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Künstliche Intelligenz schreibt auch Rap-Songs
Aus Rendez-vous vom 26.04.2023. Bild: AP/Invision/Jonathan Short
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Wenn KI komponiert Geht künstliche Intelligenz den Popstars an den Kragen?

Sie legt Drake Worte in den Mund und lässt Oasis wieder singen: KI-generierte Musik schürt Ängste. Doch zum Hitparaden-Star taugt die Maschine nicht. Dafür hat sie andere Fähigkeiten.

KI, Künstliche Intelligenz, scheint dieser Tage omnipräsent: KIs wie ChatGPT schreiben Texte, KIs wie Midjourney malen Bilder – und: KIs machen Musik. So wie in diesem Beispiel, das in den letzten Tagen für Aufsehen sorgte:

Es klingt, als würden da der Rapper Drake und der Musiker The Weeknd ein Duett singen – doch auch dahinter stecke eine KI, eine künstliche Intelligenz, heisst es. Ebenso, wenn Ariana Grande einen Rihanna-Song covert.

Kein Quantensprung

Zuletzt erschien gleich ein ganzes KI-Album, das auf das erste Hören so klingt, als würde die Rockband Oasis spielen, veröffentlicht unter dem passenden Namen «aisis».

Allerdings: Alles das hätte ein begabter Cover-Sänger oder eine Cover-Sängerin auch gekonnt. Denn die KI war in allen Fällen nur für die Stimme zuständig – die Musik dahinter ist immer noch menschengemacht.

Künstliche Intelligenzen, die auf bestimmte Stimmen trainiert sind, gibt es schon länger. Die Technologie dahinter ist in letzter Zeit immer besser geworden. So hat Microsoft Anfang Jahr ein System vorgestellt, das nur noch drei Sekunden Originalmaterial braucht, um eine Stimme zu klonen.

Musik auf Knopfdruck

Mit dem Schreiben von Musik tut sich die KI aber noch schwer – jedenfalls mit solcher, die es in die Charts schaffen könnte. Geht es um Hintergrundmusik, um Musik, die nicht besonders innovativ oder aufregend sein muss, sieht die Sache schon anders aus.

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AIVA zum Beispiel ist der weltweit erste von einer Musikgesellschaft anerkannte virtuelle Komponist und kann auf Knopfdruck Musik in verschiedenen Stilen komponieren. Soundtracks, Popmusik, R&B-Tracks, Country oder Weihnachtslieder.

KI sucht nach den Schlüsselelementen

Das ist möglich, weil das System dank vielen, vielen Trainingsdaten gelernt hat, die Eigenheiten und Regelmässigkeiten bestimmter musikalischer Stile zu erkennen.

Video
Fake-Duett von Drake und The Weeknd
Aus Tagesschau vom 19.04.2023.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 34 Sekunden.

Pierre Barreau, CEO von AIVA und selber Komponist, erklärt das SRF gegenüber so: «Die KI erkennt bestimmte Schlüsselelemente eines Stils und sucht darin nach Mustern: Harmonien, Rhythmus, Instrumentierung und welche Noten zusammen gespielt werden, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen.»

Sind diese Muster einmal analysiert, ist AIVA in der Lage, bestimmte Musikstile von alleine zu generieren. Das passiert auf die gleiche Weise wie bei künstlichen Intelligenzen, die von alleine Texte schreiben, ChatGPT zum Beispiel.

Trotz allem: KI-Musik ist nur Mittelmass

So hat ChatGPT aus Unmengen von Text-Trainingsdaten gelernt, welches Wort, welcher Satz in einem bestimmten Text statistisch am wahrscheinlichsten dem Vorhergehenden folgt. Ähnlich hat der virtuelle Komponist AIVA gelernt, welche Noten, welche Harmonien sich bei einem bestimmten Musikstil am wahrscheinlichsten abwechseln.

Rechtliche Fragen ungeklärt

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KI-generierte Musik wirft rechtliche Fragen auf, von denen die meisten mit dem Urheberrecht zu tun haben. Wer hat zum Beispiel das Recht am Song einer künstlichen Intelligenz, die mit Daten eines bestimmten Künstlers oder einer bestimmten Künstlerin trainiert wurde und der sich kaum mehr von der Musik dieses Künstlers oder dieser Künstlerin unterscheiden lässt?

Im Interview mit der US-amerikanischen Ausgabe des Online-Magazins «Vice» erklärt Chris Mammen, Experte für Fragen rund um geistiges Eigentumsrecht, Musik und künstliche Intelligenz, viele dieser Fragen seien noch ungelöst. Erste Urteile dazu erwartet er in den kommenden 12 Monaten.

Laut Mammen hängen die Urheberrechte bei KI-Musik nicht nur davon ab, mit welchen Daten so ein System trainiert wurde, sondern auch, wie seine Songs danach angepriesen werden. Fällt dabei der Name des eigentlichen Künstlers oder der Künstlerin, mit deren Daten die KI trainiert wurde, könnte das eine Verletzung des Urheberrechts bedeuten.

Doch statistische Wahrscheinlichkeit bedeutet auch: Mittelmass. Das wird bei Musik noch schneller deutlich als bei Texten. AIVAs Kompositionen ist aufs erste Hören zwar kaum anzumerken, dass sie nicht von einem Menschen stammen – sie wirken aber bald einmal langweilig.

Das ist auch AIVA-Chef Pierre Barreau bewusst. Er glaubt darum, dass die Maschine den Menschen beim Komponieren nie ganz wird ersetzen können – denn auch wenn eine künstliche Intelligenz Musik komponieren könne, so brauche es doch den Menschen, der dieser Musik eine bestimmte Absicht, eine Vision gebe.

SRF 4 News, Rendez-vous, 26.04.2023, 12:30 Uhr

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