Die Hälfte der Schweizer Spitäler schreibt rote Zahlen. Viele leiden unter steigenden Kosten, gleichzeitig bleiben aber die Tarife dieselben. Zusätzlich sind für die Spitäler die zunehmend ambulanten Operationen ein defizitäres Geschäft. Für das Spitalzentrum Biel-Bienne trifft dies nicht zu.
Dieses Spital macht bei der Verschiebung in den ambulanten Bereich vorwärts und wird gemäss seinem Direktor Kristian Schneider heuer trotzdem zum ersten Mal seit Langem wieder eine schwarze Null schreiben. Schneider hat vor zwei Jahren beschlossen, so viele Fälle wie möglich in den ambulanten Bereich zu verschieben.
«Wir sind davon ausgegangen, dass die einheitliche Finanzierung von stationär und ambulant kommt. Wir haben auch mit den ambulanten Pauschalen gerechnet. Also haben wir die Infrastruktur entsprechend aufgebaut», sagt Schneider.
Neue Finanzierung hat sich bewährt
Dank eines Pilotprojekts macht das Spital mit ambulanten Operationen kein Defizit. Für jeden Fall, den das Spital normalerweise stationär behandeln würde und der in den ambulanten Bereich verlegt wird, erhält es Geld vom Kanton Bern und von den Krankenkassen Helsana, Sanitas, KPT und CCS. Die Kassen haben zusammen einen Marktanteil von über 40 Prozent. Der Kanton und die Prämienzahlenden sparen so pro Fall 1300 Franken.
Das Konzept bezeichnet der Gesundheitsökonomen der Universität Basel, Stefan Felder, als eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Würden laut den Berechnungen von Felder und seinem Team alle Krankenkassen mitmachen beim Spital Biel und würden in Biel konsequent jene Patientinnen und Patienten in den ambulanten Bereich verlegt, bei denen es Sinn ergibt, «so könnten pro Jahr 5 Millionen Franken gespart werden». Schweizweit wäre es gar eine halbe Milliarde Franken.
Ausdehnung auf die ganze Schweiz
Das Projekt in Biel ist so erfolgreich, dass es die betreffenden Krankenkassen auf die ganze Schweiz ausweiten will. Eliane Kreuzer, Geschäftsführerin der Einkaufsgemeinschaft Helsana, Sanitas und KPT sagt, der finanzielle Anreiz funktioniere. «In Biel werden viele Fälle in den ambulanten Bereich verschoben. Deshalb rollen wir jetzt die Verhandlungen auf die ganze Schweiz aus», so Kreuzer. Das ambitionierte Ziel der Kassen ist, schon Anfang 2026 mit den nächsten Kantonen und Spitälern beginnen zu können.
Im ambulanten Zentrum «Medin au lac» in Biel wird in hoher Kadenz operiert, pro Jahr sind es 4000 Eingriffe, im Moment verteilt auf zwei Operationssäle. Die Wege sind kurz, kein langes Warten beim Empfang, die Atmosphäre ist freundlich, es herrscht keine Hektik.
Ambulanter Bereich strikt abgetrennt
Das Markenzeichen des Spital Biels ist, dass es den ambulanten und den stationären Bereich konsequent trennt. «So können die Leute effizienter arbeiten», sagt Kristian Schneider. Das heisst, die Ärzte werden nicht ständig bei ihrer Arbeit unterbrochen. So konnte etwa die Zahl der Sprechstunden verdoppelt werden.