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Anita Blum, Nic Frei, Remo Gubler, Stefan Paulus,  Claudia Steuerwald
Legende: Anita Blum, Nic Frei, Remo Gubler, Stefan Paulus, Claudia Steuerwald ZvG
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Work-Life-Balance & New Work «Muss ich im Homeoffice immer erreichbar sein?»

Anita Blum, Nic Frei, Remo Gubler, Stefan Paulus, und Claudia Steuerwald haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Anita Blum
Arbeits- und Organisationspsychologin
Gesundheitsförderung Schweiz

Dr. Nic Frei
Jurist
KOAMI Forschungsstelle für kollektives Arbeitsrecht und Mitwirkung

Remo Gubler
Mental-Health-Aktivist
Mental Health Company

Prof. Stefan Paulus
Professor für Arbeitsforschung
Ostschweizer Fachhochschule

Claudia Steuerwald
Psychotherapeutin
Psychotherapiepraxis Kronenplatz

Chat-Protokoll

Wir haben bei uns einen fixen Mix aus Home-Office und Anwesenheit im Büro definiert. Darf vom Arbeitnehmer für die Home-Office Tage während den Blockzeiten verlangt werden, dass er/sie über das definierte Kommunikationstool (zb. MS Teams) grundsätzlich online und erreichbar ist?

Nic Frei: Ganz kurz beantwortet: Ja, die Arbeitgeberin darf verlangen, dass man im Homeoffice erreichbar ist. Wichtig ist, dass die Zeit (von wann bis wann?), die betreffenden Personen und Stellvertretungen (wer?) und die zu benützenden Tools (wie in ihrem Fall MS Teams) definiert sind. In Ihrem Fall scheint das klar organisiert. Logisch dürfen Sie mal auf die Toilette, die Fenster aufmachen, sich etwas zu essen holen etc. aber das ist gesunder Menschenverstand – das sieht sicherlich auch ihre Arbeitgeberin so. Ratsam ist auch, die in vielen digitalen Tools vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, welche die eigene momentane Erreichbarkeit für die anderen Teammitglieder anzeigen. («Online», «in einem Telefongespräch», «Pause» etc.).

Hallo zusammen. Montag, Dienstag habe ich Homeoffice, aber mein Chef macht an diesen Tagen immer mal wieder Meetings (Teammeetings oder Einzelmeetings genannt), so dass ich immer wieder ins Büro muss. Gut, ich wohne nicht weit weg (5min mit dem Fahrrad), aber trotzdem nervt es ein wenig, aber ich habe eine Homeofficevereinbarung, da steht drin, dass er mich «einbestellen» kann. Wie sieht seht ihr das aus rechtlicher Sicht? Kann ich auf meine zwei Tage zu Hause bestehen, oder muss ich die Aufforderung meines Chefs akzeptieren, für Meetings ins Büro zu kommen? Grüsse

Nic Frei: Der Arbeitsort ist im Arbeitsvertrag zu regeln. In Ihrem Fall ist die Regelung wohl so, dass grundsätzlich der Montag und Dienstag Homeoffice-Tage sind, es sei denn es gibt Meetings, welche live (und nicht per Zoom/Teams etc.) stattfinden. Eine solche Regelung ist grundsätzlich möglich. Allerdings sind die Meetings (und damit das «Back to office») möglichst frühzeitig bekanntzugeben. Was nicht geht, ist dass Ihr Chef sie an ihren Homeoffice-Tagen anruft und sie alles stehen und liegen lassen und innert 15 Minuten im Büro sein müssen, kurzer Velo-Arbeitsweg hin oder her.

Guten Abend Manchmal brauche ich zum Ausgleich einfach mal einen Tapetenwechsel. Darf ich dann als Angestellte z.B. irgendwo ins Ausland reisen und ein paar Wochen homeoffice am Strand machen, solange ich z.B. Geschäftsdaten nur über eine gesicherte Internetverbindung aufrufe?

Nic Frei: Das ist eine sehr komplexe Frage, u.a. kommt es darauf an, ob Sie in ein EU/EFTA-Land oder in einen Drittstaat (z.B USA) reisen und von dort aus arbeiten wollen. Es kann sein, dass Sie in dem Land gar nicht arbeiten dürften mit ihrem Touristenvisum oder dass steuerrechtliche oder sozialversicherungsrechtliche Probleme auftauchen. Zudem ist – wie sie angesprochen haben – der Datenschutz beim Arbeiten im Ausland ein Dauerbrenner. Viele Unternehmen verbieten aus diesen Gründen das Homeoffice im Ausland. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, sprechen Sie das Ganze mit der Arbeitgeberin ab und arbeiten sie keinesfalls heimlich vom Ausland aus. Und zuletzt: Strände und Meer sind zur Erholung da... sowas geniesst man doch viel intensiver in den Ferien und nicht wenn man in den Laptop-Bildschirm starrt ;-) Alles Gute

Guten Tag, Ich habe zwei kleine Kinder (2 & 4) und bin neu in einer hohen Managementfunktion. Ich fühle mich von meinem Chef, der mein Vorgänger war, ständig getestet und sogar blossgestellt. Ich habe das Gefühl, seinen Erwartungen und auch denen meiner Familie nicht gerecht zu werden. Ich weiss nicht mehr weiter. Was raten Sie mir?

Remo Gubler: Das Verhalten deines Chefs klingt für mich sehr gefährlich. Bei mir war das damals leider sehr ähnlich. Ich finde es wichtig, dass du Verständnis dafür bekommst, dass Burnout nicht alleine aus «viel Arbeit» resultiert, sondern dass unfaires Verhalten und Wertekonflikte am Arbeitsplatz genau so gefährlich sind. Besonders dann, wenn du sonst schon unter hohem Stress stehst. Ich will dir keine Angst machen, aber bitte dich darum entweder ein klärendes Gespräch mit deinem Vorgesetzten zu führen, oder dir Unterstützung ausserhalb der Organisation zu suchen. Du kannst dich auch gerne bei mir melden wenn du möchtest. Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden haben oberste Priorität.

Guten Abend
Meine Arbeit nehme ich sehr ernst und ich möchte sagen, ich bin eine sehr engagierte Mitarbeiterin. Bei mir kommt es immer wieder vor, dass ich von der Arbeit träume. Das sind oft sehr stressige, unangenehme Träume. Wie schaffe ich es, mich besser abzugrenzen von der Arbeit?
Herzliche Grüsse

Claudia Steuerwald: Guten Abend.
Ihre Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, da aus Ihrer Aussage nicht hervorgeht, wie weit Ihr berufliches Engagement reicht. Da Sie hingegen wiederholt von der Arbeit träumen – was so viel bedeutet, dass Sie Erlebtes im Schlaf verarbeiten – empfehle ich Ihnen, Ihrer Freizeit mehr, und der Arbeit weniger Gewicht beizumessen. Zur besseren Abgrenzung gibt es u.a. kognitive (gedankliche) Techniken und Strategien. Sie können auch ein Entspannungsverfahren oder Meditation / Achtsamkeit regelmässig anwenden, und durch sportliche Betätigung den Stresslevel senken. Mit Hilfe der kognitiven Verhaltenstherapie (vermutlich auch mit anderen Therapierichtungen) können auch Alpträume behandelt werden. Alles Gute.

Wo findet man Hilfe beim Burnout?

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Sie können sich an eine Fachperson wenden: PsychotherapeutInnen und HausärztInnen für die somatischen Beschwerden. Anbei zwei verlässliche Suchmaschinen mit zertifizierten Fachleuten: www.psychologie.ch,www.ppb.psychologie.ch/suche_psychologinnen Eine weitere Anlaufstelle ist das SEB, Schweizerisches Expertennetzwerk für Burnout: www.burnoutexperts.ch Freundliche Grüsse.

