Seit bald zwei Wochen steht die Zuckerfabrik in Frauenfeld still. Wegen eines unerwarteten technischen Defekts musste der Kalkofen abgeschaltet werden. Am Mittwoch zeigte sich: Der Ofen ist nicht mehr zu gebrauchen, reparieren lohnt sich nicht, er muss abgebaut werden.
Reduzierte Produktion wird geprüft
Die genaue Ursache des Defekts sei noch unbekannt, sagt Raphael Wild, Mediensprecher der Schweizer Zucker AG. «Fakt ist: Innerhalb des Ofens hatten sich feuerfeste Steine verschoben, so dass Wärme auf das Fundament austrat. Beim Metall führte das zu Verformungen.»
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Bild 1 von 2. Der Kalkofen in Frauenfeld ist kaputt. Dieser muss rückgebaut werden. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Raphael Wild, Mediensprecher von Schweizer Zucker, sagt: «Die genaue Ursache des Defekts ist noch nicht bekannt.». Bildquelle: SRF.
Die Schweizer Zucker AG ist das einzige Unternehmen, das in der Schweiz Zuckerrüben verarbeitet. Laut Firma besteht nun aber die Möglichkeit, jene Stoffe, die der Ofen hergestellt hat, anderswo zu besorgen. Dabei handelt es sich um gebrannten Kalk und Kohlendioxid. Dann könnte die Produktion reduziert wieder starten.
Momentan ernten Bauern gerade ihre Zuckerrüben, die sie zu Zuckerfabriken bringen. In Frauenfeld werden während der sogenannten Kampagne – so wird die Zeit ab der Ernte genannt – nach Angaben von Schweizer Zucker 10'000 Tonnen Rüben pro Tag verarbeitet.
Durch den Produktionsstopp in Frauenfeld wissen die Bauern und Bäuerinnen nicht mehr wohin mit den Zuckerrüben. «Die Bauern müssen Geduld haben», sagt Raphael Wild.
Die Schweizer Zucker AG empfiehlt: Die Rüben so lange wie möglich im Boden zu behalten, damit sie nicht faulen. Bereits geerntete Rüben sollen mit Vlies abgedeckt werden, um sie vor der Witterung zu schützen.
In Aarberg fehlt der Lagerplatz
Ein Grossteil der Rüben wird aktuell per Zug in die zweite Fabrik der Schweizer Zucker AG nach Aarberg BE gebracht. Zwei Mal am Tag kommt ein Güterzug mit 25 Wagen an. «Darum müssen Lieferungen mit dem Lastwagen derzeit warten», sagt Raphael Wild von der Schweizer Zucker AG. Betroffen sind Bauernbetriebe aus dem Seeland oder der Westschweiz. «Das ist unschön», so Wild.
Zuckerfabrik Aarberg
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Bild 1 von 6. Auf diesen Schienen kommen die Rüben aus Frauenfeld TG nach Aarberg BE. Bildquelle: SRF/Leonie Marti.
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Bild 2 von 6. In einem offenen Silo werden die Rüben gelagert, die später verarbeitet werden. Bildquelle: SRF/Leonie Marti.
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Bild 3 von 6. Denn was in Frauenfeld nicht mehr funktioniert, läuft in Aarberg: Der rund 25 Meter hohe Kalkofen. Bildquelle: SRF/Leonie Marti.
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Bild 4 von 6. Schneller arbeiten geht allerdings nicht: Der Betrieb in Aarberg läuft bereits 24 Stunden am Tag. Bildquelle: SRF/Leonie Marti.
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Bild 5 von 6. Wohin mit dem ganzen Zucker? Die Lagerung ist eine Herausforderung. Bildquelle: SRF/Leonie Marti.
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Bild 6 von 6. Trotz Unterbruch in Frauenfeld: Zucker hat es genug. Bildquelle: SRF/Leonie Marti.
Aber: Schneller arbeiten könne man in Aarberg nicht. «Der Betrieb läuft bereits auf Volllast», erklärt Wild. Das heisst, dass sich die Rüben-Kampagne in Aarberg bis Ende Januar oder noch länger hinziehen wird. «Normalerweise sind wir um die Weihnachtstage durch.»
Eine Herausforderung sind die zusätzlichen Rüben aus Aarberg auch für die Lagerung. Denn mehr Rüben bedeutet auch: mehr Zucker. In Aarberg habe es nicht genügend Platz für den Zucker, der jetzt hier produziert werde, sagt Raphael Wild. «Der fertige Zucker muss also zum Teil wieder zurück nach Frauenfeld.» Das Lager-Management sei derzeit entscheidend.
Wir haben in Aarberg nicht genug Platz für den ganzen Zucker.
In Aarberg stehen die Bauern Schlange, in Frauenfeld steht die Produktion still. Gerät die Schweiz etwa in einen Zuckerengpass? Raphael Wild von Schweizer Zucker sagt, das Land laufe nicht in einen Zuckernotstand: «Zucker werden wir haben. Die Weihnachtsgüetzi und auch der Zwetschgenlutz auf der Skipiste sind nicht in Gefahr.»