur eine Flasche zum Auffüllen. Und Flüssigkeit müssen Hersteller nicht in die Läden und Konsumentinnen nicht nach Hause transportieren. Die Umwelt wird geschont und der Geldbeutel nicht über Gebühr belastet. 

Diese Produkte haben wir getestet

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Konzentrierte Öko-Badreiniger:

  • Kleandrop Tabs Bad
  • Klaeny Badreiniger 4er-Set
  • Naiked Badreiniger Tab
  • Blaue Helden Badreiniger Pulver
  • Everdrop Badreiniger-Tab
  • Referenzprodukt 1: Tandil Badreiniger
  • Referenzprodukt 2: Leitungswasser ohne Reiniger

Konzentrierte Öko-Küchenreiniger:

  • Q-Connect Küchenreiniger Refill Tabs
  • Naiked Küchenreiniger Tab
  • Klaeny Küchenreiniger-Tabs
  • Kleandrop Küchenreiniger
  • Tandil Ökologischer Küchenreiniger Tabs
  • Referenzprodukt 1: Denner Powercleaner
  • Referenzprodukt 2: Leitungswasser ohne Reiniger

Viel Werbung auf Social Media 

Auf Social Media preisen die Hersteller ihre Tabs in den höchsten Tönen an. Mithilfe von Influencern und richtigen Stars, zum Beispiel der deutschen Moderatorin Barbara Schöneberger, wird gross die Werbetrommel gerührt. Einzig den Nachweis der Wirksamkeit bleiben die Öko-Tabs schuldig. 

«Kassensturz» und «K-Tipp» wollten deshalb wissen: Wie zuverlässig reinigen solche ökologischen Reinigungsmittel in Tabform wirklich? Fünf Reiniger-Tabs für die Küche und vier Tabs und ein Öko-Pulver fürs Bad haben die beiden Redaktionen im spezialisierten Labor SGS Fresenius in Wiesbaden (D) testen lassen. Das Resultat ist ernüchternd: Keines der Putzmittel konnte überzeugen. 

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Küchenreiniger versagen bei Fett 

Die Küchenreiniger mussten eingetrocknete Bratensauce und ein Öl-Schmutz-Gemisch entfernen. Vor allem mit dem Öl-Gemisch hatten die Putzmittel zu kämpfen. Keiner der fünf Reiniger kam mit der Verschmutzung klar. «Die Küchenreiniger sind vergleichbar mit Wasser», sagt SGS-Testleiterin Zena Malocho. Das Fett wurde nur hin und her, quer über die Testplatte verteilt. Alle Reiniger bekamen deshalb die Teilnote 2,0. 

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Testleiterin Zena Malocho: «Im Vergleich zu den herkömmlichen Produkten können die konzentrierten Öko-Reiniger nicht mithalten.»
Aus Kassensturz vom 03.10.2023.
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Mit der Bratensauce, der weniger hartnäckigen Verschmutzung, wurden immerhin vier von fünf Tabreiniger fertig. Nicht überragend, aber in einem «genügenden» Rahmen. Einzig Tandil Eco konnte selbst in diesem Teil-Test nicht überzeugen, und war sogar schlechter als Wasser: Teilnote 3,3. 

So wurde getestet

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Küchenreiniger

Test «Bratensauce entfernen»: Die aufgelöste Reinigerflüssigkeit kommt auf Putzschwämme. Diese sollen dann die Testfläche reinigen. Die Testerinnen zählen, wie lange die Maschine hin und her putzen muss, bis die eingebrannte Bratensauce weg ist.

Test «Fett-Staub-Gemisch entfernen»: Auch hier werden die normierten Putzschwämme mit Reiniger getränkt. Und dann auf der Maschine hin und her über das Fett-Staub-Gemisch gewischt. Es wird geschaut, ob und wie lange es dauert, bis das Fett komplett weggeputzt ist.

 Badreiniger

Test «Kalklösevermögen»: Die Laborantin schaut, wieviel Kalk ein Reiniger in einer Minute zu lösen vermag. Dazu taucht sie gewogene Marmorplatten in die Tabslösungen. Anschliessend werden die Platten abgespült, 5x geschrubbt, getrocknet und wieder gewogen. Aus der Differenz vor und nach dem Reiniger-Bad ergibt sich das Kalklösevermögen.

