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Mundart-Rapper Baze «Z'Läbe isch beschisse schön»

Der Berner Rapper Baze kehrt sich auf seinem neuen Album ab von seinen Wurzeln: «Bruchstück» hat mit Rap nicht mehr viel zu tun. Baze sucht das Schöne im Schrecklichen – und findet es.

Im Schweizer Rap zählt Baze zur alten Garde. Über 15 Jahre ist es her, dass er erstmals von sich hören liess. Viele seiner Kollegen aus alten Tagen haben inzwischen aufgehört.

Zur Person

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Legende: SRF

Baze, geboren 1980, heisst eigentlich Basil Anliker und ist hauptberuflich Grafiker. Er ist als Solo-Künstler aktiv und zudem Mitglied von Chlyklass, Boys on Pills, Temple of Speed und Tequila Boys.

Neue Wege

Baze ist dabeigeblieben. Und hat immer wieder neue Wege gesucht, aus dem musikalischen Spektrum der Rapmusik auszubrechen

Er machte elektronische Musik mit dem Duo «Boys on Pills» und coverte Party-Songs mit den «Tequila Boys». Auch das neue Album «Bruchstück» ist musikalisch und thematisch weit weg von dem, was man mit Rap verbindet.

Die Musik liefert eine dreiköpfige Band. Viel Klavier ist zu hören, wenig Schlagzeug. Sanfte Jazz-Klänge, hie und da eine Klarinette, ein Akkordeon. Seltener ein groovender Bass. Einzelne Songs kommen ganz ohne Schlagzeug aus.

Dazu erzählt Baze in seinem eigenwilligen Rapstil. Seine melodiösen Textzeilen reimen sich oft nicht. Als Sänger traut sich Baze auf «Bruchstück» mehr zu als auf den früheren Alben.

Jugend am Tümpel

Die Songs erzählen von Menschen am Abgrund. «D’Party isch vrbi» hiess das letzte Album von Baze vor mehr als fünf Jahren. Nicht von Partys erzählte er darauf, sondern vom Kater danach.

Auch auf dem neuen Album ist die Party längst vorbei. Zu hören ist das in einem Stück, das auf «Louenesee» von Span basiert. Im Rahmen einer TV-Sendung hatte Baze den Hit der Berner Altrocker vor ein paar Jahren neu interpretiert. Er verlegte das Stück an den «Egusee» – einen Tümpel, an dessen Ufer er als jugendlicher Kiffer jeweils sass.

Beiträge zum Thema

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  • Bei «Cover Me» entsteht die Neuinterpretation von «Louenesee».
  • Baze zwischen Party und «Hüsli boue»: zu Gast bei Aeschbacher.

Auf «Bruchstück» taucht der Song wieder auf. Jetzt heisst er «Pfütze» und hat mit dem Vorbild fast nichts mehr gemein. In der ersten Fassung hatte die Version von Baze noch einen Refrain mit Kalauer und Mitgröhl-Potenzial, nun bleibt nur der wehmütige Blick auf vergangene Tage.

Böse Frauen, traurige Männer

Es ist düster auf «Bruchstück». Der Pressetext zum Album macht den mutigen Vergleich mit Nick Cave. Zumindest eine Gemeinsamkeit ist unbestritten: Auch bei Baze lauert immer und überall der Tod.

In den Menschen, von denen Baze erzählt, staut sich Wut auf. Wenn sie sich entlädt, wird es tödlich. Baze erzählt von bösen Frauen und traurigen Männer.

Von Frauen, die einfach weggehen, ohne zurückzuschauen. Die einen «zwischen ihren Fingern zerquetschen». Die Männer bleiben verletzt zurück, werden in ihrer Verzweiflung gar zu Mördern.

Folgenschwere Augenblicke

Im Stück «Café Complet» hat ein Junge im Gewaltrausch einen Mann getötet. Nun sitzt er in seinem Zimmer, die nichtsahnende Mutter ruft ihn zum Abendessen. In «Blöder geits nümm» erzählt Baze, wie er zuhause ausrutscht und nun auf dem Küchenboden blutend auf den Tod wartet.

CD-Hinweis

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Baze: «Bruchstück». Sound Service, 2017.

«Bruchstück» sammelt solche Momente, in denen das Leben aus dem Ruder läuft. Es ist ein einzigartiges Album und unbedingt hörenswert. Seine poetischen Skizzen erzählt Baze in ruppigen Worten. «Z‘Läbe isch sonä beschisse schöni aglägäheit», heisst es im letzten Stück. Positiver wird es bei Baze nicht.

Sendung: Radio SRF 3, Wochenrundschau, 28.1.2017, 13:03 Uhr.

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