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Die drei neuen Nati-Trainer
Aus sportaktuell vom 03.12.2015.
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Nationalmannschaft Mutig, überraschend und riskant

Fischer, Hollenstein, von Arx. Ein Triumvirat leitet ab sofort die Geschicke der Schweizer Nationalmannschaft. Damit überrascht der Verband und erfüllt seine eigene Vorgabe, dass der neue Nationaltrainer ein Schweizer sein muss, gleich dreimal.

Der Entscheid des Verbandes ist mutig und steht für einen neuen selbstbewussten Schweizer Weg. Ob diese Lösung erfolgreich sein wird, ist wie immer bei Nationaltrainern schwierig vorherzusagen. Je nach Konstellation ja oder eben auch nein. Allein der mutige Entscheid des Verbandes hätte den Erfolg aber verdient.

Trio ohne internationale Trainer-Erfahrung

Die drei Coaches haben als Spieler zusammengezählt 420 Länderspiele für die Schweiz absolviert. Sie wissen, wie es ist, an grossen Turnieren für die Schweiz zu spielen. Sie kennen die Ausgangslage der Nationalmannschaft. Aber: Es fehlt ihnen allen die internationale Coachingerfahrung auf höchster Stufe. Weltweit gilt unter Trainern die Aussage: «Coachen ist anders als spielen. International coachen ist anders als national coachen.»

Wichtige Rolle von Hollenstein

Der erfahrenste Trainer der drei ist Felix Hollenstein. Er ist seit 2005 als Trainer oder Assistent in der Schweiz tätig. «Fige» weiss, wie es ist, die Kloten Flyers zu coachen. Einen anderen Klub kennt er nicht.

Hollenstein ist aktuell neben Arno Del Curto, Kevin Schläpfer und Christian Weber einer von wenigen Schweizer Trainern, die genügend Coachingerfahrung haben, um auch eine Nationalmannschaft zu führen. Trotz seiner fehlenden internationalen Erfahrung. Seine Rolle, sein Wissen, seine Erfahrung werden in diesem Dreiergremium darum entscheidend sein.

Fischers entscheidender Beitrag zu WM-Silber

Patrick Fischer ist offiziell der Headcoach. Seine Trainererfahrung ist nicht sehr gross. Zwei Jahre Headcoach in Lugano, immer mit dem Messer am Hals und ohne wirklich Erfolg zu haben. Fischer profitiert von der WM-Silbermedaille der Schweizer 2013 in Stockholm. Da war er zusammen mit Colin Muller Assistent von Headcoach Sean Simpson.

Hollenstein wird mindestens Co-Chef sein.
Autor: Christoph Sterchi

Fischer hatte grossen Anteil an der Silbermedaille. Die Spieler lobten ihn wegen seiner Sozialkompetenz. Er war für die Stimmung und die Motivation im Team zuständig. Gecoacht und entschieden hat aber Simpson. Aber immerhin, Fischer weiss als Einziger, wie man an einer WM eine Medaille gewinnt. Trotzdem muss er an der Bande auf die Erfahrung von Hollenstein bauen. Das weiss er und das wird er tun. Hollenstein ist auf dem Papier der Assistent, in der Praxis wird er aber mindestens Co-Chef sein.

Von Arx: Die grosse Überraschung

Wer im Vorfeld auf die Dreierlösung Fischer/Hollenstein/von Arx gewettet hätte, hätte viel Geld verdient. Fischer/Hollenstein im Duo, diese Variante war in den Stadien oft zu hören. Wer den Namen Reto von Arx in Zusammenhang mit dem Nati-Trainerposten erwähnt hätte, was vermutlich niemand gemacht hat, hätte sich lautem Gelächter ausgesetzt.

Die Verpflichtung von Arx' wird intern für Verstimmungen sorgen
Autor: Christoph Sterchi

Reto von Arx, der sich seit seiner «Zechtour» an den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002 hartnäckig geweigert hatte, für die Nationalmannschaft zu spielen, ausgerechnet dieser Reto von Arx gehört jetzt zur dreiköpfigen Führungscrew der Nationalmannschaft. Mit diesem Entscheid überrascht der Verband und zeigt auch Grösse.

Ehemaliger Topspieler ohne Trainer-Erfahrung

Aber die Verpflichtung von Arx' wird intern für Verstimmungen sorgen. Von Arx ist zweifellos einer der besten, erfolgreichsten und verdienstvollsten Eishockeyspieler, den die Schweiz je hatte. Einer, der zu seiner Meinung steht. Ein richtiger Typ mit Ecken und Kanten, den es in jeder Garderobe braucht. Aber von Arx hat null Erfahrung im Coaching. Er hat noch nie eine Mannschaft trainiert.

Der Druck auf dem Trio Fischer/Hollenstein/von Arx ist gross.
Autor: Christoph Sterchi

Jeder Juniorentrainer in der Schweiz muss stundenlange Ausbildungsmodule besuchen, Freizeit und Ferien in Trainerkurse investieren, damit er als Miliztrainer in irgendeiner regionalen Juniorenliga an der Bande stehen darf. Bei der A-Nati steht ab heute ein Trainer an der Bande, der in seinem Leben noch nie einen Trainerkurs besucht und noch nie ein Team gecoacht hat. Das ist eine Ohrfeige für alle Schweizer Trainer, die Stunden in ihre Ausbildung investieren müssen.

Der Druck auf dem Trio Fischer/Hollenstein/von Arx ist gross. Denn sie stehen für die Swissness beim Eishockeyverband. Haben sie Erfolg, öffnen sie die Tür für die nächste Schweizer Trainergeneration. Scheitern sie, wird der nächste Nationaltrainer kein Schweizer sein.

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 02.12.15, 22:20 Uhr

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Christoph Sterchi ist Redaktionsleiter Sport und Eishockey-Experte bei Radio SRF.

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