 Test «Kalkseifelösevermögen»: Dazu gibt der Laborant den Reiniger direkt auf normierte, mit Rus geschwärzte Seife-Verkrustungen. Nach 2,5 Minuten wird geschaut, wieviel Verkrustung sich löst. Das passiert immer in 2,5-Minuten-Intervallen, bis max. 30 min. Einwirkzeit. Kann ein Reiniger bis dann die Seife-Verkrustung nicht lösen, wird der Test abgebrochen.

Badreiniger im Kampf mit Seife-Verkrustungen 

Verheerender der Test bei den Badreinigern: Alle fünf Produkte werden als «schlecht» beurteilt. Sowohl beim Entfernen von Kalk, als auch bei Seife-Verkrustungen konnten die Produkte nicht überzeugen.  

Gegen Kalk haben alle Produkte zu wenig Kraft. «Für leichte Verschmutzungen, eine tägliche Reinigung, reicht das noch aus. Reinigt man das Bad einmal pro Woche, fallen alle Produkte durch», urteilt Zena Malocho. 

Das sagen Hersteller und Verkäufer

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Everdrop: «Der everdrop Badreiniger ist ein nachhaltiges Putzmittel für alltägliche leichtere Verunreinigungen und erfreut sich für diesen Zweck auch einer hohen Kundenzufriedenheit.

Sie haben ihm im Test mit Tandil den stärksten Reiniger auf dem Schweizer Markt als Referenz entgegengestellt, daher sind wir nicht überrascht, dass er im Vergleich nicht gut abschneidet.

Für hartnäckige Verschmutzungen im Badezimmer haben wir ein anderes Produkt: Das everdrop Badreiniger Power-Pulver, das 800% mehr Reinigungsleistung aufweist als unser Badreiniger für den Alltag und das für seine Nachhaltigkeit und Leistungsstärke mit dem EU Ecolabel ausgezeichnet ist.»

Nachtrag: «Unser Badreiniger Tab ist in der Schweiz sowohl im Webshop als auch bei Coop bereits seit einiger Zeit nicht mehr erhältlich.»

Coop (Everdrop): «Wir führen alle Artikel der Marke Everdrop, inklusive dem getesteten Badreiniger seit dieser Woche mangels Nachfrage der Kund:innen nicht mehr in unserem Sortiment.»

 Aldi (Tandil Eco): «Gerne weisen wir Sie darauf hin, dass es sich bei dem von Ihnen getesteten Produkt um einen Restbestand handelt, der noch verkauft wird, solange vorrätig. Der Reiniger Tandil eco entspricht den gesetzlichen Anforderungen und ist somit verkehrsfähig. Deshalb verzichten wir auf eine detaillierte Stellungnahme.»

Ecosplendo (Naiked): «Es ist wichtig zu beachten, dass wir nicht der Hersteller dieser Produkte sind, sondern diese nur über unseren Onlineshop vertreiben. Dies bedeutet, dass wir für die Qualität und Leistung unserer Produkte vom Hersteller abhängig sind. Nachtrag: «Die Produkte haben wir bei uns aus dem Sortiment genommen.»

Blaue Helden: «Wir haben Ihnen Testergebnisse für unseren Badreiniger im Anhang geschickt, da wir von dem schlechten Ergebnis sehr überrascht waren.»

