Erste Schätzungen: Neue Zahlen zeigen, dass Winzerinnen und Winzer weltweit im laufenden Jahr 23 Milliarden Liter Wein produzieren. Das ist zwar ein Anstieg von drei Prozent im Vergleich zur historisch schwachen Ernte von 2024, allerdings liegt die Produktion damit deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Es ist die zweitniedrigste Ernte seit über 60 Jahren. Dies zeigen die Zahlen der Internationalen Organisation für Rebe und Wein OIV in Paris. Die OIV sammelt die Daten der Landwirtschaftsministerien der 50 Mitgliedstaaten, es sind die verlässlichsten Zahlen der Branche. Der langfristige Vergleich zeigt weiter, dass im laufenden Jahr fast 40 Prozent weniger Wein produziert werden als im Spitzenjahr von 1979.
Die Gründe: «Schon das dritte Jahr in Folge gibt es weltweit eine aussergewöhnlich tiefe Weinernte. Das haben wir seit Jahrzehnten so nicht gesehen», schreibt die OIV auf Anfrage von SRF. Ausschlaggebend sei hauptsächlich das Wetter, wobei die Länder unterschiedlich betroffen seien. «Die tiefe Ernte ist vor allem das Resultat von extremen Wetterereignissen; Hitzewellen, Trockenheit, exzessive Regenfälle, Frost und Hagel», schreiben die Fachleute. Betroffen seien beide Hemisphären. Es gebe starke regionale Unterschiede, sogar innerhalb einzelner Länder. Durch die Wetterkapriolen werde es immer schwieriger, die jährliche Produktion vorauszusagen.
Wetterextreme auch in der Schweiz: Auch hierzulande bekommen die Winzerinnen und Winzer die Wetterextreme zu spüren. In den letzten fünf Jahren hat die Weinproduktion in der Schweiz so stark geschwankt wie kaum je zuvor. Vor allem 2021 war miserabel – mit der schlechtesten Ernte seit Jahrzehnten. Es gab damals einen warmen Frühling, gefolgt von einem Temperatursturz. Der Frost beschädigte die Reben. Nach zwei guten Jahren folgte 2024 erneut ein mageres Jahr mit der zweitniedrigsten Erntemenge der letzten Jahrzehnte. Im laufenden Jahr sind die Ernteprognosen wieder besser. Die OIV rechnet für die Schweiz 2025 mit fast 30 Prozent mehr Wein als 2024. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) wiederum zeigt sich etwas weniger zuversichtlich, die Prognose aus Paris sei zu hoch. «Seit Abschluss der Weinlese melden die Weinbauregionen in der Schweiz, dass die Erntemengen unter den ursprünglichen Schätzungen liegen», heisst es beim BLW auf Anfrage. Die endgültige Menge für die Schweiz werde Ende Januar bekannt gegeben.
Weniger Anbaufläche: Die magere Ernte auf der Welt nur mit dem Wetter zu begründen, würde zu kurz greifen. Vielmehr ist es auch so, dass die Winzerinnen und Winzer auf die sinkende Nachfrage reagieren. Der Weinkonsum weltweit ist rückläufig, vor allem junge Menschen trinken weniger Wein. In Ländern wie Frankreich, Spanien und Portugal wurden Reben entfernt, um eine Überproduktion zu verhindern. Weltweit haben die Anbauflächen in den letzten 20 Jahren um fast 10 Prozent abgenommen.
Schweiz auf Platz 21: Die Schweiz gehört in der Weinproduktion zwar nicht zu den absolut grössten Anbietern, landet aber dennoch auf Platz 21. Es gibt hierzulande grosse Anbaugebiete, nicht nur in der Romandie, sondern auch in der Deutschschweiz. Weltweit grösster Lieferant ist Italien. Das Land hat sich nach einer Dürre vor zwei Jahren und Ernteausfällen wieder an der Spitze positioniert. Nach Italien folgen Frankreich, Spanien und die USA als weltweit grösste Hersteller von Wein.