Beim Reisen hat man die Klima-Wahl: Schnellgünstig, langsamteuer – oder zuhause bleiben und auf Social Media zusehen, wie die superreichen Schweizerinnen und Schweizer mit ihren Privatjets um die Welt fliegen.
Weltrekord: 30 Länder in 24 Stunden!
Die Schweiz ist ein Jet-Set-Hotspot: Gigi Oeris Privatjet flog 2022 über 100 Mal von Basel nach Ibiza und zurück. Die Familie Hayek startete im selben Jahr ganze 149 Mal mit ihrem Düsenflieger. Und der zweifache Milliardär Rainer-Marc Frey startete und landete an einem einzigen Tag 14 Mal mit seinem Privatjet. Weltrekord: 30 Länder in 24 Stunden. Inspirierend! Einst kroch die Menschheit mühsam und ungelenk aus dem Meer – heute bereist sie 30 Länder in 24 Stunden! Toll!
20 Millionen Gürtellöcher enger. Hoffen wir, niemand erstickt.
Dummerweise gibts da noch so ein Klimaabkommen von Paris. Und gibts in der Schweiz nicht auch ein neues CO₂-Gesetz? Für dessen Umsetzung hatte der Bund beschlossen, den Ausbau des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs mit 30 Millionen Franken pro Jahr zu subventionieren. Ah, nein! Weil wir sparen müssen, hat man den Gürtel enger geschnallt: auf 10 Millionen. Hoffen wir, niemand erstickt.
Diese 10 Millionen reichen knapp noch zur Finanzierung einer neuen Nachtzugverbindung von Basel nach Malmö: 8,9 Millionen pro Jahr.
Es sei keine Staatsaufgabe, ‹Feriereisli› zu subventionieren.
«Viel zu teuer!», entschied die Finanzkommission diese Woche – und bläst damit ins gleiche Horn wie Mitte-Präsident Bregy. Auch FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen empört sich: Die neue Linie nach Malmö diene «ausschliesslich dem Freizeitverkehr» und es sei keine Staatsaufgabe, «Feriereisli» zu subventionieren.
Dann doch besser fliegen. Der Flugverkehr wird nämlich subventioniert – und zwar in Milliardenhöhe: Flugreisen sind MWST-befreit und Fluggesellschaften bezahlen keine CO₂-Abgaben auf Kerosin, sondern müssen dem Bundesamt für Umwelt bloss «Emissionszertifikate» vorweisen, die sie an eigens dafür ins Leben gerufenen «Emissionshandelsmärkten» kaufen können. Die Einnahmen muss der Schweizer Staat für die Förderung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs (also zum Beispiel der Nachtzuglinie nach Malmö) oder für die Verringerung der Treibhausgasemissionen durch den Luftverkehr verwenden.
Kein Wunder, blickt keiner mehr durch.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die 20 Millionen, die der Bund Anfang Jahr beim Schienenverkehr gekürzt hat, gar nicht gespart, sondern direkt in die Luftfahrt investiert werden. Hat Bregy anscheinend nicht gewusst. Kein Wunder! Bei einem Klimagesetz mit über 150 Seiten, 239 Artikeln und den Regeln zweier verschiedener Emissionshandelssysteme blickt keiner mehr durch. Clever! Statt einer direkten Abgabe auf fossile Energien baut man ein komplexes, undurchsichtiges Emissionshandelssystem auf.
Wissen Sie, was auch clever wäre? Klimaschutz. Laut einer Analyse des Bundes kostet uns das Nicht-Handeln bis 2050 bis zu 38 Milliarden. Und 38 Milliarden Gürtellöcher würden uns dann definitiv die Luft abschnüren.