Wie kann man abends entspannen wenn der Kopf nach der Arbeit weiterhin auf Hochtouren läuft? Selbst Musikhören oder Kochen ist dann eine Überlastung. Zu Fuss nachhause Gehen hilft dann auch nichts.

Remo Gubler: Als erstes würde ich mich bewusst damit auseinandersetzen, ob es positive oder negative Gedanken sind, die dich beschäftigen. Dies ist für mich aus dem Text nicht ersichtlich. Was mir hilft ist mich sportlich zu betätigen. Allerdings würde ich Abends darauf achten, dass du dich in einem tieferen Pulsbereich bewegst. Du kannst dich auch in Achtsamkeit üben indem du dich immer bewusst auf das konzentrierst, was du jetzt im Moment gerade tust. Mir persönlich fällt es auch oft schwer mich aufs hier und jetzt zu konzentrieren und meinen Kopf abzuschalten. Was mir sehr hilft ist Box-Training – weil ich da nicht mehr an der Arbeit rumspazieren kann. Ausserdem hilft mir kaltes (Eis)Wasser. Dort gibt es nur die Kälte und mich – keine Gedanken. Ich habe damit begonnen Sauna und Eis als Entspannungsritual zu etablieren :)

Guten Tag Ich kam heute von den Ferien und meine Kollegin aus dem anderen Team, wo ich aushelfe, fällt nun auch Teilzeit aus. Nun kann ich noch mehr machen oder muss. Eigentlich freue ich mich darüber, doch stresst es mich extrem und ich beginne Süsses non stopp zu futtern. Habt ihr einen Tipp? Ich weiss, dass ich nicht alles gleichzeitig machen kann oder auch muss, ich kann Prioritäten setzen und soll es in den gewohnten Arbeitsstunden bewältigen und kann dafür einige andere Arbeiten ( was genau ist nicht definiert) dann abgeben. Meine Arbeitskollegen informiere ich morgen darüber. Mal schauen wie sie reagieren. Mein Problem ist der Druck denn ich mir selbst mache, obwohl es niemand verlangt und der Bedarf nach Süssem dadurch.

Remo Gubler: Betreffend der Arbeitssituation finde ich es wichtig, dass du ein offenes Gespräch suchst. Betreffend deinem Heisshunger kann ich dir empfehlen, über den Tag genug und regelmässig zu essen. Zb. ein nahrhaftes Frühstück am Morgen, so um 10 Uhr ein paar Nüsse, Mittagessen, wieder eine kleine Zwischenmahlzeit – dann solltest du auch am Abend nicht mehr viel Hunger haben. Wenn du regelmässig etwas zu dir nimmst, ist dein Körper weniger gestresst und du solltest weniger «Glust» haben.

Kontakt zu Arbeitgeber
Ich bin aktuell stationär in einer Klinik zur Behandlung von einer Erschöpfungsdepression/Burn-out. Wie genau im Detail soll ich meinen Arbeitgeber darüber informieren bzw. Soll grundsätzlich während dieser Zeit ein Austausch stattfinden? Wäre schön, wenn Herr Remo Gubler die Frage beantworten könnte. Bzw. Wie er sich bei senem Aufenthalt verhalten hat. Vielen Dank für die Antwort

Remo Gubler: Als erstes einmal wünsche ich dir eine gute Genesung. Mach kleine Schrittchen und konzentriere dich auf deine Heilung so gut es geht. Grundsätzlich bestehen sogar gewisse Pflichten – ich musste mich regelmässig bei der Krankentaggeldversichung melden. Während meines Aufenthalts habe ich allerdings darum gebeten nicht kontaktiert zu werden (mit mässigem Erfolg) danach hat dann aber meine Psychiaterin die Kommunikation übernommen. In der Klinik sollte ein Rechtsdienst vorhanden sein, der dir sicherlich helfen kann. Ganz liebe Grüsse Remo

Guten Abend Vor 5 Monaten habe ich meine Stelle gewechselt und arbeite in einem kleinen Betrieb (privater Rettungsdienst). Wir habe die Anweisung, den Mailaccount auf den Natel eingerichtet zu haben. Unterschrieben im Vertrag habe ich nichts, dass ich verpflichtet bin, die Mails zu lesen, wenn ich nicht im Dienst bin. Trotzdem kommen öftersMails, Anfragen und teilweise Aufgaben im zusätzlichenVerantwortungsbereich, von den Vorgesetzten, die beantwortet werden sollen, bevor ich meinen nächsten Dienst im Betrieb habe. Das stresst mich, da ich Privat und Berufliches strickte trennen möchte. Bin ich in irgendeiner Weise verpflichtet, in meiner Freizeit die Mails zu lesen bzw diese zu beantworten? ist es zulässig auf meine Anwesenheitszeiten zu verweisen? Ich denke, ich bin mit 80 Prozent ausreichend im Betrieb... Im vorherigen Betrieb hatte ich keinen Zugang zu meinen Mails im Betrieb in meiner Freizeit.... und das ging auch... vielen Dank für Ihre Hinweise, Tipps.... Freundliche Grüsse

Nic Frei: Ganz kurz: Nein, sie sind dazu nicht verpflichtet. Nun etwas ausführlicher: Geschäftliche Telefone, Mails, Whatsapp etc. müssen nur während der Arbeitszeit gelesen und beantwortet werden. Es kann aber sein, dass gewisse Zeiten definiert sind, in denen die arbeitnehmende Person erreichbar sein muss (das wäre dann Pikettdienst und ist zu bezahlen). Interessant ist: Einige Gesamtarbeitsverträge (z.B. GAV für Swisscom) und die Gesetze anderer europäischer Länder enthalten ein explizites «Recht auf Nichterreichbarkeit». Wenn man wiederholt in der Freizeit gestört wird, sollte man höflich darauf hinweisen, dass man nicht am Arbeiten ist. Es hilft sehr, wenn klar geregelt ist, wer wann erreichbar ist und nicht. Ausserdem ist es sehr wichtig, eine Stellvertretung oder eine verantwortliche Person zu benennen, welche während den Abwesenheiten/Freizeit/Ferien die eigenen Aufgaben übernimmt. Dies liegt in der Verantwortung der Arbeitgeberin. Ebenfalls ist es die Aufgabe der Arbeitgeberin, die Arbeit so zu organisieren, dass «vernünftig gschafft» werden kann. Dies bedeutet auch, dass sie die Kommunikationsabläufe so zu gestalten hat, dass Arbeitnehmende nicht in ihrer Freizeit gestört werden. Alles Gute!

Es gibt Berufe, bei denen lässt sich Homeoffice oder Workation nicht umsetzen, weil man direkt anwesend sein muss (z.B. als Arzt;in, als Lehrer;in, als Postbot:in). Trotzdem drehen einem die Gedanken manchmal um die Arbeit. Ich selber versuche privat und Beruf stark zu trennen (örtlich, digital und körperlich(andere Kleidung)), trotzdem gelingt es mir gedanklich nicht immer, was mich manchmal auch stresst. Vermutlich sind Menschen, die alleine leben vulnerabler dafür. Ich selber bin (v.a. seit einer Virusinfektion vermehrt, aber auch schon vorher) oft nach dem Arbeitstag müde. Zum Glück kann ich inzwischen wieder in der Nacht schlafen. Kann man neben einer örtlichen, digitalen und «körperlichen» Grenze, auch eine mentale Grenze aufbauen – oder ist das nicht möglich?

