Sehr schnell seien sie, die Plätze in Melbourne. Das liess Roger Federer bereits nach seinem Erstrundensieg verlauten. So schnell, dass sich der Schweizer erst einmal daran gewöhnen musste. Denn schnelle Courts auf der Tour – das gab es zuletzt kaum mehr.
Praktisch keine Spezialisten mehr
Die Tennisplätze sind in den letzten Jahren zu einem Einheitsbrei verkommen. Die Unterschiede zwischen den eigentlich schnellen Rasenplätzen und dem langsamen Sand sind nur noch gering. Allrounder wie Novak Djokovic oder Andy Murray gewinnen auf jeder Unterlage regelmässig grosse Titel, Spezialisten wie noch in den 90er Jahren gibt es keine mehr.
Die Courts sind viel schneller als bei den anderen Grand Slams, die offensiven Spieler werden belohnt.
Ein Blick auf die Masters-1000-Turniere stützt diese These. Nur das Turnier in Schanghai wird auf einem halbschnellen Belag ausgetragen, der Rest bewegt sich zwischen langsam und mittel. Eine schnelle Unterlage gibt es keine.
In Melbourne hat sich nun aber etwas getan. «Die Courts sind viel schneller als bei den anderen Grand Slams, die offensiven Spieler werden belohnt», ist Ex-Profi und Berdych-Coach Goran Ivanisevic überzeugt. Ein paar Beispiele gefällig? Voilà:
- Mischa Zverev hat mit konsequentem Serve-and-Volley-Spiel Murray ausgeschaltet. Der defensivstarke Schotte kam mit dieser Taktik überhaupt nicht zurecht.
- Venus Williams erlebt eine Art Renaissance. Die Amerikanerin wird für ihr Powertennis belohnt und erreichte problemlos den Viertelfinal.
- Coco Vandeweghe schaltete die Weltnummer 1 Angelique Kerber aus. Wie ihr das gelang? Genau: Mit kompromisslosem Angriffstennis, das die defensiv agierende Deutsche überforderte.
Auch Federers aggressivem Spiel kommen die schnellen Bedingungen entgegen – nicht zuletzt in physischer Hinsicht. Ob sie am Ende gar das Zünglein an der Waage spielen werden? Für einige Wettanbieter ist der 35-Jährige mittlerweile der Top-Favorit auf den Titel...
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 22.01.2017, 9:00 Uhr