Die Sonne steht tief über den Feldern von Hefenhofen, der Frost knistert im Gras, und im Sekundentakt fallen die ersten Christbäume. Rund dreissig Mitarbeitende schneiden, tragen, verpacken. Hier ist ein eingespieltes Team an der Arbeit. «Körperlich ist es streng», sagt Mitarbeiter Giert Silins, «aber dafür brauchen wir kein Fitnessstudio».
Mittendrin steht Bruno Straub, der Mann, der die Plantage aufgebaut hat. Was vor über 20 Jahren als Notlösung begann, ist heute einer der grössten Christbaumbetriebe der Schweiz. Damals, als seine Festzeltvermietung im Oktober jeweils zum Stillstand kam, suchte Straub nach einer Winterbeschäftigung. Er pflanzte 4000 Setzlinge. «Eigentlich hätten es 100'000 sein sollen», sagt er rückblickend. Heute wachsen auf seinen 60 Hektaren fast eine halbe Million Bäume.
Rund 95 Prozent davon sind Nordmanntannen, die beliebtesten Weihnachtsbäume der Schweiz. Wie viele er jährlich verkauft, verrät Straub nicht. «Über Stückzahlen spricht man nicht», sagt er und schmunzelt. Doch wer die Dimensionen seiner Felder sieht, kann erahnen, dass es pro Saison Zehntausende sind, die in Schweizer Läden landen und an Weihnachten in warmen Stuben stehen.
Schneiden muss man bis zum Vollmond und nicht beim abnehmenden Mond.
Geschnitten wird bereits Ende November – aus Überzeugung: «Schneiden muss man bis zum Vollmond und nicht beim abnehmenden Mond.» Straub schwört darauf, dass Bäume, die vor dem Vollmond gefällt werden, länger frisch bleiben.
Neben ganzen Bäumen liefert der Betrieb auch tonnenweise Äste an Grossverteiler. In einer Halle in Salmsach bündeln acht Mitarbeitende Zypressen- und Tannenzweige zu exakt 750 Gramm schweren Sträussen. «Sechs, sieben Sorten müssen drin sein», erklärt Susanne Stacher, die jedes Bündel prüft. 60 Tonnen solcher Äste verlassen jedes Jahr den Hof. Oft wird bis spät in die Nacht gearbeitet.
Kritik an Monokulturen und Herbiziden kennt Bruno Straub. Er betont jedoch, dass nur ein schmaler Streifen unter den Bäumen gespritzt werde, um sie vor Überwucherung zu schützen. «Sonst müssten wir das Gras unter den Bäumen noch öfter mähen und das braucht ebenfalls Ressourcen.» Nachhaltigkeit sei ein Balanceakt, sagt er, aber man arbeite so schonend wie möglich.
In der grossen Scheune stapeln sich inzwischen die verpackten Bäume, bereit für die Auslieferung. Lastwagen fahren im Takt ein und aus. Für Bruno Straub ist es jedes Jahr ein besonderer Moment, wenn die Reihen lichter werden. «Je weniger hier stehen, desto besser», sagt er. Denn das bedeutet: Die Schweizer Nachfrage nach heimischen Bäumen bleibt hoch und seine Tannen finden ihren Weg in die warmen Stuben des Landes.