Anita Blum: Ja, es ist möglich, neben örtlichen, digitalen und physischen Grenzen auch mentale Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben aufzubauen. Hier sind einige Ansätze, die Ihnen helfen könnten: Bewusstes Abschalten: Trainieren Sie sich darin, bewusst von der Arbeit abzuschalten, sobald Sie Ihren Arbeitstag beendet haben. Das bedeutet, Ihre Gedanken aktiv von beruflichen Angelegenheiten wegzulenken und sich auf persönliche Interessen oder Entspannung zu konzentrieren. Dies kann durch Meditation, Entspannungstechniken oder das Verfolgen von Hobbys geschehen. Rituale und Übergangszeiten: Schaffen Sie Rituale oder Übergangszeiten zwischen Arbeit und Privatleben, um sich selbst zu signalisieren, dass Sie jetzt in einen anderen Modus wechseln. Dies kann zum Beispiel ein kurzer Spaziergang nach der Arbeit, das Hören bestimmter Musik oder das Lesen eines Buches sein. Zeitmanagement: Planen Sie bewusst Zeit für sich selbst und für Ihre persönlichen Interessen ein, damit Sie nicht ständig von Arbeitserfordernissen «überwältigt» werden. Indem Sie Ihre Zeit effektiv einteilen und Prioritäten setzen, können Sie sicherstellen, dass Sie genügend Zeit für Erholung und Entspannung haben. Achtsamkeitstraining: Praktizieren Sie Achtsamkeit, um im Moment zu bleiben und Ihre Gedanken bewusst zu lenken. Durch Achtsamkeitsübungen können Sie lernen, Ihre Gedanken zu «beobachten», ohne von ihnen überwältigt zu werden, und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Aufbau mentaler Grenzen Zeit und Übung erfordert. Seien Sie geduldig mit sich selbst. Indem Sie kontinuierlich an der Stärkung Ihrer mentalen Grenzen arbeiten, können Sie langfristig eine bessere Work-Life-Balance, bzw. Life-Domain-Balance erreichen und Ihre Lebensqualität verbessern.

Ich, 53, Sachbearbeiter in einem Grosskonzern, werde bald auf 50% Pensum reduzieren. Die restlichen 50% möchte ich für mich arbeiten. Ich frage mich ob Co-Working eine Variante für mich wäre, als alleine zu Hause. Schwierig die Vor- und Nachteile genau zu definieren um eine Entscheidung zu treffen. Haben Sie einen Input?

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Sie könnten sich die Vor- und Nachteile einmal auflisten. Eine weitere Möglichkeit wäre – falls praktikabel, dass Sie sich für eine Zeit lang in ein Co-Working-Space einmieten, wie z.B. im Film vorhin vorgestellt, um erste Erfahrungen zu sammeln. Freundliche Grüsse.

Ich arbeite als Teamleiter in der Baubranche. Eigentlich hätten wir einen normalen 8.5h Arbeitstag. Aber seit Jahren mache ich täglich Überstunden, z.T. arbeite ich 10h am Tag. Ich fühle mich schon lange erschöpft. Ich kann aber nicht weniger Arbeiten, 1. kann ich es mir finanziell nicht leisten und 2. haben wir einfach viel zu viel Arbeit. Abschalten kann ich schon länger nicht mehr. Wie soll das weiter gehen?

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Sie beschreiben eine langanhaltende Überbelastung. Ich empfehle Ihnen, mit Ihrem Vorgesetzten zu sprechen: Es sollte auch im Interesse Ihres Arbeitgebers sein, Ihr Arbeitspensum auf das übliche Mass zu reduzieren – um z.B. einem Burnout vorzubeugen. Sollte sich Ihre Arbeitssituation nicht ändern, könnten Sie sich einen Arbeitswechsel überlegen, bzw. diesen auch mit Ihrem Vorgesetzten besprechen. In Anbetracht des Fachkräftemangels, bestehen vielleicht gute Chancen für einen Jobwechsel. Alles Gute.

Ich habe als Regionalleiter flexibles Arbeitszeitmodell und kann Man Arbeitszeiten selber einteilen. Da ich auch viel unterwegs bin, bin ich von einer Zeiterfassung befreit und kann somit allfällige Überstunden weder kompensieren noch geltend machen. Ich frage mich einerseits, ob dies rechtens ist. Andererseits wie soll meine Verfügbarkeit geregelt werden, so dass ich meine Freizeit nicht darunter leidet. Vielen Dank!

Nic Frei: Es ist immer nötig, die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit möglichst klar zu definieren. Dies braucht eine klare Kommunikation zwischen Angestellten und Arbeitgeberin. Auch wenn Sie Ihre Arbeitszeit selbst einteilen können, sollten Sie Ihrer Arbeitgeberin bekannt geben, wann sie am arbeiten und somit erreichbar sind und wann nicht, damit Ihre Freizeit nicht leidet. Damit ein Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung erlaubt ist, müssten folgende Bedingungen erfüllt sein: Verdienst von mehr als 120'000 CHF brutto pro Jahr, grosse Autonomie bei der Gestaltung der Arbeit und der Einteilung der Arbeitszeit, der Arbeitnehmer muss einverstanden sein mit dem Verzicht auf die Erfassung; die Möglichkeit des Verzichts auf Zeiterfassung muss in einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geregelt sein. Falls Sie detailliertere Informationen zum Verzicht auf Arbeitszeiterfassung brauchen, empfehle ich Ihnen Informationen des SECO, welche sie problemlos über Google finden können. Alles Gute!

Wer will denn heute noch eine Work-Life -Balance! Life-Balance heisst das Wort im 2024!!

Remo Gubler: Wichtig ist dein ganzheitliches Wohlbefinden :) Wenn du eine für dich passende Lösung gefunden hast ist das super – egal wie sie heisst.

Ich habe einen Job in Kaderfuktion angetreten. In meinem Vertrag wird festgehalten, dass ich 7 Tage die Woche 24h erreichbar sein muss. Mit Ausnahme der Ferien. Ist so eine Vorderung rechtlich erlaubt?

Nic Frei: Bei Arbeitnehmenden in hohen Kaderpositionen darf davon ausgegangen werden, dass sie aufgrund ihrer erhöhten Treuepflicht gegenüber dem Unternehmen (und ihres vergleichsweise hohen Lohns) in Ausnahmefällen (!) auch in der Freizeit kontaktiert werden dürfen. Wenn man in der Freizeit «nur schnell» 15 Minuten an einem Projekt arbeitet, Mails beantwortet oder einen Anruf der Teamleiterin entgegennimmt etc. ist das eben keine Freizeit, sondern bezahlte Arbeitszeit. Es ist aber wichtig, mit der Arbeitgeberin gemeinsam festzulegen, wann gearbeitet werden soll und wann nicht. Eine solche Regelung wie in ihrem Fall ist aber ganz klar nicht erlaubt. Wenn sie erreichbar sein müssen, handelt es sich um Pikettdienst, und ein Pikettdienst rund um die Uhr, sieben Tage die Woche widerspricht so ziemlich sämtlichen Vorschriften des Arbeitsgesetzes.

Guten Abend Mit 18 Jahren habe ich eine IV Rente wegen einem Geburtsgebrechen bekommen was vor 22 Jahre war. Mittlerweilen fühle ich mich leer bin oft frustriert und traurig. Ich muss täglich viel Energie investieren um meinen Tag zu struckturieren und das finden von passenden Therapien wo ich kaum finde. Ich hoffe das ihr mir weiter helfen könnt.

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Das macht mich betroffen, und ich wünsche Ihnen, dass Sie bald eine für Sie passende Therapiemöglichkeit finden werden. Dazu hänge ich Ihnen zwei Links mit Online Suchmaschinen für qualifizierte PsychotherapeutInnen und PsychologInnen an. Damit können Sie nach Ihren Kriterien jemanden suchen: www.psychologie.ch https://www.ppb.psychologie.ch/suche_psychologinnen Alles Gute.

was kann ich als arbeitgeber tun, damit meine Mitarbeiter eine gute work-life-balance haben?

