Vor einer Woche hat Verteidigungsminister Martin Pfister bekanntgegeben: Die Schweiz wird vorerst weniger F-35-Kampfjets aus den USA kaufen, weil diese massiv teurer werden. Viel überraschender war aber seine zweite Botschaft: Längerfristig will Pfister die Schweizer Kampfjet-Flotte mit bis zu 70 Stück nahezu verdoppeln.
Geprüft würden alle Optionen, sagte Pfister vor einer Woche. Von einem Hightech-Jet der nächsten Generation bis hin zu einem günstigen Kampfjet.
Damit könnte auch der schwedische Kampfjet Gripen eine zweite Chance in der Schweiz erhalten. 2014 entschied die Stimmbevölkerung gegen die Beschaffung des vergleichsweise günstigen und etwas einfacheren Jets aus Schweden. Allerdings ist nicht klar, ob der Hersteller Saab überhaupt liefern könnte. Die Ukraine will 150 Gripen kaufen.
Wird der «SP-Billigflieger» zum Thema?
Ein noch einfacheres Flugzeug wäre der italienische Leonardo M-346. SP-Parlamentsmitglieder reisten 2019 in die italienische Fabrik. Sie propagierten damals den Leonardo-Kampfjet statt des F-35. Das leichte Kampfflugzeug aus Italien ist primär ein Trainingsflugzeug, kann aber auch bewaffnet werden.
Ein leichter Kampfjet könnte die andere Flotte entlasten bei leichten luftpolizeilichen Aufgaben.
Die Zürcher Nationalrätin und SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler-Graf ist auch heute noch der Meinung: Ein einfaches Kampfflugzeug wie der Leonardo wäre als Ergänzung optimal für die Schweiz. «Ein leichter Kampfjet könnte die andere Flotte entlasten bei leichten luftpolizeilichen Aufgaben», sagt Seiler-Graf, eine scharfe Kritikerin des US-Hightech-Jets F-35.
Experte rät zu einfacheren Modellen
Österreich hat sich zum Kauf des Leonardo-Kampfjets für Training, Luftpolizei und Drohnenabwehr entschieden. Die Jets sollen die österreichischen Eurofighter ergänzen und später allenfalls auch die F-35, deren Kauf Österreich ebenfalls erwägt.
Die Schweiz will 50 bis 70 Plattformen, das werden wohl kaum alles F-35 sein können.
Der österreichische Kampfflugzeug-Experte Georg Mader ist Korrespondent der internationalen Militärzeitschrift «Janes Defence». Für Mader wäre eine zweite Flotte mit einfachen Kampfflugzeugen auch eine Option für die Schweiz. «Die Schweiz will ja 50 bis 70 Plattformen, das werden wohl kaum alles F-35 sein können», rechnet Mader vor.
«Luftpolizei-Einsätze könnten von diesem einfacheren Gerät übernommen werden. Alles da oben, was einfacher ist, ist auch billiger als das Gesamtsystem F-35», so Mader. Ein einfacheres Kampfflugzeug wäre im Betrieb und Unterhalt wohl deutlich günstiger als der F-35.
SVP-Politiker wollen mehr F-35
Auch bei FDP-Sicherheitspolitikerinnen gibt es Sympathien für eine Zweiflottenstrategie bei der Luftwaffe. So bei der Waadtländer FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro, der neuen Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats. «Vielleicht brauchen wir tatsächlich zu den grossen Kampfflugzeugen noch leichtere dazu.»
Wenn man ein zweites System beschafft, gibt es auch sehr grosse zusätzliche Kosten.
Nichts von einer Zweiflottenstrategie mit einem günstigen Jet hält hingegen der SVP-Nationalrat und ehemalige Kampfjet-Pilot Thomas Hurter. «Wenn man ein zweites System beschafft, gibt es auch sehr grosse zusätzliche Kosten», warnt Hurter. Es brauche eine zusätzliche Pilotenausbildung, zudem koste der Unterhalt mit Mechanikern.
Bis zu 1.35 Milliarden Franken mehr könnten die bestellten F-35 kosten. Eine weitere Tranche F-35 könnte noch teurer werden. Vor allem auch deshalb liebäugeln viele Parlamentsmitglieder mit einer zweiten, günstigeren Flotte.