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Test im selbstfahrenden Robotaxi verläuft nicht ohne Tücken
Aus 10 vor 10 vom 06.02.2023.
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Autonomes Fahren Wo bleiben eigentlich die selbstfahrenden Autos?

Das fahrerlose Taxi bleibt die Ausnahme. Autonomes Fahren scheint in einer Sackgasse. Eine Frau will dies mit ihrem Start-up nun ändern.

Das fahrerlose Taxi bestelle ich per App. Bald darauf kommt es gemächlich anzufahren. Als ich einsteige, begrüsst mich eine Computerstimme. «Guten Morgen, Viviane.»

Losfahren, abbiegen, anhalten bei Rotlicht – soweit funktioniert alles. Ich fühle mich hier drin sicher. Der Fahrstil ist zwar etwas abrupt, aber das kann einem auch bei einem von Menschen gelenkten Taxi passieren.

Waymo-Robotaxis

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Die Firma Waymo, entstanden aus einer Google-Abteilung, betreibt die Robotaxis Waymo One. Es ist der erste und bisher einzige allgemein verfügbare Service für selbstfahrende Taxis in den USA. Die Robotaxis sind seit rund fünf Jahren in Vororten von Phoenix unterwegs, zuerst im Testbetrieb. Arizonas Gesetze erlauben das. Inzwischen verkehren die Robotaxis auch Downtown Phoenix. Zudem werden sie auch in San Francisco getestet, sind dort aber nur für ausgewählte Fahrer zugänglich.

Die Robotaxis starteten nicht zufällig in Vororten von Phoenix. Mit den schachbrettartig-angeordneten Strassen sind die Voraussetzungen günstig. Die Strassen sind breit, es gibt wenige Fussgänger und Velos, und vor allem ist es fast immer sonnig. Denn schlechtes Wetter macht den selbstfahrenden Autos zu schaffen.

Obwohl Waymo auf der Website vom «erfahrensten Fahrer der Welt» spricht, brauchen die Robotaxis bei Regenwetter einen menschlichen Fahrer. Sie können durch unerwartete Situationen überfordert sein und den Verkehr blockieren. Ihr Einsatz ist auf ganz wenige Orte beschränkt. Dabei gelten die Waymo-Robotaxis als führend.

Selbstfahrmodus schwieriger als gedacht

Trotz Milliarden, die Techgiganten und Autokonzerne in Projekte investiert haben, sind autonome Fahrzeuge noch weit von einem grossflächigen Einsatz entfernt. Kürzlich haben VW und Ford ihr Start-up Argo AI zur Entwicklung von selbstfahrenden Autos eingestampft.

«Teslas werden wohl nächstes Jahr 90 Prozent mit Autopilot fahren.» Das prophezeite Elon Musk 2014. Später räumte er ein, es sei schwieriger als gedacht. Unfälle durch Autos im Selbstfahrmodus machen immer wieder Schlagzeilen. Der Traum von selbstfahrenden Autos auf den Strassen ist in die Ferne gerückt.

Frau mit kurzen schwarzen Haaren in der Mitte, bespricht etwas auf Computerbildschirm mit drei jungen Mitarbeitern.
Legende: Raquel Urtasun (Mitte) hat Waabi gegründet. Sie hat an der EPFL Lausanne ihre Doktorarbeit geschrieben und ist heute auch Professorin an der Universität Toronto. SRF

Doch in Toronto gibt es eine Frau, die das ändern will. «Selbstfahrende Autos sind die Mission meines Lebens. Ich werde nicht aufgeben, bis sie Realität sind.» Raquel Urtasun ist führende Wissenschafterin in Künstlicher Intelligenz und will selbstfahrende Lastwagen auf die Strasse bringen. Sie gründete das Start-up Waabi.

Waabi setzt auf selbstfahrende Lastwagen

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Waabi wurde 2021 von Raquel Urtasun gegründet, mit rund 80 Millionen US-Dollar Kapital. Die Spanierin Urtasun hat an der EPFL in Lausanne doktoriert. Namhafte Investoren sind Uber und Khosla Ventures. Khosla Ventures ist auch am Start-up Open AI beteiligt, das mit ChatGPT bekannt wurde. Für Waabi arbeiten rund 100 Menschen aus 20 Ländern, Hauptsitz ist in Toronto.

Waabi will Laster für Langstrecken auf die Strasse bringen. Die Laster sind mit einer auf künstlicher Intelligenz basierenden Software («Waabi Driver»), Kameras und Sensoren ausgestattet. Der Durchbruch für autonomes Fahren sei eher mit Lastwagen auf Langstrecken, als mit Autos mit Passagieren mitten in der Stadt in komplexen Situationen zu schaffen, sagt Urtasun. Zudem gebe es zu wenige Lastwagenfahrer für Langstrecken wegen des belastenden Jobs.

Die Industrie habe sich auf eine sperrige Methode eingefahren, mit der sie die letzten Hindernisse nicht lösen könne, sagt Urtasun. «Um bereit zu sein für alle möglichen Situationen auf der Strasse, braucht es einen grossen Entwicklungsschritt in der autonomen Fahrtechnologie.»

Menschen essen zusammen Doughnuts in Kantine.
Legende: Waabis Hauptsitz ist in Toronto. Raquel Urtasun (Mitte, mit schwarzem Pullover) leitet ein Team von rund 100 Menschen aus 20 Ländern. SRF

Waabi fokussiere viel stärker auf künstliche Intelligenz. Das Konzept: Ein Simulationsprogramm kreiert in einer digitalen Welt immer wieder neue Situationen für das «Hirn» der selbstfahrenden Fahrzeuge.

«Das ist ein entscheidender Schritt, den das Simulationsprogramm vorwärtsmacht. Es erlaubt uns, das autonome Fahrsystem seltenen Situationen auszusetzen oder gar einem Unfall. Dabei lernt es, sich richtig zu verhalten. Das wäre in der realen Welt nicht möglich.» Dies sei günstiger, schneller und sicherer als die in der Industrie vorherrschende Methode, sagt Urtasun. In ihrer Vision sollen Strassen in Zukunft sicherer sein, dank selbstfahrender Autos.

Noch muss sich allerdings auch Waabis Technologie im Realitätstest beweisen. «Unsere Lastwagen sind bereits auf Strassen in den USA unterwegs. Ohne Unfall, das kann ich sagen.»

Schwarzer Lastwagen auf Highway in wüstenartiger Landschaft mit Windturbinen.
Legende: Waabis Lastwagen lernen in einem Simulationsprogramm zu fahren. Erst am Schluss werden sie auf realen Strassen getestet. Die Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht. Waabi

Meine Fahrt im Robotaxi in Phoenix ist unfallfrei zu Ende gegangen. Doch ich rüttle vergeblich an der Tür – sie öffnet nicht, und das Auto fährt wieder los. Als ich den «Anhalten»-Knopf drücke, lässt mich die Computerstimme wissen, dass das Taxi unterwegs sei zum nächsten Kunden.

Ich drücke den Hilfe-Knopf, und bin froh, eine menschliche Stimme zu hören. «Hello this is Scott, how can I help you?» Scott kann das Taxi anhalten. Ich bin zwar nicht am Ziel, aber um eine Erfahrung reicher. Das Ganze scheint dem Robotaxi einen Schrecken eingejagt zu haben. Es bleibt blinkend am Strassenrand stehen.

10vor10, 06.02.2023, 21:50 Uhr

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