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Überraschung in den USA Die Inflation sinkt – die Unsicherheit bleibt

Die Teuerung fällt tiefer aus als erwartet. Den «Sieg über das Preisproblem» verkündet die Trump-Regierung noch nicht.

Eier, Milch oder auch Brot – in den USA ist in den letzten Monaten vieles teurer geworden. Nun aber ist die Inflation überraschend von 3 auf 2.7 Prozent gesunken. Nach einer Inflationsrate von 3.0 Prozent im September hatten Volkswirte im Schnitt einen Anstieg auf 3.1 Prozent erwartet.

Allerdings gibt es infolge fehlender Datenerhebungen wegen des teilweise Stillstands der Regierungsgeschäfte («Shutdown») von Oktober bis Mitte November zahlreiche Unsicherheitsfaktoren, eine Gesamtzahl für Oktober fehlt zudem.

Die Preise sind sehr viel höher als noch vor der Pandemie. Das spürt jeder hier beim Einkaufen.
Autor: Heike Buchter Börsenkorrespondentin an der Wall Street in New York

Auch die Börsenkorrespondentin Heike Buchter spricht von einer Überraschung: «Eigentlich war man davon ausgegangen, dass Trumps Zölle langsam aber sicher auf die Verbraucherpreise durchschlagen.»

Viele Unternehmen hatten vor der Einführung der Zölle ihre Lager in den USA gefüllt. Damit sollten die Auswirkungen abgefedert werden. Sobald sich die Lagerbestände leerten, sei jedoch ein Anstieg der Teuerung erwartet worden, erklärt Buchter.

Trumps Wahlversprechen

Die Teuerung ist eines der zentralen politischen Themen in den USA – seit Jahren. «Die Preise sind sehr viel höher als noch vor der Pandemie. Das spürt jeder hier beim Einkaufen», sagt Buchter, die in New York lebt.

Person im Supermarkt, betrachtet Produkte im Gang.
Legende: Im Durchschnitt sind die Lebensmittelpreise seit 2020 um 30 Prozent gestiegen. Die Löhne stiegen zwar auch an, konnten mit der Inflation aber nicht Schritt halten. Keystone/AP/Nam Y. Huh

«Dieser Trend hat sich in diesem Jahr fortgesetzt, wenn auch in geringerem Ausmass», schätzt die Korrespondentin. Damit geriet der US-Präsident politisch in die Klemme: Er musste der Bevölkerung erklären, warum die Preise trotz seiner Ankündigungen nicht gesunken sind.

Der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten, Kevin Hassett, bezeichnete die Inflationsdaten als Zeichen für hohes Wachstum bei sinkender Teuerung. «Ich sage nicht, dass wir den Sieg über das Preisproblem schon verkünden, aber das ist ein erstaunlich guter Bericht zu den Verbraucherpreisen», sagte er dem Sender Fox Business Network.

Mann im Anzug vor einem Gebäude im Freien.
Legende: «Die Fed hat noch viel Spielraum, die Zinsen zu senken», sagte Hassett. Er gilt als einer der Favoriten Trumps für die Nachfolge von Jerome Powell an der Spitze der US-Notenbank. Keystone/AP/Jim Lo Scalzo

Am Mittwoch hatte Trump in einer TV-Ansprache versprochen, dass sich die wirtschaftliche Lage im kommenden Jahr verbessern werde. Die Preise für Lebensmittel und Benzin würde «rapide sinken». Er verwies dabei auf seine Steuerpolitik, die Zölle und seine Pläne, Fed-Chef Powell zu ersetzen.

Gleichzeitig machte er seinen Vorgänger Joe Biden erneut Vorwürfe: «Ich habe ein Chaos übernommen und bringe es wieder in Ordnung.» Der Kampf gegen die Inflation sei zwar noch nicht vorbei, räumte er ein. «Doch die USA stehen vor einem Wirtschaftsboom, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat.»

Mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gibt es jedoch alarmierende Zeichen, schätzt Barbara Colpi, USA-Korrespondentin von SRF. Ihr Fazit: Trumps Wirtschaftserzählung bröckelt.

Umschwung im neuen Jahr?

Wie es im kommenden Jahr weitergeht, ist schwer vorauszusagen. Wenn die Pessimisten Recht behalten würden, blieben die neusten Inflationsahlen nur eine Ausnahme, sagt Buchter. «Die Optimisten – dazu zählen natürlich Trump und seine Regierung – erwarten dagegen den entscheidenden Durchbruch.»

Der US-Präsident setzt darauf, dass sein «Big Beautiful Bill» – also sein grosses Steuersenkungspaket – Früchte tragen wird. Auch der KI-Boom soll die Wirtschaft weiter beflügeln.

«Diese Faktoren könnten tatsächlich für ein höheres Wirtschaftswachstum, mehr Beschäftigung und höhere Löhne sorgen – und vielleicht sogar dafür, dass die Preise nicht mehr ganz so stark steigen», schliesst Buchter. «Und das wäre dann wohl, aus Trumps Sicht, das versprochene goldene Zeitalter.»

SRF 4 News, 19.12.2025, 6:10 Uhr ; 

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