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Ade Bärn, bonjour Jura! Historische Nacht für Moutier

Die Gemeinde Moutier wechselt am 1. Januar vom Kanton Bern in den Kanton Jura. «Endlich», sagen jene Bürger und Bürgerinnen, die sich den Kantonswechsel herbeigesehnt haben. Sie haben grosse Erwartungen und sind sich sicher, dass jetzt alles besser wird.

Auf dem Weihnachtsmarkt im alten Schiessstand hoch oberhalb von Moutier tummelt sich das halbe Dorf. Nur wenige Tage sind es für die Gemeinde vor dem Kantonswechsel. Eine Frau wird emotional. All ihre Vorfahren seien aus dem Jura gewesen, sagt Catherine Zahno. Für sie sei der Kantonswechsel wie «die Rückkehr zur eigenen Familie».

Frau an einem Weihnachtsmarktstand mit Keramikfiguren.
Legende: Für Keramikkünstlerin Catherine Zahno ist der Kantonswechsel vom Moutier wie eine «Rückkehr zur eigenen Familie». SRF / Philippe Reichen

«Eigentlich hat das Leben im Jura ja längst begonnen.» Als Bürgerin von Moutier habe sie im Herbst bereits das jurassische Parlament und die Regierung wählen können. Das sei ein wichtiger Moment gewesen. Mit dem Kantonswechsel müsse sie für ihr Auto das Berner Nummernschild in ein jurassisches eintauschen. Das sei alles kein Problem und ein Termin sei bereits vereinbart.

Auch die teureren Krankenkassenprämien im Kanton Jura stören sie nicht. Catherine Zahno zuckt mit den Schultern und sagt: Dieses Jahr seien die Prämien im Jura gestiegen, im nächsten Jahr könnten sie vielleicht in Bern steigen.

Tiefe Gräben in der Bevölkerung

Doch auf dem Weihnachtsmarkt wird auch klar: Trotz des demokratischen Entscheids, von Bern in den Jura zu wechseln, sind die Gräben in der Bevölkerung nach wie vor tief. Ihre Skepsis gegenüber dem neuen Heimatkanton wollen nur Schüler und Schülerinnen offen zugeben.

Auf die Frage, ob er sich eher als Jurassier oder als Berner fühle, hat ein Schüler eine klare Haltung: Er fühle sich als Berner. Es sei ein Mumpitz, dass Moutier den Kanton wechsle. In Bern sei es besser. Ein Kollege gibt ihm recht.

Eine Oberstufenschülerin sagt, sie sei beunruhigt. Ihre Berner Lehrer würden maximal eineinhalb Stunden Hausaufgaben pro Woche geben. Im Jura dürften es hingegen bis zu drei Stunden sein, also müsse sie wohl mehr zu Hause arbeiten.

Fassade des «Hotel de Ville» im Moutier mit Flaggen des Kantons, der Stadt und der Schweiz.
Legende: Das Stadthaus von Moutier. KEYSTONE / Christian Beutler

Schon heute wehen Jura-Fahnen über Moutier. Sarah Ryf ist dennoch glücklich, dass sie endlich auch mit einer jurassischen Autonummer unterwegs sein kann. Es werde alles einfacher werden. Egal ob man eine Frage zum Fahrausweis, zu einem Baugesuch oder zu seinem Nummernschild habe: Im Jura könne man an einem einzigen Schalter alles regeln, virtuell im Internet oder vor Ort in einem Büro, sagt Ryf.

Eine Menge Papierkram

Einiges zu regeln wird auch Konditorei-Unternehmerin Hélène Larsonnier haben. Sie vergleicht den Kantonswechsel mit dem Moment, als sie vor fünfzehn Jahren von Frankreich in die Schweiz gezogen war und alles neu aufbauen musste. Man habe als Unternehmerin viel Papierkram zu erledigen, aber irgendwann sei das dann auch erledigt.

In Moutier können es die Pro-Jurassier kaum erwarten, bis die Silvesternacht anbricht. Nach einem Bankett in einer Fabrikhalle wird sich die Bevölkerung vor dem Hotel de Ville, dem Gemeindehaus, versammeln. Für nachts um halb zwölf sei eine Überraschung angekündigt, sagt Sarah Ryf. Die Noch-Bernerin hofft, dass in der Silvesternacht möglichst viele Jurassier in Moutier sind, damit das neue Abenteuer im neuen Heimatkanton in Saus und Braus beginnt.

Rendez-vous, 29.12.2025, 12:30 Uhr

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