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G20 ohne Trump, Putin und Xi Warum hagelt es am ersten G20-Gipfel in Afrika Absagen?

Wenn sich morgen die G20 in Südafrika treffen, bleiben viele Staats- und Regierungschefs und -chefinnen fern. Viele lassen sich von Aussenministerinnen und -ministern vertreten. Auch China und Russland entsenden nur die zweite Garde. Die USA boykottieren den Gipfel komplett. Der diplomatische Korrespondent Fredy Gsteiger ordnet ein, wieso das Format taumelt.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

Warum sagen so viele Staatsoberhäupter ab?

Die Gründe sind unterschiedlich. US-Präsident Trump nutzt den Boykott als Strafmassnahme gegen das Gastgeberland Südafrika. Er wirft Südafrika völlig faktenfrei einen Völkermord an der weissen Bevölkerung vor. Russlands Präsident Putin wagt die Reise nicht, denn er müsste wegen eines Haftbefehls des Internationalen Gerichtshof eine Festnahme befürchten. Chinas Präsident Xi Jinping wiederum nimmt am liebsten an Gipfeltreffen teil, bei denen China den Ton angibt, etwa bei den Brics. Bei anderen gibt es andere Gründe. Viele halten eine persönliche Teilnahme nicht mehr für nötig, um die Entwicklung der Welt zu beeinflussen.

Warum steckt das Format der G20-Gruppe in der Krise?

Weil der Multilateralismus, die internationale Zusammenarbeit, generell in der Krise steckt. In den Themen der Klimapolitik, der Migration oder dem Freihandel schaut jeder nur noch für sich. Auch in der UNO werden kaum noch relevante Beschlüsse getroffen. Besonders ausgeprägt ist das bei den grossen Mächten China, Russland und den USA. Sie setzen nicht mehr auf Partnerschaften, Kompromiss und Völkerrecht, sondern setzen ihre Interessen mit reiner Macht durch.

Ist das Format noch zeitgemäss?

Das Format wäre eigentlich sehr zeitgemäss. Die G20 wurden nach der Weltfinanz- und Wirtschaftskrise gegründet. Der Westen erkannte damals, dass er grosse Probleme nicht mehr allein lösen konnte. Mit Ländern wie China, Indien oder Brasilien an Bord fand man tatsächlich Lösungen nach dieser Krise. Heute existieren die G7, der Club der Westmächte, und die Brics, die Gruppe nicht-westlicher Mächte. Die G20 könnten den Brückenschlag zwischen den beiden machen. Doch das passiert kaum noch.

Ein Journalist geht an Flaggen von teilnehmenden Ländern am Medienzentrum des G20-Gipfels vorbei.
Legende: Das G20-Format war einst gedacht, um Brücken zu bauen zwischen Nord und Süd, Ost und West. AP Photo/Themba Hadebe

Wie reagieren afrikanische Staaten auf das Desinteresse?

Südafrika hat als Gastgeber zahlreiche afrikanische Staats- und Regierungschefs eingeladen. Viele erleben nun, dass der erste G20-Gipfel auf ihrem Kontinent von manchen nicht besucht werden wird. Das zeigt einen Mangel an Respekt. Aber es ist auch ein Signal, dass das Interesse am Dialog mit afrikanischen Staatschefs und an einer Kooperation auf Augenhöhe nicht so gross ist.

Kommt am Ende überhaupt etwas heraus?

Das ist offen. Das Motto «Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit» ist anspruchsvoll, grosse Würfe sind in der aktuellen weltpolitischen Spannungslage ohnehin schwierig. Ein allfälliges Abschlussdokument dürfte vage bleiben. Zudem wollen die Amerikaner den Gipfel nicht nur boykottieren, sondern auch sabotieren. Sie wollen verhindern, dass überhaupt Beschlüsse im Konsens gefällt werden, weil die Themen ihnen nicht passen. Deswegen behaupten sie, eine Verabschiedung ohne ihre Teilnahme sei nicht möglich.

Rendez-vous, 21.11.2025, 12:30 Uhr ; 

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