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«Arena» zu Wirtschaft Tech-Industrie-Chef wirft Gewerkschafter «Hetze gegen Firmen» vor

Die Schweizer Wirtschaft kämpft aktuell mit Unsicherheiten, nicht zuletzt wegen der US-Zölle. Zudem machen Massenentlassungen in verschiedenen Unternehmen Schlagzeilen. In der «Arena» ringt die Politik um Lösungen – für die Unternehmen und für die Angestellten.

Die Schweizer Wirtschaft steht unter Druck. Das zeigen auch die kürzlich vom Bund publizierten Zahlen zur Arbeitsmarktsituation. Demnach waren im August rund 8500 Personen in Kurzarbeit. Besonders hart trifft es die stark exportorientierte Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), die unter anderem unter den US-Zöllen leidet.

Der Direktor des Branchenverbands Swissmem, Stefan Brupbacher, fordert deshalb, dass Unternehmen entlastet werden, etwa durch einen Bürokratieabbau: «Damit sie weiterhin in der Schweiz produzieren und Jobs sichern können.» Letzte Woche hat der Bundesrat ein Massnahmenpaket verabschiedet, das zur regulatorischen Entlastung von Unternehmen beitragen soll.

Die Gäste in der «Arena»:

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  • Franziska Ryser, Nationalrätin Grüne/SG 
  • Benjamin Giezendanner, Nationalrat SVP/AG 
  • Daniel Lampart, Chefökonom Schweizerischer Gewerkschaftsbund 
  • Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem 

Moderiert von Sandro Brotz.

Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, kritisiert: Die Unternehmen seien in den vergangenen Jahren durch Steuersenkungen und tiefere Sozialbeiträge bereits stark entlastet worden. Arbeitnehmende würden hingegen zunehmend mit hohen Kosten für die Krankenkassenprämien und Mieten belastet: «Für die Firmen hat es rentiert. Sie haben Gewinne gemacht und die Löhne sind stagniert.»

Streit um Löhne

Die Reallöhne seien in der MEM-Branche gestiegen, widerspricht Brupbacher: «Sie machen populistische Meinungsmache und Hetze gegen Firmen.» Es gehe nicht um Hetze, entgegnet Lampart. Fakt sei aber, dass die Lohnverhandlungen mit den Arbeitgebern härter geworden seien: «Sie verweigern den Teuerungsausgleich, obwohl es den Firmen gutgeht.»

Transportunternehmer und SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner enttäuscht dieser Vorwurf. Er entgegnet: «Wenn die Unternehmen Gewinn machen, dann schauen sie für die Leute und geben auch etwas weiter.» Auch für sein Unternehmen seien die letzten Monate eine Belastung gewesen.

Dass die Wirtschaftslage angespannt ist, zeigt sich auch im Bruttoinlandprodukt, das im dritten Quartal um ein halbes Prozent geschrumpft ist. «Es ist sicher eine ernste Situation, aber es ist auch noch nicht dramatisch», sagt Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser. Wie es weitergehe, hänge jetzt davon ab, wie die Politik die Weichen stelle. Für Ryser ist ein gutes Verhältnis zur EU zentral.

Sonntagsarbeit ausweiten oder nicht?

Nicht nur Firmen, sondern auch Arbeitnehmende geraten zunehmend unter Druck und leiden unter Stress und Erschöpfung. Jeder sechste Erwachsene in der Schweiz hat laut einer Umfrage bereits ein Burnout erlitten. «Die Welt dreht sich schneller und dazu kommt jetzt noch die Entwicklung mit der künstlichen Intelligenz», das bereite den Menschen Sorgen, so Giezendanner. Umso wichtiger sei es, dass diese Sorgen in den Firmen ernst genommen würden.

Zu reden gibt ausserdem eine Vorlage, die aktuell im Parlament beraten wird. Konkret möchte der Nationalrat für bestimmte Arbeitnehmende die maximale Arbeitszeitspanne verlängern und Sonntagsarbeit an höchstens neun Sonntagen bewilligungsfrei ermöglichen. Das sei «verkraftbar», sagt die bürgerliche Seite.

Scharfe Kritik gibt es von den Gewerkschaften und der Linken: «Der Druck auf die Arbeitnehmenden wird grösser. Jetzt noch zusätzlich den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit zu reduzieren, ist der falsche Weg», betont Ryser. Als Nächstes wird sich der Ständerat mit der Vorlage befassen.

Arena, 05.12.2025, 22.25 Uhr

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