Anita Blum: Als Arbeitgeber gibt es verschiedene Massnahmen, die man ergreifen kann, damit die Mitarbeitenden eine gute Work-Life-Balance haben: Flexible Arbeitszeiten: Bieten Sie flexible Arbeitszeitmodelle an, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeitszeiten an ihre persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Dies kann beispielsweise Gleitzeit, Teilzeitarbeit, Home-Office oder alternative Arbeitszeiten umfassen. Förderung der Selbstverantwortung: Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden selbst Verantwortung für ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsaufwand zu übernehmen. Dies kann durch klare Zielvorgaben und Erwartungen sowie durch die Förderung von Selbstmanagementfähigkeiten erreicht werden. Unterstützung bei der Kinderbetreuung und/ oder bei der Pflege von Angehörigen: Bieten Sie Unterstützung und Ressourcen für Ihre Mitarbeitenden an, wie z.B. Kinderbetreuungseinrichtungen, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, bei Bedarf von zu Hause aus zu arbeiten. Urlaubs- und Freizeitregelungen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeitenden Urlaub und Freizeit haben, um sich zu erholen und Zeit mit ihren Familien und Freunden zu verbringen. Ermutigen Sie sie auch, ihren Urlaub tatsächlich zu nehmen. Stressmanagement und Gesundheitsförderung: Bieten Sie Programme und Ressourcen zur Stressbewältigung und Gesundheitsförderung an, wie z.B. Unterstützung bei psychischen Herausforderungen, Fitness- und Ernährungsangebote oder Entspannungskurse. Ziel ist, dass vorhandene Ressourcen gestärkt werden können und die Belastungen reduziert werden. Kommunikation und Feedback: Schaffen Sie eine offene Kommunikationskultur, in der Mitarbeitende Bedenken hinsichtlich ihrer Work-Life-Balance ansprechen können und bieten Sie regelmässiges Feedback und Unterstützung an. Vorbildfunktion: Leben Sie als Arbeitgeber eine ausgewogene Work-Life-Balance vor und ermutigen Sie die anderen Führungskräfte, dasselbe zu tun. Zeigen Sie Verständnis für die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden und unterstütze sie aktiv dabei, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. Dies ist eine Auswahl an möglichen Massnahmen, die man umsetzen kann und die dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden eine gute Work-Life-Balance erreichen. Eine gute Work-Life-Balance oder wie man heute vermehrt sagt, eine optimale Life-Domain-Balance führt langfristig zu einer höheren Zufriedenheit, zu mehr Motivation und Produktivität. Eine Life-Domain-Balance-Checkliste sowie weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Webseite von Gesundheitsförderung Schweiz unter dem Suchbegriff Life Domain Balance (https://gesundheitsfoerderung.ch/node/1007).

Guten Abend Habe seit einem Jahr eine 100%ige IV Rente wegen diversen Erschöpfungsdepressionem, Klinikaufenthalten, Therapien, Medikamente und Jobverluste und arbeite im geschützten Rahmen auf dem Bio Bauernhof. Mit meiner Psychotherapie Ausbildung sehne ich mich aber nach einem Job als Psychologin. Dann bin ich noch alleinerziehende Mama von einem bald 5 jährigen Sohn. Bin auf Jobsuche und bewerbe mich auch, hatte schon Vorstellungsgespräche, musste aber auch schon ein Jobangebot ablehnen, da ich mich dem noch nicht gewachsen gefühlt habe. Wie spüre ich, dass ich parat bin oder für wieviel Prozent ich mich bewerben soll!? Vielleicht haben Sie ja eine hilfreiche Antwort für mich, danke im Voraus und liebe Grüsse

Remo Gubler: Guten Abend, es klingt, als ob Du bereits beachtliche Fortschritte auf Deinem Weg gemacht hast. Das Spüren, wann der richtige Zeitpunkt für eine Rückkehr in den Beruf ist, hängt von Deinem persönlichen Wohlbefinden ab. Höre auf Deine innere Stimme und achte darauf, wie Du auf Stress reagierst und wie gut Du Dich im Alltag fühlst. Es könnte sinnvoll sein, mit einer Teilzeitanstellung zu beginnen, um zu sehen, wie Du Dich an die neue Arbeitsbelastung anpasst, ohne Dich zu überfordern. Mach lieber viele kleine Schrittchen – die bringen dich langfristig viel weiter ;)

Ich arbeite 100 % in meinem Job. Da ich meiner Familie etwas mehr bieten möchte, habe ich mir nebenher noch ein online bussines aufgebaut. ich bin stolz darauf, trotzdem ist es schnell zu viel. gerade wenn auch bei meiner frau die belastung mit der arbeit udn den kindern zu gross wird. ich will nicht reduzieren aber gerne würde ich es besser aufteilen udn die zeit in der ich nicht arbeite geniessen, das fällt mir aber schwer. gerade auch weil ich das onlinebussines eigentlich immer bei mir trage via handy....

Remo Gubler: Es ist beeindruckend, wie viel Einsatz Du in Deinen Beruf und Dein Online-Geschäft steckst, während Du gleichzeitig Deiner Familie Unterstützung bieten möchtest. Es ist jedoch auch wichtig, bewusst Zeiten ohne Handy zu schaffen, um auch deinem Geist eine Trennung zwischen Arbeit und Erholung zu ermöglichen. Das Handy ständig griffbereit zu haben, kann es schwierig machen, sich wirklich zu entspannen und wertvolle Momente mit der Familie ungestört zu geniessen. Es könnte hilfreich sein, feste Zeiten einzuplanen, in denen du das Handy beiseitegelegt legst, um dir so bewusste Pausen zu schaffen, in denen Du Dich voll und ganz auf persönliche Erholung und Familienzeit konzentrieren kannst.

Als angehende Ärztin stresst mich vorallem der Aspekt, dass man zu hören bekommt, man müsse sich einfach gut organisieren, dann ginge alles schneller, wie auch, dass die Arbeit und Workload nicht wertgeschätzt werden. Wie kann man sich hier abgrenzen?

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Toll, dass Sie diesen Beruf ergreifen! Was Sie von Ihrem zukünftigen Arbeitsalltag zu hören bekommen, tönt nicht gerade ermutigend. Allerdings würde ich an Ihrer Stelle solche Äusserungen mit Vorsicht geniessen, und zuerst Ihre eigenen Erfahrungen machen. Eine gute Organisation am Arbeitsplatz ist sicher von Vorteil, aber löst nur einen Teil des Workloads. Dass das Gesundheitswesen unter Druck ist, und ein grosser Personalmangel herrscht, ist Tatsache. Dennoch, oder gerade deshalb empfehle ich Ihnen, sich bei der Arbeit versuchen abzugrenzen, und auch die Bedürfnisse, die Sie haben, anzubringen, das heisst, sich mit Ihren Vorgesetzten regelmässig auszutauschen. Alles Gute.

Ich arbeite aktuell sehr intensiv an meiner eigenen Traumaaufarbeitung und es sieht so aus, dass mich auch 70% Stellenprozent in der IT mental an die Leistungsgrenze bringen. Doch Stellen mit weniger Prozenten sind trotz angeblich glänzender Stellenmarktlage nicht zu finden. Und beim aktuellen Arbeitgeber hab ich Angst, die Stelle zu verlieren, wenn ich das Thema anspreche, doch Arbeitslosigkeit würde mich noch mehr stressen, man abgesehen davon dass dann das Geld fehlt. Was gibts da noch für Optionen?

