Eine erstmalige nationale Studie hat PFAS-Rückstände in Fleisch, Fisch, Eiern, Milch und Milchprodukten untersucht. Alda Breitenmoser, Präsidentin des Verbands der Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker der Schweiz, ist von den Resultaten positiv überrascht, warnt aber vor lokalen Hotspots.
SRF: Ihr Verband hat rund 900 Lebensmittel auf PFAS untersucht. Warum diese Studie?
Alda Breitenmoser: Seit letztem Jahr gelten in der Schweiz neue Höchstwerte für PFAS in Fleisch, Fisch und Eiern. Das war für uns der Auslöser. Wir wollten wissen, wie die Situation auf dem Schweizer Markt aussieht, und haben das Einkaufsverhalten der Bevölkerung abgebildet – von Grossverteilern über Wochenmärkte bis zu Direktvermarktern.
Haben Sie mit diesen Resultaten gerechnet?
Wir sind positiv überrascht. Wir wussten aufgrund einzelner regionaler Fälle nicht, was uns erwartet. Die Studie zeigt nun: Wir haben in der Schweiz kein flächendeckendes Problem. Die grosse Mehrheit der Produkte ist nicht stark mit PFAS belastet.
Am Freitag meldete der Kanton Zug, dass Egli und Hechte aus dem Zugersee nicht mehr verkauft werden dürfen, da die Belastung zu gross ist. Ist dies eine Folge der Studie?
Es ist wichtig, das zu trennen. Der Fall im Kanton Zug ist eine gezielte regionale Untersuchung und hat keinen direkten Zusammenhang mit unserer nationalen Studie.
Der Fall Zug zeigt aber, dass es lokal sehr hohe Belastungen geben kann, deren Ursachen nun geklärt werden müssen.
In unserer Untersuchung, die Fische aus dem gesamten Handel umfasste, hatten wir nur bei einer einzigen Probe eine Grenzwertüberschreitung. Der Fall Zug zeigt aber, dass es lokal sehr hohe Belastungen geben kann, deren Ursachen nun geklärt werden müssen.
Bei den von Ihnen beanstandeten Proben fielen fünf Rindfleischproben auf. Ist das Problem bei Rindfleisch am grössten?
Das kann man so nicht sagen. Es handelte sich um Schweizer Produkte, was aber daran liegt, dass wir zu 70 Prozent Schweizer Ware beprobt haben. Die Zahlen sind zu klein, um eine generelle Aussage zu treffen. Es bestätigt aber, was wir bereits aus anderen Kantonen wissen: Es gibt lokale Hotspots, die wir identifizieren und angehen müssen.
Ziehen wir ein Fazit: Ist das nun eine Entwarnung?
Es ist eine stückweite Entwarnung, ja. Die Produkte im Schweizer Handel sind insgesamt sicher. Sorgen macht uns aber, dass wir PFAS in allen Lebensmittelkategorien nachweisen konnten und dass es eben diese lokalen Probleme gibt. Das Thema muss man ernst nehmen und weiterverfolgen.
Der Verband der Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker fordert seit Längerem einen nationalen Aktionsplan zu PFAS. Bleibt diese Forderung bestehen?
Die Forderung ist weiterhin dringend. Es braucht ein gemeinsames Vorgehen von allen Betroffenen – von der Politik über die Industrie bis hin zur Landwirtschaft und Forschung.
Das Beste ist, diese Substanzen gar nicht erst in die Umwelt zu bringen.
Das Ziel muss sein, den Einsatz von PFAS so weit wie möglich zu vermeiden, um die Belastung für Mensch und Umwelt langfristig zu reduzieren. Das Beste ist, diese Substanzen gar nicht erst in die Umwelt zu bringen.
Werden Sie diese Ewigkeitschemikalien noch lange beschäftigen?
Ich gehe davon aus, dass sie mich mein ganzes Berufsleben noch begleiten werden.
Das Gespräch führte Karoline Arn.