Die Einführung des bezahlten Mutterschaftsurlaubs dauerte 60 Jahre. Entscheidender Geburtshelfer war vor 15 Jahren der damalige FDP-Nationalrat Pierre Triponez: Er brachte im Parlament einen Vorstoss durch, den Mutterschaftsurlaub via Revision der Erwerbsersatzordnung einzuführen. Seit zehn Jahren ist der Urlaub nun gesetzlich verankert und unbestritten.
Am Mittwoch entschied die vorberatende Nationalratskommission nun, dass auch Väter nach der Geburt eines Kindes zwei Wochen bezahlten Urlaub erhalten sollen. Jetzt kommt das Geschäft in die ständerätliche Kommission. Bereits das relativ knappe Ergebnis von 13 zu 10 Stimmen in der Sozialkommission des Nationalrates zeigt, dass nach dem Mutterschaftsurlaub auch der Vaterschaftsurlaub eine Zangengeburt werden könnte.
Offene Frage der Kostenübernahme
Der Vater des Mutterschaftsurlaubes, Triponez, kann mit der Argumentation der Vaterschaftsurlaub-Befürworter wenig anfangen: Die Problematik sei eine andere, sagt er. Eine Frau habe aufgrund körperlicher und gesundheitlicher Gründe vor und nach der Geburt während einer gewissen Zeit ein Arbeitsverbot. «Beim Vater gibt es diese Problematik nicht, man muss hier deutlich unterscheiden.»
Triponez erscheint es schwierig, «einen solchen Vaterschaftsurlaub sozialpolitisch zu rechtfertigen». Es stelle sich letztlich die Frage, wer das bezahlen solle. Sei es die Arbeitgeberschaft, bedeute das für diese eine zusätzliche Belastung.
Probleme organisatorischer Natur
Der Schweizerische Arbeitgeberverband gehört denn auch zu den Gegnern der Idee eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubes. Er will, dass Branchen und Unternehmen frei entscheiden können.
Gewisse Arbeitgeber gewähren bereits heute einen Urlaub von mehreren Tagen. Dass der Urlaub je nach Firma unterschiedlich lange dauert, erklärt sich der Direktor des Arbeitgeberverbandes auch mit «organisatorischen Problemen». So werde es insbesondere für kleinere Gewerbebetriebe schwierig, wenn sich Abwesenheiten kumulierten, sagt Roland A. Müller. «Es geht also nicht nur um die Frage der Kosten.»
Bereits mehr als 26 Vorstösse
Der Vorschlag für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub geht auf Martin Candinas zurück. Der CVP-Nationalrat aus dem Graubünden gibt sich kämpferisch: Die Zustimmung der Nationalratskommission sei ein wichtiges Zeichen. «Ein erster Schritt ist nun getan.»
Doch sei es zu früh, sich zurückzulehnen, so Candinas. «Es wird hart sein und zu verschiedenen Diskussionen kommen, bis das Geschäft im Herbst in die Ständeratskommission kommt.»
Über 26 Vorstösse wurden in den letzten zehn Jahren zu diesem Thema eingereicht. «Nun ist es an der Zeit, eine vernünftige Lösung zu finden», sagt der CVP-Politiker. Zwei Wochen seien vertretbar, zeitgemäss und finanzierbar. «Vorbehalte gab es auch beim Mutterschaftsurlaub vor vielen Jahren.»