Remo Gubler: Ich kann dir diese Entscheidung natürlich nicht abnehmen. Was ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung mitgeben kann ist, Gesundheit ist das wichtigste was du hast. Riskiere sie nicht – auch wenn du aktuell keine Alternative siehst. Hier einige Vorschläge: Suche ein offenes Gespräch mit deinem Arbeitgeber über mögliche Anpassungen der Arbeitsbelastung, es könnte Wege eröffnen, ohne die Stelle zu riskieren. Ansonsten zieh einen Branchenwechsel in Erwägung oder schalte dein privates Netzwerk ein, um etwas spannendes zu finden.

Wird es heute nicht ab und zu übertrieben? Ist das Thema «Work-Life-Balance» oder bei einigen bereits eine «Life-Work-Balance» nicht medial gesteuert? Wir leben auch bei der Arbeit und somit sollte es nur eine Life-Balance geben. Wenn wir den Job machen, den wir lieben (oder gerne tun), können wir ohne Disstress am Abend oder am Wochenende über die Arbeit sinnieren. Und jeder ist ja schlussendlich selbst dafür verantwortlich, welchem Job oder welcher Berufung er nachgeht. Da gibt es keine Ausreden mehr. Mit dem Internet und den Bibliotheken ist alles Wissen der Welt erhältlich.

Remo Gubler: Eine Leidenschaft für den eigenen Beruf schützt nicht zwangsläufig vor Burnout, da Überengagement ohne ausreichende Erholung langfristig schädlich sein kann – auch ist die Arbeit an sich längst nicht der einzige Faktor, der zu Burnout führen kann. Auch soziale Komponenten im Arbeitsumfeld spielen eine wichtige Rolle. Zudem sind die Wahlmöglichkeiten im Berufsleben oft durch externe Faktoren eingeschränkt, nicht jeder hat die Freiheit, einfach seiner Berufung zu folgen. Der Ansatz einer ganzheitlichen «Life-Balance» betont die Integration von Arbeit und Privatleben, erfordert aber auch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, gemeinsam förderliche Bedingungen zu schaffen. Kurz gesagt, eine gesunde Balance zu finden, ist eine gemeinsame Verantwortung, die über die individuelle Wahl des Berufes hinausgeht.

Ich sellber mixe vieles, weil zum Beispiel wenn ich eine Idee habe, setze ich halt schnell um oder mach eine Info an mich selber, damit ich am nächsten Tag noch weiss was ich wollte. kann das gefährlich werden?

Stefan Paulus: Ob das bei ihnen Gefährlich ist, kann ich nicht beantworten, aber wir haben das Switchen, d.h. das hin und herschalten zwischen dem Modus der Erwerbsarbeit zum Modus der Freizeit, untersucht. Switchen meint bspw., dass ich während der Erwerbsarbeitszeit kurz noch einen Arzttermin oder die Kinderbetreuung organisiere oder nach dem Feierabend noch Emails beantworte oder eine Idee aufschreibe. Um herauszufinden, wie das Switchen funktioniert, haben wir unsere Probanden aufgefordert ein Protokoll ausfüllen lassen. Dafür wählten die Probanden einen Erwerbsarbeitstag aus, an dem Sie sich selber bezüglich ihres Switchens beobachten. Dabei wurde entdeckt, dass am Tag 40-50 mal geswitcht wird, weil es notwendig ist (um eine Idee loszuwerden, oder sich zu versichern, dass zu Hause alles in Ordnung ist, usw.). Das Hin- und Herschalten lässt sich als gedanklicher Zickzackkurs beschreiben, indem die Kontrolle über aktuelle Tätigkeiten durch externe Faktoren oder durch innere Impulse kurzfristig unterbrochen wird. Das Switchen ist dann auch eine Form der Geistesabwesenheit für die jeweils präsente Tätigkeit, weil die Aufmerksamkeit woanders liegt. Einfach gesagt, die Leute sind nicht richtig bei der Sache. Das kann gefährlich werden, z.B. können so Unfälle passieren.

Wird das Thema Work-Life Balance nicht manchmal überbewertet? Ist die Arbeit nicht auch ein Teil des Lebens? Und ist es nicht verständlich (auch für die Hierarchie), dass manchmal das (Privat)Leben die Überhand gewinnt (bei Hochzeit, Geburt oder Sterbefall in Familie oder Freundeskreis) und manchmal die Arbeit (bei wichtigen Projekten mit enger Deadline z.B.)? Also wenn überhaupt Work-Life Balance erstrebenswert und realistisch sein soll, dann nur gemittelt über die Jahre, aber nicht in jedem einzelnen Moment...?

Claudia Steuerwald: Guten Abend In der Tat hat das Thema «Work-Life-Balance» in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen – u.a. weil vermehrt ein Ungleichgewicht zwischen den beiden Bereichen zu beobachten ist. – Dieses Ungleichgewicht wieder herzustellen, scheint mir erstrebenswert, um Krankheiten vorzubeugen. Selbstverständlich hat in manchen Lebensphasen Privates Vorrang, und ist auch (grösstenteils) gesetzlich geregelt, wie privaten Ereignissen in der Arbeitswelt Rechnung getragen wird oder werden müsste. Ich bin mit Ihnen einig, dass nicht in jedem Moment ein ausbalancierter Alltag realistisch ist, die Balance jedoch der Gesundheit zu Liebe erstrebenswert sein müsste. Freundliche Grüsse und alles Gute.

Ich bin eine «Working Mom», mein Arbeitgeber ist sehr flexibel und bietet mir auch die Möglichkeit zwei Tage im Home Office zu arbeiten. Natürlich sind die Kinder in der Zeit betreut. Trotz allem finde ich es extrem schwierig mich auf das eine oder andere zu fokussieren. Bei der Arbeit brummt mir der Schädel und die Gedanken drehen sich um, passen die Regenstiefel noch? Was schenke ich den Kindern zum Geburtstag? Und bin ich früh genug fertig um die Kids von der Betreuung abzuholen?. An meinen «Mami-Tagen» klingelt dann doch ab und zu das Geschäftstelefon und auch meine Mails kann ich nicht ungelesen lassen. Natürlich beschäftigt mich das Gelesene und schon bin ich auf dem Spielplatz am Handy und koordiniere Projekte. Es ist mir einfach zu viel und ich kann nie abschalten weder vom einen noch vom anderen... wie schaffe ich es mich auf den jeweiligen Lebensbereich zu fokussieren?

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Das ist erfreulich, dass Ihr Arbeitgeber Ihnen die Möglichkeit zu Home Office gibt. Sie beschreiben zugleich, die Schwierigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren, und driften gedanklich vom einen Bereich in den anderen ab, was Ihnen viel Energie raubt. Versuchen Sie, im Moment und sehr achtsam zu sein. So hat nur gerade die Gegenwart Raum, und Vergangenheit und Zukunft haben dabei keinen Platz. – Dies können Sie z.B. mittels Achtsamkeitstraining üben und vertiefen. Was die Vermischung zwischen dem Privatem und dem Geschäftlichen betrifft, empfehle ich eine klare Abgrenzung, ebenso eine Absprache / Rücksprache mit Ihrem Arbeitgeber. Sie könnten sich mit diesen Themen auch an eine Fachperson wenden, der / die Ihnen hilft, aus der Spirale herauszukommen. Viel Kraft und alles Gute.

Bewusste persönliche Pausen einlegen können und wollen ist doch sehr wichtig für die Gesundheit und gesunden Menschen verstand auch für Menschen mit Beeinträchtigung!