Kleandrop: «Es freut uns, dass kleandrop in Ihrem Test von handelsüblichen Reinigungsmitteln miteinbezogen wurde. Die Idee «herkömmliche» Reinigungsmittel als Tablette zu komprimieren ist uns gelungen, doch uns ist bewusst, dass wir mit der Reinigungsleistung der Referenz-Reinigern noch nicht mithalten können. Die kleandrop Reiniger, ob Glas, Abwasch, Bad oder Küchenreiniger (in Tab-Form) sind für den täglichen Gebrauch entwickelt, damit grössere Verunreinigungen bereits vorgängig minimiert werden können. Für diesen Zweck setzen wir auf weniger aggressive Reinigungswirkstoffe, welche am Ende auch dem Menschen, unserer Umwelt und unserem Abwasser zugutekommt.
Unsere Mission ist nicht nur alternative Reinigungs- und Pflegeprodukte anzubieten, sondern diese auch gesamtheitlich nachhaltig zu gestalten. Übliche Haushaltsreiniger bestehen zu 95% aus Wasser. Die grossen Flaschen mit der Flüssigkeit müssen vom Hersteller in den Detailhandel gekarrt werden. Der entstandene CO2-Ausstoss für die Herstellung der Flaschen, den Transport, der Abwasserbelastung und der riesige Müllberg von leeren Flaschen zeigen eines auf: Sie hinterlassen alle einen gigantischen negativen ökologischen Fussabdruck und dies nicht zu Gunsten unserer Umwelt. So werden bei kleandrop lediglich die Nachfüllbeutel versendet, welche in jedem Schweizer Haushalt ohne grossen Aufwand selbst angemischt werden können. Die leeren Sprayflaschen können damit immer wieder aufs Neue befüllt werden und der Einwegplastik verschwindet damit komplett.
Um nochmals auf die Reinigungsleistung zurückzukommen: Bei einem Anwendungsfall wie derer von der Bratsauce, empfehlen wir jeweils eine kurze Einwirkzeit. Weil wir nach wie vor sehr bestrebt sind, unseren Kunden auch eine intensivere Reinigung zu ermöglichen, haben wir in diesem Jahr die Power Reiniger aus Schweizer Herstellung lanciert. Mit diesem Konzentrat, nachhaltig im Papierbeutel verpackt, wird dann auch die letzte Verschmutzung, wie eine Bratensauce oder dergleichen, problemlos beseitigt werden. Dank diesem Test sind wir noch mehr bestrebt, unsere Alltags-Tabs nochmals zu verbessern, um mit den Referenzprodukten mithalten zu können, ohne dabei unserer Werte und Mission zu verlieren.
Der Test war für uns sehr aufschlussreich, noch spannender wäre der Vergleich aller Putzmittel Tab Anbietern mit Einbezug von verschiedenen Faktoren wie Reinigungsleistung, Preis, Anwenderfreundlichkeit, Herkunft, Nachhaltigkeit. Wir würden uns daher sehr freuen, auch diesen Testbericht bald lesen zu dürfen.»

Und auch im Kampf mit Seife-Verkrustungen müssen sämtliche Badreiniger die Waffen strecken. Der Test wird nach 30 Minuten abgebrochen. Auch hier: Reines Wasser hat fast die gleiche Reinigungsleistung. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Reiniger löst die Verkrustungen in etwa 5 Minuten auf. 

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Oekotoxikologin Cornelia Kienle: «Auch in diesen Produkten hat es Duftstoffe drin, die sich negativ auf die Umwelt auswirken können.»
Aus Kassensturz vom 03.10.2023.
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Immerhin gut in Sachen Ökologie 

Immerhin: Die ökologischen Versprechen – kein Mikroplastik, kein Erdöl, weniger Abfall –werden eingehalten. Das hat «Kassensturz» zwar nicht getestet, Cornelia Kienle vom Ökotoxzentrum bestätigt dies aber. Auch wenn sie bei Duft- und Farbstoffen noch Verbesserungspotenzial sieht: «Die können Wasserorganismen schädigen.» 

Bedenkliche Zusatzstoffe in herkömmlichen Reinigern

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Cornelia Kienle, Ökotoxikologin: «In den herkömmlichen Reinigungsmitteln hat es häufig Konservierungsstoffe drin, die verwendet werden, um Bakterien abzutöten. Beispiele hierfür sind Thiazolinone und quaternäre Ammoniumverbindungen. Thiazolinone sind zwar gut biologisch abbaubar, aber stark allergen und dadurch sehr bedenklich. Und diese quaternären Ammoniumverbindungen, die sind teilweise schlecht abbaubar und sie können sich negativ auf Gewässerorganismen auswirken – und sind damit auch sehr bedenklich. In Öko-Tabs oder -Konzentraten braucht es das natürlich nicht.»

Kassensturz, 03.10.23, 21:05 Uhr

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