Das neue Ausbildungszentrum für Gebäudetechnik im solothurnischen Lostorf veranschaulicht, worum es geht: Photovoltaik auf dem Dach und an der Fassade, eine grosse Wärmepumpen-Anlage mit zehn Rotoren, auf dem Parkplatz eine Batterie fast so gross wie ein Schiffscontainer. So zeigt sich die grosse Halle von aussen.
An Modellhäusern im Massstab 1:1 arbeiten im Innern Fachleute für Sanitär und Heizung, für Lüftung und Haustechnik-Steuerung zusammen. Sie bilden sich gemeinsam weiter, vernetzen sich.
Diese Vernetzung verschiedener Branchen und Technologien sei auch beim Neubau des Campus zentral gewesen, sagt Christoph Schaer. Er ist Direktor des Gebäudetechnik-Verbandes Suissetec.
Eine «eierlegende Wollmilchsau» im Keller
Im Keller der Halle befindet sich die Energiezentrale des Gebäudes. «Herzstück ist die Hybridbox – eine eierlegende Wollmilchsau», sagt Schaer. Zentral sei hier die Wärmepumpe, zusätzlich gibt es ein Blockheiz-Kraftwerk, das mit Biogas angetrieben wird. Es produziert Strom und Wärme – für Warmwasser oder zum Heizen.
Alle Komponenten sind auf dem Markt erhältlich. Das ist keine Raketentechnologie.
In der Batterie und in grossen Wassertanks werden Strom und Wärme gespeichert und bei Bedarf abgegeben. Dank der intelligenten Steuerung aller Komponenten lässt sich der Suissetec-Campus in Lostorf effizient und vollständig mit einheimischer erneuerbarer Energie betreiben. Es ist ein Leuchtturmprojekt.
Vieles, was in Lostorf angewendet wird, wäre auch in kleineren Gebäuden oder in bestehenden Wohnhäusern umsetzbar, betont Schaer. «Alle Komponenten sind auf dem Markt erhältlich. Sie wurden bloss sinnvoll zusammengestellt und werden intelligent gesteuert. Das ist keine Raketentechnologie.»
Blockheiz-Kraftwerk für Wärme und Strom
Dass Sektorkopplung auch ganz anders funktionieren kann, zeigte am Powerloop-Forum Samuel Bucher vom Zentralschweizer Stromversorger CKW an einem Beispiel aus dem luzernischen Schüpfheim.
Dort wird regionales Holz sowie Holzabfälle aus einem nahe gelegenen Holverarbeitungsbetrieb in einem Blockheiz-Kraftwerk genutzt, um Strom und Wärme zu produzieren. «Zudem betreiben wir eine Pyrolyse-Anlage, in der Pflanzenkohle für die Zementindustrie hergestellt wird, wo das CO₂ dauerhaft gebunden wird», beschreibt Bucher die Anlage.
Es fehlt also nicht an Ideen zur intelligenten Vernetzung von Energieproduktion und Nutzung. Oftmals aber fehle es am Geld für die nötigen Investitionen, bedauert Monika Rüegger.
Wir bräuchten nur sehr wenig staatliche Unterstützung, um rasch mehr Strom und Wärme erzeugen zu können.
Die SVP-Nationalrätin ist Co-Präsidentin des Fachverbands Powerloop. Sie vergleicht die Branche mit anderen erneuerbaren Energien: Niemand baue eine alpine Solaranlage oder ein Windrad ohne staatliche Unterstützung. «Und wir bräuchten nur sehr wenig staatliche Unterstützung, um rasch mehr Strom und Wärme erzeugen zu können» – dank Sektorkopplung.
Doch das Parlament hat im Sommer abgelehnt, diese Anlagen zu fördern. Trotzdem wird sich Nationalrätin Rüegger weiterhin dafür einsetzen, dass künftig auch Sektorkopplungsanlagen Fördergelder bekommen.