Nic Frei: Ja, Pausen sind erwiesenermassen sehr wichtig für die mentale und körperliche Gesundheit. Dies sieht man auch im Arbeitsgesetz (ArG), welches für praktisch alle privaten und öffentlichen Betriebe in der Schweiz gilt. Es enthält z.B. Vorschriften zur wöchentlichen Höchstarbeitszeit (45 oder 50 Stunden), gesetzlich vorgeschriebene Pausen und ein grundsätzliches Verbot der Nacht- und Sonntagsarbeit. Diese Vorschriften dienen dem Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden und – ganz wichtig – gelten auch im Homeoffice.

Ich arbeite 100% vom home office. Ich habe ein Zimmer komplett in mein Büro umfunktioniert und sobald ich es verlasse, ist auch mein Arbeitstag vorbei. Ich hoffe ich kann noch ganz lange von Zuhause arbeiten. Flexible Zeiten, Tage, und kein Arbeitsweg!!

Remo Gubler: Das klingt toll :) Homeoffice hat sehr viele Vorteile und wenn Menschen diese nutzen ist das grossartig. Wichtig ist allerdings trotzdem Vorkehrungen zu treffen, um eine gesundes Balance zu halten. Klingt, als hättest du eine gute Lösung gefunden :) Geniess die Vorteile.

Guten Abend Ich habe zwei Fragen: Woran erkenne ich, dass ich ein Burnout habe? Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und einem Burnout?

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Zwei spannende Fragen: Es gibt Früherkennungszeichen von Burnout wie Reizbarkeit, sozialer Rückzug, Vernachlässigung von Hobbys, Schlafstörungen sowie ein starkes Schlafbedürfnis tagsüber. Vielleicht hilft Ihnen auch die Definition von Burnout weiter – ebenso in der Abgrenzung zur Depression: Burnout ist keine eigenständige Krankheit, sondern ist lediglich eine Zusatzdiagnose, welche oft im Zusammenhang mit einer anderen Krankheit vergeben wird. Im Mittelpunkt steht der Ursprung der Erschöpfung. Eine Burnout bezeichnet eine Stressbelastungsstörung, bei welcher jemand durch andauernden beruflichen und oder privaten Stress so stark belastet ist, sodass dieser Stresszustand eine deutliche verminderte Leistungsfähigkeit zur Folge hat, mit Auswirkungen auf die Psyche, den Körper und den Geist. Die Symptome – es gibt über 100 – können sehr unterschiedlich sein. Bei einer Depression sind die Symptome klar definiert: Es handelt sich um eine psychische Erkrankung, bei welcher das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen stark beeinflusst sind, und – wie beim Burnout – erhebliches Leiden verursachen kann. Im Vordergrund einer Depression können gedrückte Stimmung, Interresseverlust und Antriebsschwäche stehen. Es wird u.a. unter verschiedenen Schweregraden einer Depression unterschieden. Grundsätzlich empfehle ich, eine Abklärung und Diagnosestellung durch eine Fachperson (Hausarzt/ Hausärztin und PsychotherapeutIn) vornehmen zu lassen. Alles Gute.

guten abend leider ist ein papi tag für mich finanziell nichtmöglich. nach einem gespräch hat mir meine cheffin zugesagt, dass ich am montag im homeoffice arbeiten kann. dies damit ich die kinder in die kita bringen und abholen kann. meine frau arbeitet montags im büro. nach corona hat meine cheffin entschieden fürs team homeoffice wieder abzuschaffen. nicht weil die arbei aus dem HO nicht machbar wäre, sondern weil sie es nicht mag. das giltet trotz mündlicher vereinbarung auch für mich. was uns jetzt mit der kita probleme schafft. darf sie das? trotz mündlicher vereinbarung?

Nic Frei: Grundsätzlich kann jedes Unternehmen selbst entscheiden, ob für ihre Angestellten Home-Office möglich ist oder nicht und die Arbeitsverträge entsprechend formulieren. Wenn Home-Office möglich ist, wird sollte dies in aller Regel im Arbeitsvertrag drinstehen, meist unter «Arbeitsort». Wenn nichts zu Homeoffice im Vertrag steht, besteht kein Recht auf Homeoffice für den Arbeitnehmer – umgekehrt kann in diesem Fall auch die Arbeitgeberin nicht ohne Vertragsänderung Home-Office gegen den Willen der Arbeitnehmer einführen. In Ihrem Fall wäre es ratsam, das Gespräch nochmals zu suchen und nötigenfalls den Arbeitsvertrag anzupassen. Die mündliche Zusage Ihrer Chefin ist ihr stärkstes Argument.

mein Chef verlangt, dass wir unseren anrufbeantworter auf dem privaten handy instaliert haben, damit er uns jederzeit eine sprachnachricht hinterlassen kann falls wir nicht abnehmen. darf er das?

Nic Frei: Ja, ihr Unternehmen kann vorschreiben, dass Sie einen Anrufbeantworter installieren. Abhören müssen Sie Sprachnachrichten aber nur in der Arbeitszeit, ihr Chef kann nicht verlangen, dass Sie während ihrer Freizeit arbeitsplatzbezogene Nachrichten, Mails, Whatsapp, Anrufe etc. entgegennehmen oder abhören. Ausserdem muss sich Ihre Arbeitgeberin an den Kosten für ihr privates Handy und Mobile-Abo beteiligen, wenn sie von sich aus keine Geschäftshandys zur Verfügung stellt.

Können Sie Coaching-Angebote empfehlen speziell für Führungskräfte, die burnoutgefährdet sind und gern nachhaltig etwas verändern wollen? Raum Winterthur. Besten Dank.

Remo Gubler: Melden sie sich doch sehr gerne bei mir über die Website: www.mentalhealthcompany.ch oder über mein LinkedIn Profil: Remo Gubler. Wir bieten Coaching Angebote speziell für Führungskräfte an.

Wichtig aus eigener Erfahrung ist, dass auch im Home Office unterschieden wird zwischen « Arbeiskleidung» und Freizeitkleisung. Ich hatte immer zwei Garderoben , auch wenn ich nicht im Home Office gearbeitet habe. So sind rein äusserlich Unterschiede sichtbar.. Besten Dank

Claudia Steuerwald: Guten Abend, Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit kann wie von Ihnen praktiziert durch die unterschiedlichen Garderoben noch verstärkt werden. – Das ist wie wenn sich sich verschiedene Hüte in verschiedenen Rollen aufsetzen. Freundliche Grüsse.

Vielen Dank für diese interessante Puls-Sendung. Ich habe gleich drei Fragen: Welche Tipps gibt es, wenn man im Büro arbeitet, kein Fitness-, Schlafraum oder Park zum Spazieren in der Nähe hat, um sich trotzdem eine mentale oder körperliche Erholung kurzzeitig oder am Tag verteilt ins Büro zu holen? Zudem habe ich für mich gemerkt, dass mich die Pomodoro-Methode stresst, da ich immer den Wecker stellen muss und während den Pausen nicht richtig abschalten konnte oder der Wecker mitten in einem Flow läutete. Gibt es hierzu eine andere Methode? Und wie kann man berufliches und privates am besten trennen, wenn man am Abend noch mit dem/der Partner:In über die Arbeit spricht?

