In der Übernahmeschlacht um Warner Bros. Discovery (WBD) werden astronomische Summen aufgerufen. Der Streamingdienst Netflix bietet fast 83 Milliarden Dollar – Paramount legt über 108 Milliarden auf den Tisch.
Wo es um (viel) Geld geht, sind die Golfmonarchien nicht weit. Mit 24 Milliarden Dollar wollen sie sich am Paramount-Angebot beteiligen. Ganz vorne mischt der saudische Staatsfonds mit – und damit Kronprinz Mohammed bin Salman.
Unbehagen bei den Warner-Bossen
Nun empfiehlt der Warner-Konzern seinen Aktionären, sie sollen das Paramount-Angebot ablehnen – obwohl es deutlich lukrativer als das von Netflix ist. Das Paramount-Angebot sei «schlechter» und berge «signifikante Risiken».
So weit, so kryptisch. Die Wirtschaftsjournalistin Heike Buchter berichtet von der Wall Street in New York. Für sie schimmert in den Worten vor allem eines durch: ein Unbehagen gegenüber dem Geld aus den Golfstaaten.
Ellison, Kushner, bin Salman: Illustre Figuren mischen mit
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Bild 1 von 4. Mohammed bin Salman (kurz «MBS») inszeniert sich als Reformer. Doch der Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi kratzte an seinem Image. US-Geheimdienste sehen den saudischen Kronprinzen als Drahtzieher. Bildquelle: Keystone/AP/Evan Vucci.
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Bild 2 von 4. Chef von Paramount ist David Ellison, Sohn des Oracle-Gründers Larry Ellison (rechts neben Trump). Er ist einer der reichsten Menschen der Welt und steht dem US-Präsidenten nahe. Bildquelle: Getty Images/Andrew Harnik.
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Bild 3 von 4. Trump liess durchblicken, dass er eine Übernahme durch Paramount bevorzugt. Eine Rolle dürfte spielen, dass die Ellison-Familie Einfluss auf den Trump-kritischen Nachrichtensender CNN nehmen könnte. Dieser gehört zum Warner-Konzern. Bildquelle: Getty Images/Anadolu/Kyle Mazza.
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Bild 4 von 4. Auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner (Mitte) mischte mit seiner Affinity Partners Group mit. Die Golfstaaten schiessen regelmässig Milliarden in die Investmentfirma ein. Kushner zog sich aus dem Wettstreit um Warner zurück, kurz bevor der Konzern das Paramount-Angebot ablehnte. Bildquelle: Getty Images/Shan Thew.
«Das meiste Geld für diesen Deal kommt aus der Golfregion und nicht von Paramount selber», sagt Buchter. Der Aufsichtsrat von Warner fürchte nun, dass das undurchsichtige Finanzierungskonstrukt auseinanderfallen könnte.
Zudem soll Warner jedwede Einflussnahme der Golfmonarchien im künftigen Megakonzern ablehnen – etwa durch einen saudischen Sitz im Verwaltungsrat. Paramount kündigte zwar an, dass Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate kein Mitspracherecht im operativen Geschäft erhalten würden.
Riad strebt «Soft Power» an
Wie «still» die schwerreichen Teilhaber im Falle einer Übernahme sein würden, bleibt Spekulation. Klar ist für Buchter: Nachdem sich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman aus seiner Isolation gelöst hat, will er international wieder salonfähig werden. «Es geht ihm um den Aufbau von Soft Power – auch im kulturellen Bereich.»
Die Saudis haben schon längst die Unterhaltungsbranche für sich entdeckt. (Ehemalige) Fussball-Stars lassen ihre Karriere in der Saudi Pro League vergolden. «Kürzlich haben die Saudis auch der Metropolitan Opera in New York mit einem grosszügigen Fonds aus der Klemme geholfen», so die Finanzmarktexpertin.
Die «Diversifikation» der Geschäftsfelder ist beachtlich. Im Herbst hat sich der saudische Staatsfonds – unter mithilfe von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner – den Gaming-Riesen Electronic Arts einverleibt.
Mit der Beteiligung am fusionierten Warner-Paramount Konzern könnte künftig ein Hauch Hollywood durch den Wüstenstaat wehen.
Kushner macht Rückzieher
Dazu kommt: Die Beziehungen zu Washington sind wieder intakt. Mitte November wurde bin Salman mit viel Pomp im Weissen Haus empfangen, flankiert von Cristiano Ronaldo und den amerikanischen Tech-CEOs.
Zwar hat sich Kushner inzwischen aus dem Paramount-Deal zurückgezogen. Dass Riads Drähte ins Weisse Haus damit gekappt sind, glaubt Buchter aber nicht. Die Trump-Familie unterhalte seit vielen Jahren Geschäftsverbindungen zu den Herrscherhäusern der Region. «Und heute ist sie dort beschäftigter denn je. Es entstehen Trump Tower, Golf Resorts und vieles mehr.»
Sollte der Warner-Deal scheitern, dürften sich für «MBS» also schnell andere Investitionsmöglichkeiten bieten.