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Mit Bundesrat Pfister Die Schweizer Rüstungsindustrie auf Werbetour in Brüssel

Europa rüstet auf. Davon wollen auch die Schweizer Rüstungskonzerne profitieren – und präsentieren sich in Brüssel.

Aufgestellt in Reih und Glied, alle nach vorne gerichtet. Je ein Stehpult mit Präsentationsbildschirm. Wie Rennautos am Start. So präsentiert sich die Schweizer Rüstungsindustrie am Sitz der Europäischen Freihandelszone, im EFTA-House in Brüssel.

Erik Herlyn präsentiert eine Drohne mit extrem grosser Reichweite für Aufklärungseinsätze. Swiss-Made. «Wir wollen den europäischen Nato-Ländern zeigen, dass wir als Schweiz präsent sind, die Technologien haben und mit euch zusammenarbeiten wollen», sagt der CEO von Xer Technologies.

Swiss Defence Day in Brüssel.
Legende: Die Charmeoffensive der Schweizer Rüstungskonzerne erfolgt nicht zufällig. Alle EU-Länder, die auch zur Nato gehören, müssen aufrüsten. 3.4 Billionen Euro sollen in den kommenden zehn Jahren für Rüstungsgüter ausgegeben werden. SRF/Charles Liebherr

Die Schweizer Rüstungsindustrie möchte am wachsenden Markt teilhaben. Sie habe auch einiges zu bieten, betont Matthias Zoller vom Branchenverband Swissmem. Die Branche sei typisch schweizerisch aufgestellt.

«In vielen Nischen sind wir technologisch sehr weit fortgeschritten», sagt Zoller. Und man habe zwar nur wenige, aber dafür ausgereifte Gesamtsysteme. «Sie sind up to date und hightech. Das wollen wir zeigen.»

Man hat bewusst versucht, auf die Schweizer Rüstungsindustrie zu verzichten. Man war nicht sicher, ob man auch tatsächlich beliefert wird.
Autor: Matthias Zoller Swissmem

Allerdings hat die Schweizer Rüstungsindustrie ein grosses Imageproblem: Weil die Eidgenossenschaft die Weitergabe von Schweizer Panzern an die Ukraine verweigerte, gelten Schweizer Waffenlieferanten als wenig verlässliche Partner.

Skepsis gegenüber der Schweiz

In Europa sei die Devise weit verbreitet, weder in China noch in der Schweiz einzukaufen, stellt Zoller fest. «Man hat bewusst versucht, auf die Schweizer Rüstungsindustrie zu verzichten. Man war nicht sicher, ob man auch tatsächlich beliefert wird.»

Umso wichtiger ist es für Zoller, in Brüssel Präsenz zu markieren. «Wir wollen versichern, dass der Gesetzgeber das Nötige tun wird, damit wir ein verlässlicher Partner sind.» Die Branche fordert eine Kurskorrektur von der Schweizer Politik.

Ich zähle darauf, dass das Parlament nun eine Öffnung vorantreibt, um die Schweizer Rüstungsindustrie mittelfristig zu stärken.
Autor: Jürg Rötheli Verwaltungsratspräsident der Ruag

Anpassungen am zu restriktiven Exportgesetz für Rüstungsgüter seien überfällig, unterstreicht Jürg Rötheli. «Die Schweiz hätte noch sehr viel mehr zu bieten, als sie heute ausspielen kann», sagt der Verwaltungsratspräsident des Schweizer Rüstungskonzerns Ruag. «Ich zähle darauf, dass das Parlament nun eine Öffnung vorantreibt, um die Schweizer Rüstungsindustrie mittelfristig zu stärken.»

Weiter hofft die Branche, dass der Bundesrat ein Verteidigungs- und Sicherheitsabkommen mit der EU abschliesst. Drittstaaten, welche ein solches Abkommen mit der EU unterschreiben, könnten sodann gleichberechtigt an gemeinsamen Beschaffungsprogrammen mit EU-Staaten teilnehmen.

Bundesrätliche Rückendeckung

Die Verhandlungen mit der EU waren bisher aber nicht erfolgreich. Bundesrat Martin Pfister hofft, dass die EU im nächsten Jahr die Schweiz in einem zweiten Anlauf ins Programm aufnehmen wird.

«Wir werden alles daran setzen, dass wir dabei sind. Besonders bei der Rüstungsbeschaffung hätte dies grosse Vorteile», sagt Pfister. Gemeinsame Beschaffungen seien effizienter und wer in grossem Umfang bestelle, könne profitieren.

In Brüssel hat Pfister auch Nato-Generalsekretär Rutte getroffen

Nicht alles Glück für die Schweizer Rüstungsindustrie hängt aber von Parlamentsbeschlüssen oder neuen Abkommen mit der EU ab. Der Flugzeughersteller Pilatus macht es vor: Das belgische Verteidigungsministerium hat letzte Woche bekanntgegeben, 18 Trainingsflugzeuge beim Schweizer Hersteller zu kaufen. Teil des Geschäfts ist auch ein Supportvertrag über die nächsten zwanzig Jahre.

Die erste Roadshow von Schweizer Rüstungsfirmen in der belgischen Hauptstadt landet also genau zum richtigen Zeitpunkt.

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Echo der Zeit, 01.12.2025, 18 Uhr

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