Anita Blum: Danke für Ihre Fragen gern beantworte ich sie:

1 Frage: Auswahl an Möglichkeiten: Mikropausen: Planen Sie kurze Pausen, um sich zu entspannen und zu regenerieren. Stehen Sie auf, strecken Sie sich oder machen Sie tiefe Atemzüge. Bewegung am Arbeitsplatz: Führen Sie einfache Übungen am Schreibtisch durch, wie Armkreisen oder Beinheben, um Verspannungen zu lösen und die Konzentration zu verbessern. Stressbewältigung: Lernen Sie Techniken wie Meditation oder Achtsamkeitsübungen, um Stress abzubauen und den Geist zu beruhigen. Entspannungsmusik: Hören Sie Naturgeräusche oder Entspannungsmusik über Kopfhörer, um sich zu entspannen und zu konzentrieren. Mittagspause im Freien: Gehen Sie während der Mittagspause kurz nach draussen, um frische Luft zu schnappen und die Natur zu geniessen.Kreativität fördern: Nutzen Sie kurze Momente der Erholung, um Ihre Kreativität zu fördern, z. B. durch Zeichnen oder Brainstorming. Diese einfachen Strategien können Ihnen helfen, trotz begrenzter Ressourcen im Büro mentale und körperliche Erholung zu finden.
2. Frage: Probieren Sie als Alternative Flowmodoro aus – sie ist dann anzuwenden, wenn der Flow wichtig ist. Evtl. helfen aber auch andere Methoden je nach Bedarf; die ABC- oder 52-17-Methode.
3. Frage: Berufliches und Privates trennen – eine Auswahl an Ideen: Festlegen von Grenzen: Vereinbaren Sie klare Zeiten für berufliche Gespräche und halten Sie sich ausserhalb dieser Zeit bewusst von Arbeitsthemen fern. Zeit für Privates: Planen Sie regelmässige private Aktivitäten, bei denen Sie bewusst nicht über die Arbeit sprechen. Rituale zur Trennung: Entwickeln Sie Routinen, die Ihnen helfen, den Übergang von der Arbeit zum Privatleben zu erleichtern, wie Meditation oder ein Spaziergang. Aktivitäten ausserhalb der Arbeit: Engagieren Sie sich in Hobbys und Freizeitaktivitäten, die nichts mit der Arbeit zu tun haben.Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihrem Partner darüber, wie Sie die Trennung von Arbeit und Privatleben verbessern können. Bewusstes Abschalten: Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um nach Feierabend abzuschalten und den Arbeitstag hinter sich zu lassen.Diese einfachen Strategien können Ihnen helfen, eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden.

Guten Abend
Bei mir ist es grad verkehrt. Ich habe FH- und CAS-Abschuss in einem Bereich, wo es sehr viele Mitbewerbende hat. Mein dringender Wunsch ist es mein Beruf auszuüben und wirtschaftlich unabhängig zu sein. Ich und meine Familie leiden sehr unter der Situation, ohne Arbeit zu sein und ich organisiere mich um Arbeit in meinem Bereich zu finden. Seit 1 Jahr habe ich psychische Begleitung. Ich fühle mich der Situation ausgeliefert und bin masslos enttäuscht und oft traurig.

Remo Gubler: Es ist verständlich, dass diese herausfordernde Situation zu Gefühlen der Enttäuschung und Traurigkeit führt. Ich finde es wichtig, dass Du weiterhin psychologische Unterstützung in Anspruch nimmst. Zusätzlich könnte es hilfreich sein, Deine Jobsuche möglicherweise auf verwandte Bereiche auszuweiten oder zusätzliche Qualifikationen zu erwägen, die Deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern könnten. Netzwerken und die Nutzung von Social Media können ebenfalls neue Möglichkeiten eröffnen. Ich glaube daran, dass du etwas spannendes findest.

Wer hat eigentlich den Ausdruck «Work Life Balance» geprägt? Sollte es nicht eher «Work Leasure Balance» heissen? Schliesslich umfasst «Life» ja auch «Work». «Work» und «Leasure» scheinen mir eher auf derselben logischen Stufe zu sein und können daher auch eher verglichen werden. Mit freundlichen Grüssen

Anita Blum: Der Begriff «Work-Life-Balance» beschreibt die Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Privatleben. Der Ursprung des Konzepts reicht zurück in die Achtzigerjahre und setzt sich aus den drei englischen Wörtern Arbeit («Work»), Leben («Life») und Gleichgewicht («Balance») zusammen. Sein Ursprung ist nicht auf eine einzelne Quelle zurückzuführen, da er sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und von verschiedenen Einflüssen geprägt wurde. Die Verwendung von «Work» und «Life» soll den Kontrast zwischen beruflicher Tätigkeit und anderen Lebensbereichen verdeutlichen. «Work» bezieht sich typischerweise auf berufliche Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen, während «Life» eine breitere Palette von Aktivitäten und Bedürfnissen umfasst, die ausserhalb des Berufs liegen. Es geht also nicht nur um den Vergleich von Arbeit und Leben, sondern auch um die Integration anderer Lebensbereiche wie Familie, Gesundheit und persönliche Interessen. Die «Work-Leisure-Balance» konzentriert sich auf die Balance zwischen Arbeit und Freizeit(-Gestaltung). Falls neben der Erwerbsarbeit weitere Verpflichtungen, wie zum Beispiel die Pflege von Angehörigen, die Betreuung von Kindern oder Weiterbildungen bestehen, würden diese bei dieser Formulierung nicht automatisch einbezogen. «Leisure» wird im Sinne von «Zeit, in der man nicht arbeiten muss, sondern sich entspannen kann und Dinge machen kann, die Spass machen» verstanden. Der Begriff «Life-Domain-Balance» (Lebens-Bereich-Balance) impliziert dieses ausgedehntere Bereichsverständnis von verschiedenen Lebensbereichen wie Beruf, Familie, Gesundheit, soziale Beziehungen, Freizeit und persönliche Entwicklung besser und wird in den letzten Jahren vermehrt neben dem Ausdruck «Work-Life-Balance» verwendet.

Liebe Expertinnen und Experten, vielen Dank, dass Sie sich unserer Fragen annehmen. Ich (35) arbeite selbstständig als Kulturschaffende (Literatur). Da ich mit meiner künstlerischen Arbeit (noch) nicht genug verdienen kann, um alle Lebenshaltungskosten wie Miete und Krankenversicherung zu decken, arbeite ich nebenberuflich in verschiedenen Hilfsjobs (Korrektorat, Content writer, andere temporäre Hilfsjobs). Am Ende des Monats ist es oft dennoch knapp, obwohl ich beinahe „mehrere berufliche Leben“ führe. Das ist erschöpfend. Hätten Sie vielleicht einen Tipp für unsereins in einer solchen Situation? Vielen Dank!

Stefan Paulus: Danke für die Schilderung ihrer Situation. Dass es am Ende des Monats knapp mit dem Geld ist, ist nicht ein Problem, dass Sie allein haben. In der Schweiz gib es viele armutsgefährdete Gruppen unter den Erwerbstätigen: Alleinerziehende oder kinderreiche Familien, Selbständigerwerbende, Ich-AGs/Soloscheinselbstständige, Personen mit befristeten Arbeitsverträgen, Personen die Arbeit auf Abruf machen oder Working Poors, also Personen mit mehreren Jobs, die nicht für den Lebensunterhalt ausreichen. In ihrem Fall (und bei den beschriebenen Gruppen ebenfalls) müssen Sie länger und mehr arbeiten, um genügend Lohn zu erhalten. Das Problem dabei ist, dass Sie wahrscheinlich wenig Freizeit und Ruhezeiten haben. Oder Sie versuchen ihre Korrekturen oder ihren Content in kürzer Zeit zu produzieren. Das Problem dabei ist, dass Zeit- und Termindruck entsteht. Dass Arbeit sich nicht lohnt oder krank macht, ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn wir uns das Grosse und Ganze anschauen, wird es vielleicht deutlich: Unsere Wirtschaft ist eine freie Marktwirtschaft. D.h. Unternehmen, Mitarbeitende stehen in Konkurrenz zueinander. Es gibt einen Wettbewerb um die besten billigsten Dienstleistungen und Waren. Die Wirtschaft ist profitorientiert und grösstenteils nicht am Gemeinwohl orientiert. Dies wird in der Debatte um «Work-Life-Balance» und Arbeitszeitflexibilisierung zu wenig beachtet. Auch nicht, dass es zu wenig Unterstützungssysteme gibt, die auch flexibel funktionieren: Zu wenig Kindergärten insgesamt, auch keine flexiblen Kindergärten, auch keine Betriebskindergärten, Familienservices die pflegende Angehörige unterstützen. Es wird auch nicht gefragt, kann der Partner/in auch flexibel arbeiten, ist der Sportverein auch flexibel? In dieser Diskussion fragt auch niemand, ob man bei der Sorgearbeit zuhören, trösten, zärtlich sein auch flexibilisieren oder beschleunigen kann. Leider habe ich keinen besseren Tipp für Sie als darüber Content zu machen. Herzlich, Stefan Paulus

Wie steht es mit der Wahrnehmung durch Arbeitgeber von Karrierepausen (insbesondere für persönliche Projekte, nicht unbedingt nur für Mutterschaft / Elternschaft)? Hat sich da in der Schweiz die Situation in den letzten Jahren verändert? Wie gelingt der Wiedereinstieg nach Karrierepause als Arbeitnehmer am besten wieder? Worauf soll man achten?

