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FOKUS: Wie gross sind Chancen für Eintrag als nonbinäre Person?
Aus 10 vor 10 vom 13.05.2024.
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Stimmen aus der Community Drittes Geschlecht: «Nein, aber Geschlechterrollen überdenken»

Rund drei von fünf Personen der «dialog»-Community sprechen sich gegen die offizielle Anerkennung eines dritten Geschlechts aus.

Nemo hat unmittelbar nach dem Sieg beim Eurovision Song Contest eine politische Forderung formuliert: Die Schweiz soll für nichtbinäre Menschen eine eigene amtliche Kategorie schaffen. Die Debatte ist damit lanciert. Auch in der «dialog»-Community. Sie spricht sich in einer nicht-repräsentativen Umfrage mit rund 58 Prozent gegen eine offizielle Anerkennung eines dritten Geschlechts in der Schweiz aus. Die meisten der Gegnerinnen und Gegner eines dritten Geschlechts argumentieren mit dem administrativen Aufwand.

Bundesrat Beat Jans offen für Gespräch mit Nemo

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Anders als in Deutschland und Österreich ist es hierzulande nicht möglich, beim Eintrag ins Personenstandsregister neben «männlich» und «weiblich» auch «divers» oder «ohne» zu wählen. Nemo sagte bei der Rückkehr aus Malmö gegenüber SRF, sich für einen dritten Geschlechtseintrag einsetzen zu wollen. Justizminister Beat Jans signalisierte Gesprächsbereitschaft.

In der queeren Community hofft man nach Nemos Sieg auf mehr Verständnis. «Der dritte Geschlechtseintrag wäre ein wichtiger Schritt, dass nichtbinäre Menschen gesehen und ernst genommen werden», sagt Dani Schiessl vom Verein Queer Mittelland.

«Die Kosten für die Änderung unseres gesamten Rechtssystems wären enorm, noch bevor wir überhaupt wissen, wohin wir uns bewegen. So wäre es vielleicht besser, längerfristig ein geschlechterfreies Rechtssystem zu studieren, als kurzfristig ein System mit drei oder vier Geschlechtern, das recht bald ersetzt werden müsste», schreibt beispielsweise der User mit dem Pseudonym «Matterhorn Zermatt».

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Den organisatorischen und finanziellen Aufwand beschreibt auch User «Doktor Müller»: «In der Verwaltung wäre der sicherlich stemmbar. Es bräuchte aber in vielen gesellschaftlichen Themen Anerkennungen: Im Sport wäre die Frage, in welcher Disziplin dürfte die betroffene Person starten? In der Wirtschaft würde man fragen, ob es eine Quote für Nichtbinäre in der Geschäftsleitung braucht, in der Schule wäre nicht klar, wo sich das Kind umziehen müsste.»

Das zweithäufigste Argument gegen den Eintrag eines dritten Geschlechts im Personenstandsregister: die Biologie. Stellvertretend schreibt eine Userin: «Hier werden biologische Fakten mit kulturellen Konstruktionen vermischt. Nichtbinärität ist reine soziale Konstruktion, im Ausweis steht das biologische Geschlecht. Die Rollen, in die wir schlüpfen, sind kulturhistorische Konventionen.»

Diese Gründe lassen einige Userinnen und User wie «Water Soluble» allerdings nicht gelten. Sie bezeichnet es als faul, wenn man die Diskussion mit Biologie oder Aufwand wegzuschieben versuche: «Die Biologie ist alles andere als binär, sowohl bei Menschen als auch bei anderen Lebewesen ist das biologische Spektrum viel grösser.» Und: «Nur weil die Anerkennung nichtbinärer Geschlechtsidentität ein langer Rattenschwanz und viele Änderungen mit sich bringt, ist das kein Grund, diese nicht in Angriff zu nehmen. Das war nicht anders als Frauen abstimmen und wählen, ein eigenes Bankkonto eröffnen oder ohne Erlaubnis eines Ehemannes eine Arbeit suchen durften. Änderungen sind immer mit Aufwand verbunden. Aber das lohnt sich!»

So geht SRF mit Bezeichnungen nichtbinärer Personen um

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«SRF strebt eine diskriminierungsfreie, gendergerechte und inklusive Sprache an, innerhalb dieser sowohl Gleichstellung, Diversität als auch Minderheiten respektiert werden.

Nemo ist nichtbinär, dementsprechend passen wir unsere Schreibweise an. Auch orientieren wir uns in solchen Fällen an Selbstbezeichnungen der entsprechenden Personengruppen. Demzufolge werden die publizistischen Leitlinien fortlaufend überarbeitet und wir sind bestrebt, die Selbstbezeichnung von nichtbinären und anderen Personengruppen und unseren Umgang damit zu definieren.»

SRF-Medienstelle

Userinnen wie «Teilnehmerin Neugierig» empfinden die Debatte jedoch grundsätzlich als Farce. «Vielmehr sollten wir uns Gedanken machen über die immer noch tief verwurzelten und als Norm weithin akzeptierten, teilweise völlig überholten Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit», schreibt sie. «Wenn ein Mann gerne Nagellack hat und sich schminken will, braucht es keine sonderlichen Konstrukte. Indirekt manifestieren diese wieder nur die verbreiteten Klischees, weil plötzlich das typisch Männliche/Weibliche nicht mehr zu passen scheint. Es braucht echte Emanzipation bei allen!»

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10 vor 10, 13.5.24

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