Bernhard Russi ist 67 Jahre alt, ein «alter Hase» im Geschäft und deshalb mit seiner Arbeit bestens vertraut. Doch bei der Projektierung der Alpin-Strecke für die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea wurde selbst er als Routinier mit viel Neuem konfrontiert. Er tauchte ein in eine unbekannte Welt – und versuchte trotz schwieriger Umstände möglichst anpassungsfähig zu sein.
«Denn es ist der falsche Ansatz, wenn man glaubt, es funktioniere alles wie in Westeuropa», gibt Russi zu bedenken. Vielmehr gelte es, die örtliche Kultur zu berücksichtigen. «Die Asiaten haben nun einmal einen anderen Rhythmus und andere Prioritäten.»
Kommunikation als Herausforderung
Eine grosse Herausforderung war zum Beispiel die Kommunikation. Zwar standen dem Urner englische Dolmetscher zur Seite. «Nur fehlte diesen das Ski-Vokabular», klagt er, «sie wussten nicht, was ein Schräghang oder eine Rechtskurve ist.» Die Zusammenarbeit war ein langjähriger Lernprozess. Mit der Zeit habe man Spezialisten um sich, auf die man sich voll verlassen könne.
Sie wussten nicht, was ein Schräghang oder eine Rechtskurve ist.
Der Pistenbauer beschreibt seine Strecke in Jeongseon als gute, ausgeglichene und komplette Piste. Sie sei mit allen notwendigen Ingredienzen gespickt. Und darum seien die Olympia-Pisten sehr wohl auf die Fähigkeiten von Carlo Janka, Beat Feuz und Marc Gisin zugeschnitten, wie er schmunzelnd anfügt.
Mit weiten Sätzen ist zu rechnen
Als wichtigstes Merkmal nennt er 4 gewaltige Sprünge, von denen der Zielsprung besonders spektakulär sei. «Man muss gerne springen und darf die Sprünge nicht unterschätzen.» Im Test-Wettkampf dürften die Sprünge aber noch nicht ausgereizt werden.
Obschon für den Weltmeister und Olympiasieger jede Piste eine eigene Charakteristik hat, würde vom Profil her am ehesten Kvitfjell (No) einem Vergleich standhalten. Denn auch Jeongseon ist in eine stark bewaldete Landschaft eingebettet.
Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 01.02.2016 18:45 Uhr
Die Eckdaten zur Piste
Standort | Am Berg Gariwang-san (1651 m ü. M.) 45 Autominuten vom Olympiazentrum entfernt Richtung Landesinneres |
Länge | 2,648 km (eher kurz) Im Vergleich dazu: Lauberhorn-Abfahrt mit 4,480 km |
Höhendifferenz | 825 Meter |
Start | 1370 m ü. M. |
Ziel | 545 m ü. M. |