Anita Blum: In der Schweiz hat sich in den letzten Jahren eine gewisse Veränderung in Bezug auf die Akzeptanz von Karrierepausen für persönliche Projekte abgezeichnet, allerdings variiert dies je nach Branche und Unternehmen. Immer mehr Arbeitgeber erkennen den Wert von Karrierepausen für die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Solche Pausen können dazu beitragen, neue Fähigkeiten zu entwickeln, Perspektiven zu erweitern und letztendlich die Motivation und Produktivität zu steigern. Unternehmen, die eine Kultur der Flexibilität und Unterstützung fördern, sind oft offener für Mitarbeitende, die eine Auszeit für persönliche Projekte genommen haben. Für einen erfolgreichen Wiedereinstieg nach einer Karrierepause ist es wichtig, sich klar über berufliche Ziele zu werden, weiterhin zu lernen (Weiterbildungen) sowie Netzwerke und Kontakte zu pflegen. Bereiten Sie sich auf den Wiedereinstieg vor, indem Sie Ihren Lebenslauf und Ihr berufliches Profil aktualisieren und Ihre Erfahrungen und Fähigkeiten angemessen präsentiert sind. Recherchieren Sie potenzielle Arbeitgeber und informieren Sie sich über deren Anforderungen. Suchen Sie sich bei Bedarf auch Unterstützung und Beratung, sei es durch Karriereberater*innen, Mentor*innen oder berufliche Coachs. Diese können Ihnen helfen, Ihren Wiedereinstieg zu planen, Bewerbungsstrategien zu entwickeln und mit möglichen Herausforderungen umzugehen. Ich wünsche Ihnen bei der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung viel Erfolg.

Guten Abend Ich habe keine Frage, aber gerne möchte ich meine Erfahrung weitergeben. Ich bin sehr kritisch gegenüber dem «neuen» Arbeitsmodell bzw. der Verschmelzung von Arbeit und Privatleben. Die Arbeitswelt dreht sich immer schneller, die Anforderungen an die Mitarbeitenden verändern sich, viele Firmen befinden sich in einem Kulturwandel oder in der Transformation. Dies benötigt oftmals zusätzliche Ressourcen, die nicht immer gleich sicht- und planbar sind. Als sehr pflichtbewusste, leistungsorientierte Person kann dies zur (unbewussten) Überforderung führen. Es besteht die Gefahr, dass Mitarbeitende dies kompensieren, indem sie immer mehr arbeiten und viele Überstunden/Überzeiten leisten. Ich befinde mich zur Zeit in einer Klinik um den Weg aus der Erschöpfungsdepression zu schaffen. Der Genesungsprozess ist leider ein langer, holpriger Weg, begleitet mit Höhen und Tiefen. Doch: Der Weg ist das Ziel und das Ziel werde ich erreichen. Freundliche Grüsse

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen teilen. Zunächst wünsche ich Ihnen weiterhin gute Genesung und viel Geduld auf Ihrem Weg aus der Erschöpfungsdepression! Sie nehmen zugleich das Thema der Risikofaktoren für Burnout auf: Neben Pflichtbewusstsein, und Leistungsorientierung, gehören (ganz allgemein) u.a. auch Perfektionismus, Zwanghaftigkeit , übertriebene Identifikation mit dem Beruf, mangelnde Selbstreflexion und Versagensängste zu den Risikofaktoren, an einem Burnout zu erkranken. Freundliche Grüsse.

Meine Rückmeldung und Input zu einer vorherigen Aussage, die sich am Begriff Work-Life-Bakance stört: der Begriff stört mich auch, weil die Arbeit ein wesentlicher Bestandteil des Lebens ist und hoffentlich auch ein Stück weit befriedigt und Freude bereitet. Ich würde ihn ersetzen durch Work-Privacy-Balance.

Claudia Steuerwald: Guten Abend. Ihr Vorschlag gefällt mir. – Ebenso teile ich Ihre Ansicht, dass die Arbeit, also der «Broterwerb» (grösstenteils) auch Freude bereiten soll. Im Wort Beruf steckt auch der Begriff «Berufung», also eine hohe persönliche Identifikation mit und Erfüllung durch berufliche Aufgaben. In der heutigen Zeit wird ein Beruf auch gewählt, und ist nicht mehr wie in früheren Zeiten (mehrheitlich) vorgegeben. Freundliche Grüsse.

Weiss man, wieviele Leute in der Schweiz pro Jahr einen Burnout erleiden? Wieviele im Quiet Quitting Modus sind? Und wieviele (selbstdiagnostiziert) in sogenannten «Bullshit Jobs» (Terminologie gemäss Graeber) arbeiten? Wie haben sich diese Zahlen über die letzten Jahre entwickelt? Ohne diese Zahlen ist es ja schwierig zu wissen, wie prävalent Work-Life-Balance Probleme sind, oder?

Stefan Paulus: Es gibt unterschiedliche Untersuchungen zum Thema. Ein guter Anhaltspunkt für die Schweiz bietet der Job-Stress-Index von der Gesundheitsförderung Schweiz. Diese repräsentative Untersuchung beschreibt, dass fast ein Drittel der Beschäftigten Stress im kritischen Bereich erlebt und sich emotional erschöpft fühlen, Tendenz steigend. Der aktuelle Forschungsstand zeigt, aber auch, dass Erwerbsarbeit nur ein Faktor ist der Stress oder ein Burnout auslöst. Unbezahlte Sorgearbeit, wie Kinderbetreuung oder Angehörige zu pflegen kann genauso stressig sein. Alleinerziehend zu sein oder keine Kinderbetreuung zu haben ist ebenfalls stressig. Dies wird in vielen Untersuchungen zu wenig beachtet. Bezüglich der künftigen Tendenz lässt sich vermuten, dass mehr Arbeitsflexibilisierungen resp. Entgrenzungen von «Arbeit und Freizeit» zu mehr Burnout Fälle führen werden. Möglicherwiese kann es auch insgesamt zu weniger Erwerbsarbeit durch Digitalisierung führen. Eine Oxfordstudie hat berechnet, dass ca. 50% aller heutigen Jobs bis 2030 durch KI oder Roboter verloren gehen (auch Bullshitjobs, aber auch die von BusfahrerInnen, ÄrztInnen etc.). Aus der Vergangenheit wissen wir, wirtschaftliche Veränderungen haben auch immer zu sozialen Spannungen und sozialen Fragen geführt.

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Schöne neue Arbeitswelt? Chancen und Risiken von «New Work»
Aus Puls vom 08.04.2024.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 36 Minuten 27 Sekunden.

Puls, 08.04.2024, 21:05 Uhr;

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